Über Fronleichnam fand wieder das Schützenfest der St. Sebastianus Bruderschaft 1484 e.V. in Erkrath statt. Für die fünf Tage war zunächst Regen vorhergesagt, doch es konnte überwiegend bei trockenem Wetter gefeiert werden.
Am Freitagmittag wurde zunächst mittels Lasergewehr der Pagenprinz ermittelt. Kurzfristig schossen zwei Pagen um die Prinzenwürde. Den letzten Pagenprinzen gab es 2019, nach einer Lücke durch Corona und fehlenden Nachwuchs ist nun Gabriel Wefers Pagenprinz. Er ist bei der Jugendfeuerwehr aktiv.
Nachdem es im vergangenen Jahr bei den Jungschützen länger dauerte als bei den Altschützen, wurde ihnen diesmal ein Vorsprung von einer Viertelstunde gegeben. 10 Minuten nach dieser Ankündigung fiel der Rumpf des Vogels und damit stand der Prinz der Jungschützen fest: Jannik Kauffeld schoss 20 Tage vor seinem 22. Geburtstag den Vogel ab. Er ist KFZ-Mechatroniker Geselle und im Löschzug 1 Alt-Erkrath. Im selben Löschzug ist auch seine Prinzessin Fabienne Steinacker, die 19-jährige hat gerade das Fachabitur in Gesundheit und Soziales abgeschlossen. Sie möchte zunächst eine Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten machen, um anschließend eine Ausbildung zur Notfallsanitäterin machen zu können.
Als bei den Altschützen der Splint an der Königsplatte gelöst wurde, war Thomas Lier als nächster an der Reihe. Der 45-jährige war bereits 1999/2000 Prinz bei den Jungschützen und 2000 Bezirksprinz, seit 30 Jahren ist er in der Bruderschaft. Somit war es kein Wunder, dass er mit einem gezielten Schuss die Platte herunterholte und damit Schützenkönig wurde. Der Ingenieur der Medientechnik ist seit 2020 mit Sabine Driesen-Lier (47 Jahre) verheiratet, welche nun auch seine Königin ist und beruflich Prüfungen bei der Industrie und Handelskammer koordiniert. Das Paar hat zwei Kinder.
Bei so viel Feuerwehr-Beteiligung von Pagenprinz und Prinzenpaar ist es selbstverständlich, dass zahlreiche Mitglieder des Löschzug 1 Alt-Erkrath beim großen Umzug mitgingen. Neben befreundeten Schützenvereinen aus Bigge (Stadtteil von Olsberg im Sauerland), Mettmann und Hubbelrath waren auch zwei Kapellen dabei. Die Große Erkrather Karnevalsgesellschaft war mit der Tanzgarde Hoppedötze gekommen, das ehemalige Kinderprinzenpaar hatte die Insignien dabei.
Erste Proklamation durch neuen Präses
Nach dem Abschied von Pfarrer Günter Ernst vergangenen Herbst gab es in diesem Jahr nun erstmals eine Proklamation durch seinen Nachfolger Pfarrvikar George Njonge als neuen Präses der Schützenbruderschaft. Dieser begrüßte neben den Erkrather Schützen auch die befreundeten Schützenvereine, Musikkapellen, den Bürgermeister sowie die Gäste aus dem Sauerland. Ein Dank ging auch an das vorige Schützenpaar Gereon Kirchhoff und Christiane Heiland für ihr soziales Engagement – noch am Abend zuvor sammelten sie Spenden für das Frauenhaus des SKFM in Mettmann.
Bei der Vorstellung des Königspaars gab es einen Trommelwirbel, nach der Vorstellung stimmte Njonge zusammen mit dem Publikum den Schützengruß „Gut Schuss!“ an. Der zweite Vorsitzende der Schützen Wolfgang Heß lobte daraufhin: „Lieber George, für das erste mal hast du das super gemacht!“ Das traditionelle Fahnen schwenken übernahm ein Fahnenschwenker aus Hubbelrath. Während dem anschließenden Großen Zapfenstreich sackte plötzlich ein Page aus Mettmann zusammen, die zufällig dahinterstehenden Mitglieder der Feuerwehr eilten sofort zur Hilfe. Wenig später ging es dem Jungen wieder besser.
Auf dem Rückweg zum Festplatz sprang Bürgermeister Schultz kurz in die Pop-up-Galerie, um die Künstler bei der gleichzeitig stattfindenden Vernissage ihrer dritten Ausstellung zu besuchen. Anschließend eilte auch er zum Festplatz. Dort gab es am Abend noch Musik von DJ Thorsten Classe, der Popsongs und zwischendrin auch den einen oder anderen Schlager auflegte. Der Präses George Njonge war ebenfalls noch längere Zeit im Festzelt und unterhielt sich mit den Schützen-Mitgliedern.
In der Vergangenheit wurde der Umzug von der Polizei begleitet, in diesem Jahr gab es keine Begleitung. Auch das Ordnungsamt hatte keine Mitarbeitenden abgestellt – aus Personalmangel, wie wir aus Kreisen der Schützen erfuhren. Somit musste selbst für Straßensperrungen bei der Aufstellung auf der Gerberstraße gesorgt werden. Beim Rückweg über die Kreuzung Kirchstraße/Kreuzstraße/Bahnstraße hatten ein Motorrad- sowie ein Autofahrer keine Geduld, den nicht einmal fünf Minuten dauernden Umzug abzuwarten. Sie fuhren einfach mitten durch den Umzug durch.
Fünf Tage lang Programm
Schon vor dem Königsschießen am Freitag hatten die Schützen viel Programm. Am Mittwoch, 29. Mai, ging es mit Abholung des vergangenen Königspaars und der Eröffnung des Schützenfestes mit Kirmes los. Die im vergangenen Jahr neugegründeten Grenadiere hatten neue Uniformen an. Das Blumenhorn der Jägerkompanie/1. Kompanie war mit der Zahl 90 bestückt, denn die Kompanie feiert in diesem Jahr 90-jähriges Bestehen. Die Prozession an Fronleichnam ging diesmal von der Kirche aus zum CBT-Wohnhaus St. Johannes, unter die Markthalle am Bavierplatz und endete auf dem Gerberplatz. Die Kirchengemeinde hatte bestimmt, dass der frühere Rückweg über Neanderstraße und Kreuzstraße zur Kirche entfällt, den Segen gab es vor dem Festzelt.
Bei der Rocknacht traten Ms. Jackson sowie Cannibal Koffer auf. Ms. Jackson spielte etwa eine Stunde lang Klassiker aus dem Radioprogramm wie Harry Styles „As It Was“ und den Klassiker „Maniac“. Als Zugabe gab es „Complicated“ von Avril Lavigne zu hören. Die Nachwuchsband um Sängerin Zoe Ahne, bei der auch der vorige Schützenkönig Gereon Kirchhoff mitspielt, zeigte sich von der hohen Zuschaueranzahl im Festzelt überrascht. Für sie wie auch für die zweite Band des Abends, „Cannibal Koffer“, war es der erste Auftritt in einem Schützenzelt. Die beiden Jungs aus Berlin boten mit lediglich einer Gitarre und einem kleinen Schlagzeug eine große Bandbreite an Songs – von Michael Jacksons „Billie Jean“ über mehrere Katy Perry-Songs und einem Britney-Spears-Medley bis hin zu Rap von Eminem und R’n’B von Rhianna. Dies kam besonders beim jüngeren Publikum gut an. Mit „Krawall und Remmidemmi“ als Zugabe endete der fast zweistündige Auftritt.
Am Freitag fand das traditionelle Wecken der Kameraden zusammen mit der Blaskapelle Garath statt, ehe es zur Schützenmesse ging. Im Anschluss gab es Frühstück und das Königsschießen. Früher waren die Schulen am Freitag eingeladen, allerdings nutzen immer mehr Schulen den Tag nach Fronleichnam als Brückentag, sodass zuletzt nur wenig Schülerinnen und Schüler kamen. Daher wurde diesmal am Samstag ein Familiennachmittag von 14 bis 17 Uhr veranstaltet, bei der es vergünstigte Preise bei den Fahr- und Spielgeschäften gab. Samstagabend fand der Krönungsball statt, musikalische Begleitung gab es von den „Golden Boys“. Trotz der anstehenden Europawahl hatten die Parteien keine Abordnungen zur Krönung geschickt. Unter den Gratulanten des Prinzen- und Königspaars befand sich auch der Karnevalsverein ‚Die Letzten Hänger 1963 e.V.‘, dessen Präsident Blumensträuße überreichte. Der Sonntag wurde schließlich mit einem Auftritt der Jugendmusikschule sowie weiteren Schießwettbewerben der Kompanien sowie des Damen-Pokals ausgeklungen.
Ehrungen
Auf dem Krönungsball am Samstag gab es mehrere Ehrungen: Mathias Keens hat 25 Jahre Mitgliedschaft erreicht, das zweitälteste Mitglied Johannes Herder (93 Jahre alt) 40 Jahre Mitgliedschaft und Klaus Hanten 60 Jahre Mitgliedschaft. Zudem wurden Ehrungen nachgeholt, die in der Corona-Zeit untergegangen waren: Bernd Heuwind, schon 1970 in die Schützenbruderschaft eingetreten, erhielt die Ehrung für 50 Jahre Mitgliedschaft. Ebenso 50 Jahre Mitgliedschaft hat Ludwig Hucklenbroich längst erreicht, 1971 ist er in die Bruderschaft eingetreten und war lange Jahre Platzwart für die Schützenkirmes.
Für die Schießwettbewerbe wurde neben den Vögeln von Jung- und Alt-Schützen auch der König der Vereine, Stefan Lempke von den Ercroder Jonges, sowie Pagenprinz Gabriel Wefers geehrt. Da der Pagenprinz kurzfristig ausgeschossen wurde, gab es noch keinen Orden. Michael Büchel, seit über 25 Jahren Fahnenträger, hatte den König im vergangenen Jahr vertreten, wenn dieser nicht selbst an Veranstaltungen teilnehmen konnte – seine Bereitschaft dafür endete an dem Abend. Die eigentliche Krönung übernahmen die beiden Geistlichen der Kirchengemeinde, Pfarrvikar George Njonge und Kaplan Leonard Nyand, sowie die Frau des 1. Vorsitzenden, Nicole Hucklenbroich.
Im Rahmen der Krönung warf der 2. Vorsitzende Wolfgang Heß einen Blick auf das vergangene Jahr zurück und erzählte eine Anekdote von ihrem Besuch im Sauerland: „Dort gibt es ‚Halberdrei‘. Um halb drei Uhr in der Nacht wird der alte König verabschiedet – dagegen ist das hier in Erkrath gar nichts“, spielte er darauf an, dass in Erkrath weitaus früher Schluss sei. Und noch etwas unterscheidet das Sauerland von Erkrath: „Auch das Bier ist dort mit 1,70 Euro weitaus günstiger“ – in Erkrath mussten die Trinkfreudigen in diesem Jahr mit 2,40 Euro für ein Glas Altbier oder Limo tiefer in die Tasche greifen.
Unsere XXL-Bildergalerie von den Schützentagen:
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