Es ist etwas mehr als ein Jahr her, da fragten wir: „Ist Aufgeben doch eine Option? Das Ende von erkrath.jetzt?“ Aufgeben werden wir nicht, aber es wird anders …
Im letzten Jahr haben wir auf unseren Artikel „Ist Aufgeben doch eine Option? Das Ende von erkrath.jetzt?“ viel Feedback von Lesern erhalten. Die Idee mit einem Verein statt mit einer Genossenschaft weiterzumachen, hätten viele begrüßt und haben ihre Bereitschaft erklärt Mitglied zu werden. Es gab auch ein paar neue freiwillige Abonnenten bei Steady, aber gerettet hätte uns das nicht. Anfang 2024 haben wir eine Vereinssatzung entworfen und so hätte es eigentlich weitergehen sollen. Geht es aber nicht, denn mit einem Verein hätten wir weder eine ausreichende Finzierung hinbekommen, noch hätte der Verein eine Entlastung in der Arbeit gebracht und die hat uns im letzten Jahr an alle Grenzen geführt. Zu wenig Menschen, für zu viel Arbeit mit zu wenig Einnahmen.
Wir verabschieden uns bald von der Gemeinnützigkeit. Warum?
Wir haben einmal darauf geschaut, wie sich die Kontext Wochenzeitung in Stuttgart hält. Gemeinnützig und von einem Verein getragen, existiert sie bereits seit 2011. Immer mal wieder in der Krise, hat sie überlebt. Bei Wikipedia ist nachzulesen, dass rund 1.500 Menschen Kontext unterstützen. Bei 633.484 Einwohnern unterstützen also 0,24 Prozent der Stuttgarter die Kontext Wochenzeitung. Wir haben die Rechnung dann mal auf Erkrath übersetzt, auf die Zahl unserer Unterstützer und die Zahl der Einwohner und siehe da: Uns unterstützen 0,22 Prozent der Erkrather. Wir sind also gar nicht so weit auseinander, nur monetär ist das ein Riesenunterschied. Erkrath ist eben viel zu klein. Aktuell gibt es 79 Abonnenten bei Steady. Hinzu kommen etwa 25 Spender mit zum Teil regelmäßigen, zum Teil einmaligen Spenden. Bei täglich mindestens 2.000 Lesezugriffen reicht das natürlich nicht, um die Arbeit zu finanzieren. An manchen Tagen sind es sogar 6.000 bis 8.000 Lesezugriffe.
Mit der Liquidation der Genossenschaft (voraussichtlich im Februar) und dem Verzicht auf die Vereinsgründung verzichten wir auch auf die Gemeinnützigkeit und damit natürlich auch auf die Möglichkeit für Spenden eine Zuwendungsbescheinigung auszustellen. Wenn der neue Freistellungsbescheid in den kommenden Tagen eintrifft, werden wir für alle erhaltenen Spenden über 300 Euro noch einmal eine Spendenquittung ausstellen. Eine Bitte an die Leser, die uns über Paypal oder über unser Konto mit Spenden unterstützt haben: Bitte ab Februar keine Spenden mehr überweisen. Das Projekt bei Betterplace haben wir vorsorglich schon beendet.
Wir nehmen mit Wegfall der Gemeinnützigkeit also vorerst noch weniger ein, haben aber nach Auflösung der Genossenschaft auch weniger Kosten. Beiträge für den Genossenschaftsverband, Prüfungen und Bilanzpflicht entfallen. Wir würden uns natürlich freuen, wenn wir unsere Spender später als Abonnenten begrüßen dürfen.
Keine Änderung für Steady-Abonnenten
Für unsere Steady-Abonnenten ändert sich nicht viel. Da es künftig neben frei lesbaren Beiträgen auch Premiumartikel mit einer Bezahlschranke geben wird, ist an dieser Stelle nur das Login über Steady (von unserer Homepage aus) notwendig, um diese Artikel zu lesen. Wer uns bisher mit einem großzügigeren Abonnement unterstützt, kann künftig – je nach Höhe des Abonnements – einen oder mehrere Gastleser auf sein Abonnement einladen.
Uns ist bewusst, dass uns einige Menschen mit kleinem Einkommen mit einem frei gewählten Betrag unterstützt haben. Wer sich künftig das einfache Abo nicht leisten kann, darf uns gerne schreiben und wir ermöglichen einen vergünstigten Zugang. Auch wenn wir künftig nicht mehr gemeinnützig sind, Gewinne sind nicht unser Ziel. Wir streben an gemeinwohlorientiert zu arbeiten. Lediglich Arbeit und Honorierung sollen in ein faires Verhältnis gesetzt werden.
Veranstaltungskalender
Nach dem Relaunch und der Namensänderung wird es einen Veranstaltungskalender geben, in den (hoffentlich – wir arbeiten noch daran) Veranstalter Events eigenständig eintragen können. Pressemitteilungen werden wir künftig nicht mehr auf unsere Seite übertragen. Die Arbeit ist dauerhaft nicht zu leisten. In der nächsten Zeit wird an einem Newsletter gearbeitet, der dann mit kurzen Zeilen und Links auf die wichtigsten Meldungen hinweist.
Erkrath lokal
Da einige große Änderungen anstehen und wir nicht weiter als ‚Tagesmedium‘ agieren können und wollen (dazu fehlt uns schlicht die Manpower) haben wir uns zu einem Wechsel des Namens entschieden. Wochentags soll auch künftig täglich ein Artikel erscheinen, aber eben keine Pressemitteilungen mehr. Es wird sicher auch immer wieder Zeiten geben, in denen soviel gleichzeitig passiert, dass wir einige Artikel an den Wochenenden veröffentlichen, aber es wird nicht die Regel sein.
Erkrath lokal versteht sich als Stadtmagazin, mehr Zeitschrift als Zeitung. Mehr ausführliche und recherchierte Berichte mit Quellen, wie wir sie ja schon in der Vergangenheit öfter gebracht haben und weniger Kurzmeldungen. erkrath.jetzt wird, sobald die neue Seite fertig ist, umgeleitet. Auf diese Weise wird niemand den Neustart verpassen.
Regionale, dezente Werbung und Stellenanzeigen wird es auch künftig geben. Aber wir werden es auf jeden Fall auch weiter vermeiden mit automatisch eingespielten Werbeanzeigen den Lesegenuss zu stören. Mit Werbung und Stellenanzeigen aus der Region versuchen wir Technik und anderes zu finanzieren.
Bis zum Neustart wird es vielleicht hier und da ‚ein wenig Ruckeln‘, denn all das, was hier geschildert ist, passiert parallel zur täglichen Arbeit. Bleibt uns treu. Wir freuen uns auf Euch.
Transparenz zu Finanzen und geplanter Auflösung
erkrath.jetzt ist im November 2019 online gegangen. Sämtliche Gründungs- und Startkosten wurden aus freiwillig höher übernommenen Genossenschaftsanteilen der Mitglieder vorfinanziert, um keine Kredite aufnehmen zu müssen. Die Anteile wurden später auf ein Unterkonto zurückgeführt und wurden bis heute nicht mehr in Anspruch genommen, sodass die Liquidierung der Genossenschaft nicht zu Verlusten führt.
Für die noch zusätzlich anfallenden Kosten, wie Steuerberatung, Gericht, Notar etc. wurden 2024 deutlich weniger Honorare ausgezahlt, als in den Jahren zuvor, in denen die Arbeit schon kaum adäquat honoriert wurde. Wir haben für unsere Leser eine grobe Übersicht über Einnahmen und Ausgaben von 2019 bis 2023 erstellt, damit nachvollziehbar wird, warum wir jetzt die Notbremse ziehen mussten und einen anderen Weg gehen, damit wir überhaupt noch unabhängigen Journalismus für Erkrath bieten können.
Bis Mitte 2021 waren wir zu zweit Vollzeit mit Unterstützung für einzelne Berichte von anderen Autoren im Einsatz. Anschließend verteilten sich die Hauptaufgaben auf eine Person in -mehr als- Vollzeit mit Unterstützung durch weitere Ehrenamtler und Honorarkräfte. Keiner konnte fair für seine Arbeit bezahlt werden und dennoch drohte sich der Überschuss aus dem Jahr 2020 aufzubrauchen und zu einem negativen Gesamtergebnis zu führen.
Bis heute (8. Januar 2025) wurden 10.594 Pressemitteilungen auf erkrath.jetzt veröffentlicht und 3.690 Artikel von Autoren geschrieben. Die unfassbare Menge von 23.612 Medien (zu 98 Prozent Fotos, der Rest PDF’s) sorgt darüber hinaus dafür, dass wir – hätten wir so weiter gemacht – ein teureres und leistungsstärkeres Webhosting-Paket gebraucht hätten. Wir ziehen deshalb auf die neue Seite auch nur Autorenartikel um. Die Pressemitteilungen fallen weg.
2019 | |
Eintrittsgelder Mitglieder | 150,00 € |
Gründungs- und Startkosten | – 3.705,03 € |
Ergebnis | – 3.555,03 € |
2020 | |
Steady-Abos und Werbung | 11.518,78 € |
Spenden | 8.351,09 € |
Corona Soforthilfe | 9.000,00 € |
Preis der Landesmedienanstalt | 1.250,00 € |
Honorare an Journalisten | -14.362,50 € |
alle anderen Kosten | – 4.734,72 € |
Ergebnis | 11.023,07 € |
2021 | |
Steady-Abos und Werbung | 13.950,09 € |
Spenden | 3.396,43 € |
Heimatpreis d. Stadt Erkrath | 2.500,00 € |
Honorare an Journalisten | -14.172,79 € |
Rückzahlung Corona-Soforthilfe | – 3.342,00 € |
alle anderen Kosten | – 3.419,09 € |
Ergebnis | – 1.087,36 € |
2022 | |
Steady-Abos und Werbung | 14.422,68 € |
Spenden | 5.521,30 € |
Honorare an Journalisten | – 18.387,02 € |
Aufwandsentschädigungen | – 195,00 € |
alle anderen Kosten | -2.420,76 € |
Ergebnis | – 1.058,80 € |
2023 | |
Steady-Abos und Werbung | 11.335,20 € |
Spenden | 5.886,97 € |
Honorare an Journalisten | – 16.950,00 € |
Aufwandsentschädigungen | – 1.500,00 € |
alle anderen Kosten | – 1.979,16 € |
Ergebnis | – 3.206,99 € |
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