Jeckes Treiben: Karneval 2023 in Erkrath

von Christian Zimmer

Foto: Christian Zimmer

Der 11. Februar 2023 stand in Alt-Erkrath ganz im Zeichen der Jecken: Neben dem Karnevalsumzug gab es auch wieder den Biwak und mehrere Partys nach dem Zug.

Am Morgen hatte es noch geregnet, den Tag über blieb der Himmel zwar bedeckt, aber trocken. Bereits ab 11:11 Uhr ging es unter der Markthalle mit dem Biwak los. In einem abwechslungsreichen Programm wurde auf den Karneval eingestimmt. Auftritte gab es unter anderem von dem Unterbacher Kinderprinzenpaar Niclas I. und Rieke I., dem Erkrather Prinzenpaar Peter-Arno I. und Hilde I., der Tanzgarde Hoppedötze sowie einer Guggenmusik-Kapelle aus Duisburg. Nach dem Karnevalsumzug zeigte sich Werner Scheter, 2. Vorsitzende der Karnevalsgesellschaft Die Letzten Hänger 1963, zufrieden: „Klar, als wir um kurz nach 11 Uhr anfingen, waren einige noch beim Shoppen. Aber ab 12 Uhr füllte sich die Markthalle – so wie früher“. Auch vom Karnevalsumzug war er begeistert.

Weniger Wagen und weniger Musik

Um kurz vor 14 Uhr war der Gerberplatz gut gefüllt. Die Wagen und Gruppen stellten sich auf, mit Musik von den Wagen wurde sich in Feier-Stimmung gebracht. Am Rande bedankte sich Bürgermeister Christoph Schultz bei den Mitarbeitern des Bauhofs, die an dem Tag im Großeinsatz waren, um direkt hinter dem Zug wieder für eine erste Reinigung der Straßen und Gehwege zu sorgen.

Wer sich die Aufstellung ansah, bemerkte gleich, dass es eine größere Lücke auf dem Gerberplatz gab. 18 Gruppen nahmen zu Fuß oder mit Mottowagen teil, im Vorbeiziehen dauerte der Umzug ca. 20 Minuten. Angeführt wurde der Lindwurm von Hoppeditz Sabine Lahnstein mit ihren HoppeditZicken, dem Begleitwagen vom Deutschen Roten Kreuz war eine Badeente als Kühlerfigur auf die Motorhaube gesetzt worden. Von den Schulen war lediglich die Grundschule Willbeck dabei. Die zahlreichen Kinder hatten sich als Super-Helden der Willbeck verkleidet, bestehend aus einem einheitlichen T-Shirt mit „Ich bin super“-Logo und zusätzlicher Gesichtsbemalung sowie Accessoires.

Auch Parteien waren wenig vertreten – nur BmU und Bündnis 90/Die Grünen beteiligten sich. Dabei hätte beispielsweise die städtische Haushaltslage, der Stadtweiher oder Wohnbebauung (außerhalb der „Hasenwiese“) genug Stoff für politische Mottowagen geboten, welche die eine oder andere Partei im Stadtrat auch zum Thema macht. Die sonst immer vertretene SPD hatte keine eigene Gruppe, SPD-Fraktionsvorsitzender Detlef Ehlert ging bei der Grundschule Willbeck mit. Bürgermeister Schultz (CDU) verfolgte den Zug zusammen mit dem CDU-Ortsvorsitzenden und Landtagsabgeordneten Christian Untrieser am Rathaus.

Die musikalische Beteiligung beschränkte sich auf die Guggenmusik-Kapelle aus Duisburg, welche das Publikum begeisterte. Weitere Karnevals- und Partylieder gab es nur aus den Boxen der zahlreichen Mottowagen zu hören. In der Vergangenheit waren hingegen mehrere Kapellen im Zug verteilt.

Großes Thema: Bürgerbegehren um die Hasenwiese

Gleich drei Wagen und Fußgruppen hatten das Thema „Hasenwiese“ um den am 26. Februar kurz nach Karneval anstehenden Bürgerentscheid aufgegriffen. Sie alle gehören zu den Befürwortern, welche die Wiese erhalten wollen („Ja“-Stimme). Bündnis 90/Die Grünen hatten ihren Wagen mit Bildern teils aus dem kürzlich verteilten Flyer (PDF) bestückt. Als Fußgruppe ging die Bürgerinitiative zur Hasenwiese mit einer Miniatur-Wiese auf einem Bollerwagen mit und verteilte wie angekündigt Giveaways.

Die BmU hatte sich zu einem bissigen Motiv entschieden: Eine menschliche Figur hielt in der einen Hand ein Beil mit daran haftendem Blut, in der anderen Hand einen Hasen-Kopf, der restliche an einer Seite blutende Leib des Hasen lag auf einem Stein wie bei einer Opfergabe. Die Figur hatte einen Reifen auf dem Kopf, an dem die Logos der Parteien CDU, SPD, FDP und Die Linke hingen. Das Motiv sollte wohl aussagen: Die Parteien, welche die Bebauung befürworten („Nein“-Stimme), opfern die Hasen. Das Motiv ist sehr überspitzt – schließlich dürften heutzutage kaum noch tatsächlich Hasen auf der „Hasenwiese“ sein.

Weitere Themen

Viele Wagen und Fußgruppen hatten jedoch weitaus weniger brisante Inhalte – schließlich steht beim Karneval der Spaß im Vordergrund. Während die Düsselpiraten wie gewöhnlich mit ihrem Piratenschiff durch die Straßen Erkraths zogen, hatten die Erkerode Rangers den Wilden Westen als Thema. Die St. Sebastianus Schützenbruderschaft 1484 katapultierten ihren König Michael Büchel im „Love“-VW-Bus in die Hippie-Zeit und waren stilecht als Hippies bunt gekleidet. Die Kellerkids zogen als Löwen verkleidet umher.

Auch Corona spielte mehrmals eine kleine Rolle: Die IG Erkrath hatte ihren Wagen mit einem Graffiti-Bild und dem Slogan „2023 im Auge – Karneval nach langer Pause“ bestückt. Die Freiwillige Feuerwehr Erkrath titelte „Nach Pandemie kommt Apres-Ski“, passend dazu hatten sich die Teilnehmenden mit Ski-Anzügen verkleidet und das Feuerwehr-Fahrzeug zeigte eine gemalte Ski-Piste. Der TuS Erkrath hatte das Thema Wald, neben Waldwesen lief auch ein Baumfäller mit.

Sogar ein Stück Düsseldorfer Rosenmontagszug war dabei: Die Große Erkrather Karnevalsgesellschaft 1994 wird in diesem Jahr mit ihrem Wagen am Rosenmontagszug in Düsseldorf teilnehmen (TV-Übertragung im WDR am 20. Februar ab 15:00 Uhr). In Erkrath schmiss von dem Wagen das Erkrather Kinderprinzenpaar Lema I. und Hannah I. fleißig Kamelle, ebenso Kinder- und Jugendhoppeditz Laura. Auch das Unterbacher Kinderprinzenpaar Niclas I. und Rieka I. war mit eigenem Wagen und reichlicher Gefolgschaft über den Berg gekommen. Ganz am Schluss des Zuges fuhr das Erkrather Prinzenpaar Peter-Arno I. und Hilde I. mit.

Viele Zuschauer, teurere Kamelle

An den Seiten säumten viele große und kleine Zuschauende den Weg, offenbar hatten die Jecken nach zwei Jahren Abstinenz etwas nachzuholen. Udo Wolffram von der Großen Erkrather Karnevalsgesellschaft 1994 beschrieb es hinterher so: „Als wir in der Bahnstraße waren habe ich nach allen Seiten geschaut – es war so voll, wie wenn man beim Rosenmontagszug auf die Königsallee einfährt!“

Tina Pless von den Kellerkids erzählte uns von Schwierigkeiten bei der Süßigkeiten-Beschaffung: „Die Kamelle ist teurer geworden – wir würden uns noch über Sponsoren freuen.“ Schließlich soll am Wochenende auch in Unterbach zur Freude der Kinder wieder fleißig geworfen werden.

Mehrere After-Zoch-Partys

Wer nach dem Umzug noch feiern wollte, hatte die Qual der Wahl: Gleich mehrere After-Zoch-Partys fanden statt. Nach Ende des Biwaks um 17 Uhr ging es bei der After-Zoch-Party der Großen Erkrather Karnevalsgesellschaft 1994 in der Stadthalle weiter. Bereits vorher warteten einige vor der Stadthalle, doch um keine Konkurrenzveranstaltung unter den beiden Karnevalsvereinen zu haben, fing die After-Zoch-Party erst rund eine Dreiviertelstunde nach Eintreffen des Umzugs am Gerberplatz an.

Immer wieder kamen ganze Gruppen, sodass sich Schlangen am Eingang mit Security-Kontrolle bildeten. Zu Beginn gab es noch 20 Karten an der Kasse zu erwerben, die schnell ihre Abnehmer fanden. Mit über 300 verkauften Karten war die Veranstaltung ausverkauft. DJ Thorsten Classe heizte dem vollen Foyer mit Karnevalsliedern, aber auch Partysongs und 90er-Hits ein.

Udo Wolffram, Vorsitzender der Großen Erkrather Karnevalsgesellschaft 1994, erklärte: „Als wir die After-Zoch-Party erstmals ausrichteten, waren wir etwas verhalten, ob das Konzept aufgeht. Aber wie man sieht, wird es sehr gut angenommen.“ Früher habe der Verein Schwierigkeiten gehabt, nach dem Karnevalsumzug ein Lokal für eine entsprechende Feierlichkeit zu bekommen, sodass die Idee mit der Stadthalle aufkam. Diese war bis in den späten Abend hinein gut gefüllt.

Eine weitere Party fand zeitgleich im Brauhaus statt. Auch im Gerätehaus der Feuerwehr Erkrath gegenüber des Friedhofs Kreuzstraße wurde nach dem Umzug zu Party- und Ballermann-Musik gefeiert, nach den Corona-Beschränkungen eine der ersten Feiern der ehrenamtlichen Retter. Dort soll es am kommenden Sonntag nach dem Karnevalsumzug in Unterbach erneut eine Party geben – Gäste sind herzlich Willkommen.

Geänderter Zugweg in Unterbach: Viele Vereine und Gruppen aus Erkrath nehmen auch am Karnevalsumzug in Unterbach teil. Wegen Bauarbeiten gibt es dieses Jahr einen anderen Zugweg. Der Unterbacher Umzug startet am Sonntag, 19. Februar, um 14:11 Uhr auf der Gerresheimer Landstraße am ehemaligen REWE-Gelände (Neubausiedlung Hochfeld) vor der Carl-Sonnenschein-Schule in Richtung Dellestraße und endet dort gegen 17:00 Uhr. Einen Zugplan gibt es hier beim Karnevalsausschuß Unterbach 1957.

Info: In der ursprünglichen Fassung war der Wagen ‘Erkerode Rangers’ dem SSV zugeordnet. Dieser hatte jedoch nichts mit dem SSV zu tun. Wir bitten dies zu entschuldigen.

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