Post-Schließung: Reaktionen und Briefmarken-Verkauf

von Christian Zimmer

Tabakwaren Richter auf der Bahnstraße. Foto: Christian Zimmer

Nach der Schließung der Postfiliale in Alt-Erkrath, für die es auf unabsehbare Zeit keinen Ersatz geben wird, haben wir nach Reaktionen gefragt. Außerdem gibt es nun erst mal einen anderen Ort auf der Bahnstraße, wo man Briefmarken bekommt.

Hinsichtlich der Stadtentwicklung schrieb uns Ingo Meuter-Schwickert, Sprecher der Stadt Erkrath, auf unsere Anfrage: „Gut erreichbare Postfilialen sowie deren Partnerbetriebe, die Postdienstleistungen erbringen, sind nach wie vor ein wichtiger Faktor für die Infrastruktur und (innerstädtische) Besucherfrequenz und damit auch für die Menschen in Erkrath. Zwar verlagern sich Brief- und Paketdienstleistungen zunehmend ins Internet, doch sind zentral gelegene Postdienstleister und Paketstationen weiterhin insbesondere beim Versand sowie der Abholung von Paketen eine beliebte Anlaufstelle.“

Die Ansiedlung solcher Standorte, welche zu einer hohen Besucherfrequenz auf der Bahnstraße beitragen und gleichzeitig auch davon profitieren, würden verschiedene Bereiche der Stadtverwaltung fördern – „im Rahmen ihres Einflussvermögens“.

Post lehnte Hilfe der Stadtverwaltung ab

Dass dieses Einflussvermögen begrenzt ist, zeigt sich daran, dass die Deutsche Post keine Hilfe von der Stadtverwaltung wollte. Nachdem die Deutsche Post die Schließung der Postfiliale am Bavierplatz bestätigt hatte, war die Stadt im „engen Kontakt“ mit den zuständigen Ansprechpersonen. „Dabei wurde stets eine Unterstützung seitens der städtischen Wirtschaftsförderung angeboten, um schnellstmöglich eine neue Kooperationspartnerin bzw. einen neuen Kooperationspartner zu finden“, so Meuter-Schwickert weiter. „Die Deutsche Post AG verzichtete jedoch bis heute auf die Inanspruchnahme des Hilfsangebotes und begründete dies bereits früh im Prozess, mit einem in Aussicht stehenden Vertragsabschluss mit einer potenziellen Vertragspartnerin, die die Erbringung der Postdienstleistungen wohl in räumlicher Nähe zum bisherigen Standort ausführen soll.“

Das steht im Widerspruch dazu, dass uns die Post noch Ende Februar sagte, dass man weitere Interessenten suchen würde. Offen bleibt, weshalb die Deutsche Post hier einen Alleingang vorgezogen hat, anstatt zusätzlich die Hilfe der Stadtverwaltung in Anspruch zu nehmen. Auch gegenüber der Stadt hat sich die Deutsche Post nicht weiter geäußert: „Weitere Informationen zum aktuellen Sachstand hat die Wirtschaftsförderung anschließend trotz mehrfacher Kontaktaufnahme nicht erhalten.“

MIT Erkrath ist „sehr verärgert“

Als im November erstmals im Gespräch war, dass die Post schließen wird, gab es Kritik von der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) Erkrath. Dessen Vorsitzender Marc Hildebrand (auch CDU-Mitglied im Stadtrat) erneuerte die Kritik auf unsere Anfrage hin: „Die MIT Erkrath ist sehr verärgert darüber, dass sich im Stadtteil Alt Erkrath in Sachen Post nichts bewegt oder getan hat. Seit dem Oktober steht fest, dass die Postfiliale zum 15.03. schließen wird. Seit Oktober hatte man genügend Zeit gehabt einen Betreiberwechsel vorzubereiten und nun ist die Filiale zu und man ist keinen großen Schritt weiter. Uns verwundert es schon, dass man nach fünf Monaten immer noch in den Verhandlungen steckt und es sich zur Eröffnung einer neuen Filiale noch Monate hinziehen soll. Ein entsetzlicher Zustand, gerade für ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger, aber auch für die örtlichen Unternehmen, die täglich große Ladungen an Post dort abgegeben haben. Diese können nun unnötig weite Wege nach Hochdahl, Unterfeldhaus und sogar nach Mettmann-Metzkausen auf sich nehmen.“

Er appellierte: „Die Mittelstands- und Wirtschaftsunion fordert die Deutsche Post auf schneller zu handeln und bittet auch die städtische Wirtschaftsförderung hier lenkend und vermittelnd einzugreifen.“ Wie oben bereits dargestellt, kann die Stadt jedoch nicht viel ausrichten, solange die Deutsche Post das Hilfsangebot nicht in Anspruch nimmt. „Abschließend bedankt sich die MIT bei Stefan Richter, der sich bereiterklärt hat übergangsweise in seinem Geschäft Briefmarken anzubieten. Wenigstens eine kleine Hilfe für die Erkrather.“

Briefmarken bei Tabakwaren Richter

Damit spricht die MIT an, was in der letzten Woche schon auf Facebook verbreitet wurde: Tabakwaren Richter auf der Bahnstraße (gegenüber Bäckerei Terbuyken) bietet nun auch Briefmarken an. Konkret gibt es Briefmarken zu 0,70 € (für Postkarten), 0,85 € (Standardbriefe), 1,00 € (Briefe mit 3-8 Seiten) und 1,60 € (Großbriefe). Briefe und Pakete können hingegen nicht angenommen werden. Schon in den ersten Tagen ist der Briefmarken-Verkauf „sehr gut angenommen worden“, teilt uns Inhaber Stefan Richter mit.

Er hatte sich selbst auch bei der Deutschen Post für einen Paketshop (ohne Brief-Dienstleistungen) beworben: „Bereits als bekannt wurde, dass die Post in Erkrath schließt, habe ich mich bei der Deutschen Post / DHL als Partner für einen DHL-Paketshop beworben, zumal ich auch in meinem zweiten Geschäft in Düsseldorf einen DHL-Paketshop mit Briefmarkenverkauf habe.“ Die Deutsche Post sagte ihm am 2. März jedoch ab: „Angeblich, weil nach eingehender Prüfung der örtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen mir kein Angebot unterbreitet werden könnte“, so Richter.

In der letzten Woche wurde in der bisherigen Postfiliale bereits einiges ausgeräumt, einige Restwaren wie Postkarten zu je 1 Euro das Stück werden noch als „Final Sale“ angeboten. Der bisherige Betreiber der Postfiliale bietet weiterhin an der Ludenberger Straße einen Paketshop mit Briefmarken-Verkauf an, bei dem jedoch ebenfalls keine Briefe angenommen werden.

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