Mettmann | Sie ist Internistin, Kardiologin und Geriaterin und sie ist im richtigen Moment nach Mettmann gekommen. Seit Anfang Oktober ist sie Chefärztin der neuen Abteilung Geriatrie am Evangelischen Krankenhaus Mettmann: Dr. med. Rahime Gök-Manay.
Anfang der Woche war die örtliche Pflegeplanung für den Kreis Mettmann Thema im Sozialausschuss des Kreises. In der vorgelegten Planung heißt es: „Die Altersgruppe der ab 85-jährigen Menschen
steigt signifikant an. Von 16.411 Personen im Jahr 2021 auf prognostizierte 23.504 im Jahr. Diesem Anstieg um über 7.000 Personen folgt ein Mehrbedarf an pflegerischer Versorgung, der im Verlauf des Berichtes detailliert dargestellt wird. Im Kreis Mettmann leben verhältnismäßig viele Hochaltrige. Isoliert betrachtet, steigt die Anzahl der Menschen ab 90 Jahren voraussichtlich von 5.019 um 3.814 Personen bis 2030, zu diesem Zeitpunkt werden laut Vorausberechnung 8.833 Menschen in dieser Altersgruppe im Kreis leben.„
Schon jetzt stellt sich das EVK Mettmann mit der neuen Abteilung Geriatrie, die eine interdisziplinäre, medizinische Versorgung für Menschen, die im Durchschnitt älter als 70 Jahre sind, darauf ein. Mit Dr. med. Rahime Gök-Manay hat die Abteilung eine erfahrene Chefärztin. Seit rund 12 Jahren ist sie in leitender Funktion tätig, zuletzt an der Paracelsus Klinik in Bad Ems, in der sie bereits Chefärztin für Geriatrie war. Man kann es als glückliche Fügung betrachten, dass Dr. Gök-Manay und EVK Geschäftsführerin Jessica Llerandi Pulido sich ausgerechnet kennenlernten, als die Klinik in Bad Ems geschlossen wurde. Dr. Rahime Gök-Manay kam gerne nach Mettmann. Im Kölner Raum vernetzt fiel ihr die Entscheidung nicht schwer und in Mettmann fühle sie sich sehr wohl. „Ich habe hier in Mettmann in der Station Vitalis bereits ein gutes Team vorgefunden. Jetzt bauen wir daraus eine geriatrische Abteilung auf“, sagt sie uns im Gespräch.
Die neue Geriatrie im EVK
Zum interdisziplinären Team gehören neben Ärzten und Pflegefachkräften, ein weiterer Geriater kommt im April 2024 hinzu, auch eine Psychologin. Viele geriatrische Patienten würden an einer Vielzahl von Erkrankungen, Einschränkungen und Funktionsstörungen leiden, erfahren wir. In der Akutgeriatrie würden sie zum einen medizinisch versorgt, würden darüber hinaus aber viele weitere Therapien erhalten, die ihren körperlichen und psychischen Zustand verbessern sollen. Dazu gehören Logopädie, Ergotherapie, Massagen, Wärmebehandlungen und einiges mehr. Während Physiotherapeuten zu Beginn der Behandlung auf die Station kommen, gehen die Patienten bei Besserung ihres Zustands auch in Gruppen von der Abteilung, die derzeit in der dritten Etage in der Station Vitalis angesiedelt ist, auch ins Therapiezentrum im Erdgeschoss.
In täglichen Teambesprechungen wird festgehalten, welche Defizite bei den einzelnen Patienten sichtbar sind und mit welcher Unterstützung eine Besserung erreicht werden könnte. Einmal in der Woche gibt es eine Besprechung im größeren Rahmen. „Ziel ist es mit einem ganzheitlichen und individuellen Ansatz Defizite auszugleichen und die Patienten bis zu ihrer Entlassung so aufzubauen, dass sie möglichst in ein selbstbestimmtes Leben nach Hause zurückkehren können“, erklärt Dr. Gök-Manay. Gefragt, warum sie sich neben der Kardiologie und Inneren Medizin ausgerechnet für die Geriatrie entschieden habe, bezeichnet sie ihre Arbeit als „sehr sinnstiftend“.
Patientenversorgung
Für EVK Geschäftsführerin Jessica Llerandi Pulido ist der Aufbau der Geriatrischen Abteilung ein wichtiger Schritt in der Gesundheitsversorgung der älter werdenden Bevölkerung im Kreis. Ältere Patienten kämen oft mit vielen Vorerkrankungen ins Krankenhaus. Während jüngere Patienten nach einer OP aktuell durchschnittlich fünf bis sechs Tage im Krankenhaus verweilen und immer mehr Operationen sogar ambulant erfolgen, führte sie aus, läge die Verweildauer geriatrischer Patienten durchschnittlich bei 14 bis 16 Tagen. Erst dann könne man beurteilen, welche Therapien gut anschlagen und die Patienten gut versorgt entlassen. Damit die Patienten bei der Entlassung nicht ‚allein gelassen werden‘, arbeite man auch eng mit dem Sozialdienst zusammen. Zur Arbeit der Geriatrie gehöre auch die enge Verzahnung mit der Tagesklinik vor Ort und Kontakt zum ambulanten Demenznetzwerk. „Wir brauchen viele Anlaufstellen. Uns ist wichtig, den Menschen wieder Lust aufs Leben zu machen“, beschreibt sie das Ziel der Geriatrie.
Das Evangelische Krankenhaus Mettmann verfügt laut Plan aktuell über 245 Betten, die aktuell auf 280 aufgestockt wurden. „Wir sind ausgelastet“, sagt uns Llerandi Pulido. Ein Erweiterungsbau auf dem Grundstück sei bereits in Planung. 60 zusätzliche Betten sollen so entstehen, sodass das EVK in Zukunft 320 bis 340 Patienten aufnehmen könnte. Gute Nachrichten, nachdem die Schließungen der K-Plus Häuser die Menschen in Haan und Hilden in Sorge versetzt haben. Für Hilden wurde inzwischen ein Investor gefunden, sodass von den insgesamt drei Häusern der K-Plus Gruppe (Haan, Hilden und Solingen-Ohligs), eins erhalten bleiben wird.
Tipps für ein selbstbestimmtes Alter
Ein Kollege fragte die neue Chefärztin der Geriatrie, wie alt sie denn werden möchte. Dr. Gök-Manays klare Antwort: „Ich möchte selbstbestimmt im eigenen Umfeld leben.“ Eine Zahl nannte sie nicht. Aber was jeder dafür tun kann, um möglichst lange selbstbestimmt im eigenen Umfeld zu leben: Nicht Rauchen und keinen Alkohol trinken, regelmäßige Nahrungsaufnahme, genügend Flüssigkeit zu sich nehmen, viel Bewegung und vor allem die Pflege sozialer Kontakte. Die größte Gefahr sei die Isolation und Vereinsamung. Oft würden Angehörige zu weit weg wohnen und deshalb sei es wichtig vor Ort mit Menschen im direkten Kontakt zu bleiben.
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