Mitte Juli jährt sich das Hochwasser von 2021, das in Erkrath Spuren der Verwüstung hinterließ, zum dritten Mal. Mit einer Mahnwache erinnert die Bürgerinitiative Hochwasser / Erkrath Nord daran, dass in Sachen Hochwasserschutz seit dem nicht viel passiert ist.
Drei Jahre nach der Flut laufen im Gartenhaus von Yvonne Müller-Wiegand die letzten Sanierungsmaßnahmen der 2021 entstandenen Schäden. Jeder länger anhaltende Regen sorgt dafür, dass die Anwohner der Bachstraße die Pegelstände beobachten und schlecht schlafen. „Glauben Sie, einer von uns fährt noch drei Wochen sorglos in Urlaub?“, fragt uns Yvonne Müller-Wiegand. Wir haben sie besucht und mit ihr und weiteren Vertretern der Bürgerinitiative Hochwasser / Erkrath Nord gesprochen, die sich im vergangenen Jahr nach einer Info-Veranstaltung der Grünen zum Baugebiet Erkrath Nord gegründet hatte. Zu den aktiven Mitglieder gehören neben Yvonne Müller-Wiegand auch Michael von Roebel, Norbert Voss und und Thomas Scheurer. Die Vier informieren passive Mitglieder der Initiative regelmäßig über neue Erkenntnisse, die – wie anstehende Termine – auf einer eigenen Homepage veröffentlicht werden.
Die Sorge, dass der Bau des neuen Gymnasiums und die damit verbundene Zufahrt, die nach einer Anhebung des hinteren Teils der Bachstraße über eine noch neu zu bauende Brücke erfolgen soll, die Gefahr einer Überflutung eher steigen lässt, bleibt. Zwar wurde den Anwohnern versichert, dass die Anhebung den Schutz verbessere, aber sie alle haben erlebt, dass Wassermassen sich ihren Weg suchen. Bei Yvonne Müller-Wiegand vor allem über den Sportplatz hinter den Häusern (wir berichteten), denn die wirklichen Wassermassen kamen nicht von der Straßenseite, sondern flossen in atemberaubender Geschwindigkeit von hinten in den tieferliegenden Garten und flutenden dort zuerst die Anbauten.
In einem Stadtteilgespräch im August letztes Jahr hatte Bürgermeister Schultz auf Anwohnerfragen geäußert: „und ja, das kann auch bedeuten, dass man selbst eine Mauer auf dem eigenen Grundstück baut“. Dass es da mit einer kleinen Mauer nicht getan wäre, führte uns Jenny G. im letzten Jahr mit Aufnahmen der Flut vor Augen. Sie wohnte in dem Haus auf der Bachstraße, dessen Grundstück massiv durch den Brückenbau betroffen ist. Inzwischen ist sie leider verstorben. Ihre Tochter wehrt sich indes weiter gegen die Anhebung der Bachstraße vor ihrem Grundstück.
Wasser sucht sich einen Weg. Wenn betroffene Anwohner die Kosten dafür aufbringen können und ihre Grundstücke rundherum mit einer ausreichend hohen Mauer (rot markiert) einfassen würden, wo würde das Wasser alternativ abfließen?
Was tut die Stadt für den Hochwasserschutz?
Seit März 2023 liegen die Ergebnisse der Untersuchung zum Hochwasserschutz vor. Viele Optionen bietet sie nicht. Die Hoffnung das Wasser der Düssel schon vor der Stadt zu ‚bremsen‘ liegt unter anderem auf dem Frauenhofer Steinbruch als Retentionsfläche. Unter Informationen zur Fläche ist in der Präsentation auf Seite 7 ‚Fundstelle des Neandertaler, FFH Schutzgebiet und Naturschutzgebiet‘ vermerkt, unter Fazit auf Seite 9 wird Klärungsbedarf u. A. für die Standsicherheit; Bodenbeschaffenheit; Grundwasser sowie Schutzgebiet (u.a. FFH) und Nutzung angegeben. Ob sich die Maßnahme umsetzen lässt, ist nicht abschließend beantwortet. Auch an der Morper Allee sollen Maßnahmen geprüft werden, die für die Anwohner der Bachstraße und angrenzender Straßen allerdings nicht greifen.
Weitere Informationen gibt es bisher nicht. Dabei hatte der Planungsausschuss im November 2023 folgenden Beschluss gefasst: „Die Verwaltung wird gebeten, bis zum Sommer 2024 ein Maßnahmenplan zum Hochwasserschutz und zur Regenwasserhaltung mit konkreten Maßnahmen („Schwammstadtkonzept“) inkl. eines ungefähren Zeitplans zu erarbeiten und dem AUP bzw. dem Rat zum Beschluss vorzulegen.“ Hoffnung auf Neuigkeiten auch in Bezug auf das sogenannte ‚Schwammstadtkonzept‘ hatte die Bürgerinitiative deshalb aufgrund der Anfrage und des Antrags der Grünen im letzten Planungsausschuss. Die wurde dann aber „auf Grund urlaubsbedingter Abwesenheit beim Abwasserbetrieb und im Fachbereich 68“ in den Planungsausschuss am 27. August 2024 vertagt.
Mahnwache: Hochwasserschutz nicht vergessen – Starkregenvorsorge jetzt
Ein bisschen stellt sich bei den Mitgliedern der Initiative das Gefühl ein, dass der Hochwasserschutz drei Jahre nach der Flut fast schon in Vergessenheit geraten ist. Für sie gibt es immer noch offene Fragen, die nicht abschließend beantwortet sind.
Damit der Hochwasserschutz in Zeiten, in denen Extremwetterereignisse längst nicht mehr die 100-jährige Ausnahme darstellen, nicht vergessen wird, erinnern sie am 13. Juli von 9 bis 13 Uhr mit einer stummen Mahnwache vor dem Rathaus daran, dass noch einiges zu tun ist. Die Mahnwache wurde zuvor bei der Polizei angemeldet.
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