PD Dr. med. Bert Bosche ist seit Anfang April Chefarzt der Neurologie in Mettmann und baut hier die Stroke Unit und Neurologie, die mit dem Städtischen Klinikum Solingen kooperiert, auf.
Nach der Schließung der St. Lukas Klinik in Solingen-Ohligs, die mit ihrer Stroke Unit auch für die Versorgung von Schlaganfallpatienten im Kreis Mettmann zuständig war, entstand eine Lücke. Noch vor Abschluss der Krankenhausplanung NRW erhielt deshalb das EVK Mettmann bereits im Januar den Versorgungsauftrag für die Neurologie inklusive einer Stroke Unit. Als Chefarzt konnte das EVK Privat-Dozent Dr. med. Bert Bosche gewinnen. Er ist Facharzt für Neurologie mit den Zusatzqualifikationen Spezielle Neurologische Intensivmedizin und Rehabilitationswesen. Mit mehreren Jahren neurochirurgischer Erfahrung und beruflichen Stationen an Unikliniken in Köln, Essen und Toronto bringt er eine große fachliche Expertise mit. Vor seinem Wechsel nach Mettmann hat er die neurologisch-neurochirurgische Akut-Abteilung der Mediclin Klinik Reichshof geleitet, die er dort auch aufgebaut hat.
Seit dem 1. April ist er in Mettmann und baut nun hier die entsprechenden Strukturen auf. „Ich freue mich auf die Aufgabe in Mettmann nun auch hier eine qualitativ hochwertige neurologische Versorgungseinheit inklusive Stroke-Unit aufzubauen und mit einem gut ausgewählten Ärzteteam ein breites Leistungsspektrum anbieten zu können“, erklärt der 51-jährige Neurologe.
Für den Kreis Mettmann ist diese Entwicklung im Bereich der Patientenversorgung ein echter Gewinn, denn bisher gab es für fast 500 Tsd. Einwohner keine eigene Stroke Unit und Neurologie. Dr. Bosche legt großen Wer auf neurologische Diversität, dem Fachgebiet der Neurologie sind vielfältige Subspezifikationen untergeordnet. Die entsprechende Expertise soll im Team abgebildet werden. Das soll künftig aus drei Oberärzten, einer davon tritt seinen Dienst bereits am 1. Juli an, und zunächst fünf Assistenzärzten bestehen. Aktuell würden erst einmal die Prozesse etabliert, Routinen entwickelt und die Abteilung ins gesamte EVK eingefügt. Ein großer Teil des neurologischen Spektrums wird bereits jetzt angeboten, die Versorgung des akuten Schlaganfalls folgt nach gründlicher Planung, auch mit dem Rettungsdienst, ab 1. Juli.
Über die geplanten Erweiterungen, die mit der Stroke Unit und der neuen Abteilung Neurologie einher gehen werden, haben wir schon im Januar berichtet. Sechs Stroke-Betten und 21 stationäre Betten gehören nach Fertigstellung des Neubaus zur Neurologie. Neben der Versorgung von Schlaganfall und Hirnblutungen sollen auch chronisch-entzündliche Erkrankungen des zentralen Nervensystems, wie Multiple Sklerose oder Parkinson, aber auch Funktionsstörungen die durch Erreger ausgelöst wurden (Meningitis oder Enzephalitis) behandelt werden. „Die Neurologie hat sich zum absoluten Vorteil für die Patienten weiterentwickelt, denn heute können wir nicht nur mittels klinisch-neurologischer Untersuchungen und bildgebenden Verfahren wie MRT oder CT Diagnosen stellen, sondern auch neurologisch bedingte Funktionsstörungen gut behandeln – durch Medikationen, Interventionen und rehabilitative Maßnahmen“, so PD Dr. med. Bosche.
Während ein Teil der neurologischen Erkrankungen genetisch bedingt ist, können andere Diagnosen, wie etwa Demenz und das Risiko einen Schlaganfall zu erleiden durch den eigenen Lebensstil beeinflusst werden. Ein gesunder Lebensstil, zu dem Ausdauersport oder regelmäßige Bewegung genauso gehören, wie eine gesunde Ernährung, kann das Risiko minimieren.
Kooperation mit dem Städtischen Klinikum Solingen
Bei Notfällen mit Verdacht auf Schlaganfall wird in der Stroke Unit in Mettmann in bildgebenden Verfahren erfasst, ob und wie Gehirn und Gefäße betroffen sind. Kleinere Verschlüsse können mittels Thrombolyse direkt vor Ort behandelt werden. Werden größere Verschlüsse festgestellt, steht mit dem Städtischen Klinikum Solingen ein starker Kooperationspartner für neuroradiologische und neurochirurgische Interventionen zur Verfügung. „Ich bin froh Dr. med. Hannes Nordmeyer an Bord zu haben“, so Dr. Bosche. Dr. med. Nordmeyer ist Chefarzt der Neuroradiologie am Städtischen Klinikum Solingen und eröffnet große Gefäßverschlüsse durch eine sogenannte Thrombektomie minimal-invasiv mittels Katheter. Später kehren die in Solingen operierten Patienten in der Regel zur weitere Behandlung in EVK zurück. In der Neurochirurgie in Solingen sollen auch Patienten mit raumfordernden (schwellende) Hirninfarkten zusätzlich zur Therapie im EVK operativ versorgt werden.
Auf den Start der Stroke Unit und die Kooperation hat man sich im EVK und auch im Städtischen Klinikum Solingen intensiv vorbereitet. Eine Teleradiologiestrecke zwischen Mettmann und Solingen sorgt künftig dafür, dass Befunde direkt zwischen Solingen und Mettmann ausgetauscht werden können. Die Abstimmung der Behandlung erfolgt in Konferenzen. „Das ist fast so, als wenn die Neuroradiologie im Haus ist, als wenn Dr. Nordmeyer im Nachbarraum sitzt“, erklärt Dr. Bosche die Art der direkten Zusammenarbeit.
„Das Konzept gibt es schon länger. Wir wollen das noch besser machen, die Kommunikation verbessern. Innerhalb von 15 bis 20 Minuten muss die Entscheidung getroffen werden, wie man in der Behandlung weitergeht“, erklärt Prof. Dr. med. Marcel Dihné, Chefarzt der Neurologie in Solingen. Dazu, dass Dr. Bosche Chefarzt der Neurologie in Mettmann geworden ist, sagt er: „Ich bin sehr, sehr froh über die Verstärkung. Dr. Bosche ist ein ausgewiesener Experte.“ Eine Überkapazität gibt es aus seiner Sicht nicht. „Wir haben ja jetzt noch mehr zu tun. Das Einzugsgebiet ist größer.“
Werden Düsseldorfer mit dem Rettungsdienst auch neurologisch in Mettmann versorgt?
Ich gehe mal davon aus, dass der Düsseldorfer Rettungsdienst bevorzugt eine der drei Stroke Units anfährt, die es in Düsseldorf gibt (siehe hier).
Bei einem Verdacht auf Schlaganfall ist vor allem die vergangene Zeit bis zur Versorgung für bleibende oder reversible Schäden entscheidend. Im Notfall (Überlastung der nächstgelegenen Stoke Unit) fahren Rettungsdienste deshalb sicher auch Kliniken über Stadt- oder Kreisgrenzen hinaus an, wenn diese Kapazität haben und für sie schnell erreichbar sind.