Tanzstunde in der Stadthalle

von Timo Kremerius

Die Tanzstunde. Komödie am Kurfürstendamm. Foto: Franziska Strauss
Die Tanzstunde. Komödie am Kurfürstendamm. Foto: Franziska Strauss

Zum Abschluss der Theatersaison 2023/2024 wurde in der Stadthalle Erkrath getanzt. Eine amüsante und berührende Komödie stand auf dem Programm. Diese Komödie war aber nicht nur amüsant, sondern ein Highlight der Theatersaison.

Abschlussveranstaltung der Theatersaison 2023 – 2024. Was erwartete die Zuschauer. Thema war das Treffen zweier Menschen. Montgomery (Ingo Naujoks) hatte das Asperger-Syndrom, eine spezielle Art von Autismus, und Senga (Nadine Schori) eine Tänzerin, deren schwere Beinverletzung es fraglich erscheinen lässt, ob sie jemals wieder tanzen kann. Senga war gerade damit beschäftigt sich einen Drink aus Schlaftabletten und Alkohol zu mixen, da klingelt es an der Tür. Hartnäckig dreimal. Als sie die Tür letztendlich öffnete, stand Montgomery, ihr Nachbar, natürlich mit dem für Menschen mit Asperger-Syndrom erforderlichen Abstand, vor ihr. Montgomery fragte Senga, ob sie ihm eine Tanzstunde gibt, da er nicht tanzen kann und er es auch nie gelernt hat, diese Tanzstunde anlässlich einer Preisverleihung aber benötigt. Er würde Ihr 2.153 $ für die Stunde bezahlen. Das Problem des Geologie Professors ist, als Autist gerät er in Panik, wenn ihn jemand berühren will.

Nachdem Senga erst sehr abweisend ist, erkennt sie aber, dass es eine Möglichkeit wäre mit dem Geld die notwendige Operation zu bezahlen, die vielleicht ihr Knie rettet oder sie umbringt, weil sie außerdem an einer seltenen Krankheit leidet. Sie tanzen, sie mit Krücken, er so ungelenk, wie es nur geht.

Wer Ingo Naujoks lediglich aus dem Fernsehen zum Beispiel aus der Serie Morden im Norden kennt, musste feststellen das Schauspielern auch anders geht. Wer sich in der Materie Autismus ein wenig auskennt, konnte an diesem Abend die schauspielerischen Qualitäten von Ingo Naujoks genießen. Seine Mimik und seine Bewegung als er zu einem Musikstück, was ihm nicht behagte, aktiv werden sollte, brachte das Publikum zum Brüllen. Auch Nadine Schori spielte ihren Part genial, sie war das Gegenstück und doch so ergänzend.

Die Tanzstunde. Komödie am Kurfürstendamm. Foto: Franziska Strauss
Die Tanzstunde. Komödie am Kurfürstendamm. Foto: Franziska Strauss

Aber mit zunehmender Spieldauer entwickelt sich eine Vertrautheit, sie kommen sich näher und Senga darf, wenn auch anfänglich sehr zart und vorsichtig Montgomery berühren. Und er berührt sie, bis alle Dämme brechen und sie vertraut sich ihm an. Letztendlich landen beide im Bett.

Diese Komödie zeigt den Zuschauern wie es möglich ist, dass auch zwei grundsätzlich unterschiedliche Menschen mit der richtigen herangehensweise zueinander finden können. Die Komödie war nie und zu keiner Zeit lächerlich oder übergriffig. Sie war einfach nur zauberhaft, von zwei einfühlsamen grandiosen Schauspielern gespielt, wobei die Funken jeder Scene und Aktivität auf den Zuschauer übersprangen. Mit gespielter Leichtigkeit wurde ein doch ernstes Thema glaubhaft den Zuschauern vermittelt.

„Sehr schönes Theater zum Saisonende. Ich fühlte mich sehr gut unterhalten„, so der Kommentar von Zuschauer Harald S.

Bei der Preisübergabe gab es dann den von den Zuschauern erwarteten Tanz. Das Ende blieb offen. Senga verließ New York und Montgomery der New York niemals verlassen wollte, ließ die Zuschauer mit Fragezeichen zurück, in dem er murmelte: „Vielleicht möchte ich doch nicht alleine sein.“

Das Fazit vom Mittwoch: Es war kurzweilige, unterhaltsame Schauspielkunst mit genialen Schauspielern, die das Publikum vorzüglich unterhielten. „So muss Theater sein. Unterhaltsam und vereinnahmend. Eins muss man sich immer vor Augen halten, Kultur streichelt die Seele„, so Marion K.

Einziger Wermutstropfen. Die Schauspieler standen nach der Pause schon auf der Bühne, um das Stück weiterzuspielen, als immer noch Massen an Zuschauern zu ihren Plätzen strömten, da der Pausengong nicht oder absolut unterschwellig zu hören war. Aufgrund der Neustrukturierung des Foyers hält man sich natürlich gerne dort auf, aber in Verbindung mit einem schlecht zu hörenden Pausengong desaströs.

Kommentar des Autors: Das Kulturamt Erkrath hat für die abgelaufene Saison ein gutes Programm zusammengestellt. Das neue Programm, welches schon am Mittwoch auslag, verspricht auch wieder ein unterhaltsames, kurzweiliges Vergnügen.
Wie auch zu Ende der letzten Theater- beziehungsweise Kabarettsaison möchte ich darauf hinweisen; „In Erkrath gibt es noch Theater und Kabarett. Im Kreis Mettmann eine Besonderheit. Bitte setzen Sie diesen Luxus nicht aufs Spiel. Theater und Kabarett unterhalten, reißen sie aus dem manchmal unerträglichen Alltag heraus und wie von einer Zuschauerin treffend formuliert, „streichelt die Seele“. Gönnen sie sich den Genuss. Kommen sie öfter ins Theater oder genießen sie eine Kabarettvorstellung.

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