Wenn Ankommen schwerer wird

von Ria Garcia

Foto: Gabriela Klosa

Über die Kürzungen im Haushalt des Landes und die Proteste dazu hatten wir bereits berichtet. Was wir zu diesem Zeitpunkt nicht wussten: Auch das TSV Jugendzentrum ist von der Streichung des Komm-An Förderprogramms auch betroffen.

Zu Nikolaus haben wir das TSV Jugendzentrum besucht, um uns über Neuigkeiten auszutauschen. Erst im Gespräch mit Gabriela Klosa haben wir erfahren, dass aus das Jugendzentrum durch die Streichung des Förderprogramms Komm-An NRW II betroffen ist. Zwar hat die Landesregierung nach dem Protest in Düsseldorf im Haushalt noch einmal nachgebessert und die Kürzungen im Sozialen abgeschwächt, das Programm Komm-An NRW II wird aber wohl nicht wieder aufleben. „Diese Förderung haben wir jetzt drei Jahre lang erhalten. Nach dem Wegfall müssen wir uns neu aufstellen“, sagt uns Gabriela Klosa.

Foto: GK

Finanziert wurde damit unter anderem der Kochclub. Wegfallen soll er dennoch nicht. „Mit der Förderung war es möglich auch hochwertigere und gesunde, regionale Lebensmittel einzukaufen. Jetzt müssen wir neu denken“, so Klosa. Essen spielt für die Kinder, die das TSV Jugendzentrum besuchen, eine nicht unerhebliche Rolle. Während an ruhigen Tagen 20 Kinder den Nachmittag über das Jugendzentrum besuchen, sind es durchschnittlich 40 Kinder pro Tag. Außer an Dienstagen, da sind es oft 45 bis 50 Kinder, denn dienstags gibt es im Jugendzentrum eine gemeinsame Koch- und Backaktion, die von Ehrenamtlichen geleitet wird und Essen für alle bietet.

Mit der Komm-An Förderung war das Angebot im Jugendzentrum umfassender. So konnten Kinder im Rahmen der Partizipation Ausflugswünsche äußern, über die in der Regel abgestimmt wurde und so kam es zum gemeinsamen Schlittschuhlaufen, zur Zaubershow mit Clown Daniel oder gleich zum Zirkusbesuch. Auch ein Besuch des Lamahofs und Tiger &Turtle in Duisburg oder des Trampolinos, der Seniorenpferde und des Ballonmuseums konnten ermöglicht werden.

„Zweimal waren wir jetzt auch schon im Planetarium“, erzählt Gabriela Klosa, die dabei selbst zum ersten Mal im Planetarium war. „Das war so schön. Das ist Bildung pur“, schwärmt sie. Mit dem Geld, dass der TSV von der Stadt für die Jugendarbeit erhält, seien solche Ausflüge in diesem Umfang nicht mehr möglich, ohne andere Angebote zu streichen. Genau das ist aber kaum möglich. „Es wäre schön, wenn so etwas auch künftig möglich wäre“, wünscht sich Gabriela Klosa. Wie, das ist allerdings offen, wenn in sozialen Bereichen immer mehr gespart wird.

Jugendzentrum als wichtige Anlaufstelle

„Zu uns kommen die Kinder, die wirklich Förderung brauchen“, erklärt Gabriela Klosa. Und die Kinder, die das Jugendzentrum besuchen, werden immer jünger. Waren es in der Vergangenheit meist Dritt- und Viertklässler sowie nachmittags ältere Kinder und Jugendliche, kommen inzwischen viele Erst- und Zweitklässler. Das sei seit dem Sommer so. Oft würden die Eltern die Kinder bringen, damit sie mehr Deutsch lernen. „Uns haben zwei ukrainische Kinder im offenen Bereich besucht. Jetzt haben wir vier Anmeldungen für ukrainische Kinder in der Hausaufgabenbetreuung“, beschreibt sie den wachsenden Unterstützungsbedarf. 18 Kinder aus unterschiedlichen Ländern besuchen aktuell die Hausaufgabenbetreuung. „Wir haben immer ein volles Haus“, erzählt Klosa. Das sei auch gekommen, weil immer jüngere Kinder kämen. Oft hätten Eltern, die ihre Kinder zum offenen Treff bringen, Fragen und das Team könne erklären, wo es Unterstützung bei unterschiedlichen Anliegen gäbe und damit Wege verkürzen.

Vom Komm-An Programm hat auch die Hausaufgabenbetreuung profitiert. Drei iPads konnten angeschafft werden. „Die sind in der Hausaufgabenbetreuung sehr hilfreich“, sagt uns Gabriela Klosa. Spenden gibt es zum Teil auch von TSV Mitgliedern. „Die Mitglieder des Sportvereins fühlen sich teils auch mit dem Jugendzentrum verbunden und spenden dann auch einmal“, ist Gabriela Klosa für diese Unterstützung dankbar. In diesem Jahr wird aber wohl erst einmal an einigen Stellen der rote Sparstift angesetzt werden müssen, wenn sich nicht neue Sponsoren und Spender finden.

Seit das Jugendcafé wieder geöffnet sei, kämen wenig Ältere. „Außer zum Basteln. Da kommen auch die Größeren.“ Es sei das Schöne an der Arbeit des Teams im TSV Jugendzentrum, dass man kreativ sein könne. „Hier ist kein Tag wie der andere“, sagt Gabriela Klosa und dann lobt sie ihre Mitstreiter: „Ich habe hier wirklich ein tolles Team. Wir sind alle sehr unterschiedlich, aber genau das macht uns so widerstandsfähig. Jeder bringt sich mit seinen Stärken ein. Wir arbeiten gerne hier.“ Eine große Hilfe sind auch die Praktikanten, die immer wieder unterstützen und die oft selbst Migrationshintergrund haben. „Für Kinder, die noch nicht lange in Deutschland sind, ist es einfacher, wenn sie auf jemanden treffen, der ihre Sprache spricht“, weiß Gabriela Klosa, wie wertvoll die Praktikanten sind. Viele ehemalige Kinder bleiben dem Jugendzentrum verbunden und später trifft man sie dann auch als Praktikant, weil sie sich selbst gerne wieder einbringen.

Ein ernstes Thema für alle in der Jugendarbeit Beteiligten

Seit der SGB VIII-Reform im Juni 2021 sieht das Kinder- und Jugendstärkungsgesetz (KJSG) für Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe verpflichtend ein Schutzkonzept vor. Auch im TSV Jugendzentrum arbeitet man an einem solchen Konzept. „Wir sind noch in der Entwicklung und haben in diesem Jahr vier Fortbildungen gemacht“, berichtet uns Gabriela Klosa. Die geforderten Konzepte seien nicht statisch, sie seien vielmehr ein Prozess und würden sich den Anforderungen entsprechend immer wieder wandeln. Die Konzepte selbst dienen dabei vor allem der Sensibilisierung für das Thema und der Verkürzung von Wegen zu Beratungsstellen und Jugendamt. Es gäbe dabei klare Ansprechpartner, um sich über mögliche Fälle zu beraten.

Aktionen außerhalb des Jugendzentrums

In diesem Jahr hat sich das Jugendzentrum neben dem Spielesommer in der Sandheide auch erstmals am Kinder- und Jugendtag am Hochdahler Markt beteiligt. „Das war sehr schön. Man erfährt dort besondere Anerkennung“, sagt uns Gabriela Klosa. Die gute Zusammenarbeit mit Laura Frauenrath von der Werbegemeinschaft Hochdahler Markt lobte sie.

Auch beim Lichterfest in der Sandheide war das Jugendzentrum wieder vertreten. Den Bewegungsparcour, der aufgebaut wurde, sei aber am Ende von den Kindern nach eigenem Spielspaß umfunktioniert worden. „Auch das ist Partizipation“, lacht Gabriela Klosa. Zum Einsatz seien wieder die leuchtenden Hula Hoop Reifen und blinkende Lichter gekommen. „Nächstes Jahr sind wir auch wieder dabei. Wir haben schon Leuchtseilchen bestellt.“ Die hätten eigentlich schon in diesem Jahr zum Einsatz kommen sollen, erklärt Klosa, aber am Ende seien sie zwei Tage zu spät eingetroffen. Im Schrank liegen Hula Hoops und Leuchtseilchen deshalb bis zum nächsten Jahr aber nicht. „In der dunklen Jahreszeit werden die gerne auch in der Halle des Jugendzentrums genutzt“, verrät Klosa.

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