Stroke-Unit und andere Neuigkeiten aus dem EVK

von Ria Garcia

Chefarzt Dr. med. Oliver Hover, EVK Geschäftsführerin Jessica Llerandi Pulido und Pflegedirektorin Dorothea Sandhäger informierten im Gespräch über die Zukunft des EVK Mettmann. Foto: Ria Garcia

Mettmann | Gute Nachrichten im Neanderland: Das Evangelische Krankenhaus wächst und bleibt weiterhin wichtiger Regionalversorger.

Gemeinsam mit Chefarzt Dr. med. Oliver Hofer und der Pflegedirektorin Dorothea Sandheger informierte EVK Geschäftsführerin Jessica Llerandi Pulido gestern über die Zukunft des EVK in Mettmann. „Das ist heute ein sehr schöner Termin“, begann Llerandi Pulido. Nach monatelangen Verhandlungen im Rahmen der Krankenhausplanung für NRW liegt der Feststellungsbescheid der Bezirksregierung Düsseldorf vor und es steht fest: Das das EVK wird wachsen. „Die Verhandlungen haben zu einem richtig guten Ergebnis geführt“, so Llerandi Pulido. Das seien gute Nachrichten in schweren Zeiten. Die Insolvenzwelle deutscher Krankenhäuser betraf im vergangenen Jahr auch die Kplus-Gruppe, deren Kliniken in Haan, Hilden und Solingen-Ohligs geschlossen werden sollten. Hilden konnte inzwischen über einen anderen Träger gerettet werden, aber es kommt zu Veränderungen in den Leistungsgruppen.

Im EVK konnte nun die Qualität der regionalen Versorgung sichergestellt werden. Nicht nur, dass fast alle bisherigen Fachabteilungen im EVK verbleiben, es kommen auch neue hinzu. Dafür hat Llerandi Pulido über Monate Konzepte und Strategien entwickelt. Bereits seit Oktober 2023 wird die Abteilung Geriatrie im EVK aufgebaut (wir berichteten). Nun kommen die Neurologie und eine Stroke-Unit für Schlaganfallpatienten hinzu, um die sich das EVK lange bemüht hatte. Die wird an die Intensivstation angedockt. Jahrelang hatte es keine Neurologie und Schlaganfallversorgung im Kreis Mettmann gegeben. „Die Stroke-Unit und die Neurologie entlasten auch die Rettungsdienste, die die Patienten bisher nach Essen, Wuppertal oder Düsseldorf fahren mussten“, so Dr. med. Hofer, der auch Notfallmediziner ist. Zum Start der Stroke-Unit (der einzigen im Kreis Mettmann), der voraussichtliche Anfang Mai sein wird, sollen vier Stroke-Betten zur Verfügung stehen. Sechs Monate Bauzeit sind für die notwendige Erweiterung geplant, sodass die Stroke-Unit „hoffentlich“ zum Jahresende fertiggestellt ist. Bereits im April treten für die Stroke neue Mitarbeiter ihren Dienst an, die sich vor dem Start einen Monat lang mit den Prozessen vertraut machen. Im Bereich der Stroke Unit und der Neurologie kooperiert das EVK mit dem Klinikum Solingen.

Mittelfristig wird die Bettenzahl des EVK von derzeit 245 auf 320 erhöht, denn auch bestehende Abteilungen, wie die Kardiologie, Unfall- und Gefäßchirurgie und auch die Gynäkologie wachsen. Dafür wird das EVK erweitern und einen viergeschossigen Anbau am Bestandsgebäude errichten. Mit der steigenden Bettenzahl steigt auch die Mitarbeiterzahl. „Mehr Patienten erfordern mehr Personal in allen Bereichen. Angefangen bei den Reinigungskräften über Mitarbeiter in der Küche hin zum Pflegepersonal und Ärzten“, erklärt Llerandi Pulido. Während das EVK die Betriebskosten und Personal über die sogenannten Fallpauschen (künftig Vorhaltepauschalen) finanziert, trägt das Land die Investitionskosten für den Neubau. 30 Millionen Euro sind kalkuliert. Der Baubeginn hängt vom Vorliegen des Förderbescheids des Landes ab. Die Bauzeit soll zwei Jahre betragen und das EVK rechnet mit der Fertigstellung Ende 2026. Gute Nachrichten für ein Gebiet mit derzeit niedriger Bettendichte. Mit der Erweiterung werden auch zusätzliche Parkplätze angelegt, damit es nicht zu Engpässen für Patienten und neue Mitarbeiter kommt.

„Wir sind ein gesundes Haus und tragen die Betriebskosten. Aber die Schere in der Finanzierung geht auseinander. Die Tariferhöhungen werden nicht vollständig gedeckt“, macht die EVK Geschäftsführerin darauf aufmerksam, dass es immer noch Unwägbarkeiten gibt. Sie hofft auf ein Gegensteuern aus Berlin.

EVK im Wandel der Zeiten

In diesem Jahr feiert das Evangelische Krankenhaus in Mettmann sein 150. Jubiläum. Das Traditionshaus hat sich immer wieder den Erfordernissen der Gesundheitsversorgung in der Region angepasst, zu denen auch eine älter werdende Gesellschaft und die Multimorbidität (gleichzeitiges Bestehen verschiedener chronischer Erkrankungen) gehört. „Mit unseren derzeit vier MVZ (Medizinischen Versorgungszentren), einer Kurzzeitpflege, ambulanter Reha, Angeboten zur Prävention und der interdisziplinären Krankenhausversorgung, bieten wir fortan eine umfassend verzahnte Medizin“, verdeutlicht Jessica Llerandi Pulido, dass das EVK sich für die wohnortnahe, interdisziplinäre Grund- und Regelversorgung gut aufgestellt hat und sich weiterentwickelt.

Bis zur Fertigstellung des Neubaus, voraussichtlich Ende 2026, sind im EVK immer wieder Interimslösungen gefragt, denn die Patientenzahl ist durch die Schließung des St. Josef Krankenhaus in Haan schon jetzt höher als in den vergangenen Jahren. Die nun anstehende Erweiterung bringt viele Veränderungen mit sich. „Die Dinge müssen verzahnt werden. Alle Bereiche müssen gleichzeitig berücksichtigt werden“, beschreibt Jessica Llerandi Pulido die Herausforderungen. Das alles seien Puzzleteile, die nur funktionieren, wenn alle zusammenarbeiten. „Das schafft man nur im Team.“ Sie bedauert, dass die Erweiterung und der Neubau nicht unter anderen Voraussetzungen geplant werden konnten und die Schließung des St. Josef in Haan „den Spagat erfordert, die Versorgung sicherzustellen“. Schon jetzt registriert die Notaufnahme des EVK 30 Prozent mehr Patienten, als vor der Schließung. Während der Bauzeit hofft sie auf das Verständnis der Patienten, denn ganz ohne Lärm und Staub wird es nicht gehen. „Da kann es vorübergehend auch mal sein, dass wir kein Einzelzimmer bieten können.“

Dass das EVK ein tolles Team hat, weiß Pflegedirektorin Dorothea Sandhäger nicht erst seit der Pandemie, in der viele Herausforderungen gemeistert werden mussten. Mit flexiblen Arbeitszeitmodellen auch außerhalb des 3-Schicht-Betriebs gewinnt das EVK auch Mitarbeiter, die sich in den 3-Schicht-Betrieb nicht einbringen könnten und bis Ende 2026 soll die Belegschaft um mindestens 100 neue Mitarbeiter in allen Bereichen (Küche, Reinigung, Pflege, Ärzteschaft) wachsen. „Wir sind auch offen für ganze Teams“, lädt Jessica Llerandi Pulido mögliche Bewerber ein. Aktuell ausgeschriebene Stellen finden sich auf der Homepage des EVK Mettmann, aber auch jede Initiativbewerbung ist willkommen.

Bereiche, die künftig wegfallen

Kleine Abstriche gibt es dennoch. Die HNO Belegabteilung fällt in Mettmann künftig genauso weg, wie die Versorgung bösartiger Brusterkrankungen. Beide finden Patienten in Hilden im St. Josef Krankenhaus, das inzwischen Teil der GFO Kliniken Mettmann Süd ist.

Auch die vom EVK gewünschte Portalpraxis, die der Notaufnahme vorgeschaltet wäre, kommt vorerst nicht. „Die Kassenärztliche Vereinigung hat das abgelehnt“, bedauert Chefarzt Dr. med. Oliver Hofer die Entscheidung. „Die Portalpraxis würde jetzt noch viel mehr Sinn machen. Wir könnten Patienten viel schneller sortieren“, erklärt er, denn seit den Krankenhausschließungen, suchen noch mehr Patienten die Mettmanner Notaufnahme auf. Der Raum für eine solche Praxis wäre vorhanden und die eigentliche Notaufnahme könnte dadurch entlastet werden. „Wir können in der Notaufnahme keine Rezepte ausstellen“, betont Jessica Llerandi Pulido noch einmal einen wesentlichen Unterschied zwischen der Notaufnahme des Krankenhauses und einer Notfall- oder Portalpraxis. Vielen Patienten seien diese Unterschiede gar nicht bewusst.


Und was ist aus den Krankenhausstandorten Hilden und Haan geworden?

Wir haben den aktuellen Stand recherchiert und zusammengefasst.

Kplus: Ganz ‚frisch‘ (16. Januar 2024) ist die Nachricht, dass die Alexianer Teile der Kplus Gruppe übernehmen. Auf die Krankenhäuser in Haan und Hilden hat das zwar aktuell keinen Einfluss mehr, aber auf die in Haan angesiedelte Pflegeschule, das Katholische Bildungszentrum (KBZ) Haan, an dem die Alexianer 30 Prozent Anteile erwerben. Gegründet wurde das KBZ von der GFO und den katholischen Krankenhäusern St. Lukas Klinik Solingen, St. Josefs Krankenhaus Hilden, St. Josef Krankenhaus Haan sowie St. Martinus Krankenhaus in Langenfeld, in denen die praktische Ausbildung erfolgt bzw. teilweise erfolgte.

St. Josef Hilden: Die Zukunft des St. Josef Hilden, das von der Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe (GFO) übernommen wurde, ist ersteinmal gesichert. Noch vor Weihnachten gab es für die Pläne das St. Josef in Hilden und das St. Martinus in Langenfeld unter dem künftigen Namen ‚GFO Kliniken Mettmann-Süd‘ zu fusionieren, grünes Licht vom Bundeskartellamt, wie Radio Neandertal berichtete. Seit Anfang Januar ist man in Hilden ‚wieder am Start‘, wie der Homepage der GFO zu entnehmen ist. Die ehemals in der inzwischen geschlossenen St. Lukas Klinik Ohligs angesiedelte Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie wechselte nach Hilden. Auf einer gemeinsamen Homepage des St. Josef Hilden und des St. Martinus Langenfeld findet sich das gesamte Leistungsspektrum der GFO Kliniken Mettmann-Süd.

St. Josef Haan: Im St. Josef Krankenhaus Haan sind noch vor Weihnachten ‚die Lichter ausgegangen‘. Das Krankenhaus in seiner bisherigen Form wurde geschlossen. In den Gebäuden sind die Lichter offensichtlich nicht ganz ausgegangen, denn ab Februar findet sich dort die Praxisklinik Haan (nähere Infos auf der Homepage). Initiert vom Gelenkzentrum Bergisch Land, das seit vielen Jahren eine orthopädische Praxis im Gebäudekomplex betreibt, soll ein Gesundheitscampus mit einem ambulanten Operationszentrum und einem Stationsbereich für kurzstationäre Klinikaufenthalte entstehen. Neben Orthopädie sollen Unfallchirurgie, Gynäkologie, HNO und Urologie abgedeckt werden. Zwölf Ein- und Zweibettzimmer soll es dort geben.

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