Perfekte Geheimnisse in der Stadthalle aufgedeckt

von Timo Kremerius

Das perfekte Geheimnis Foto: Alvise Predieri

In der Stadthalle wurde am Mittwoch ein vermeintliches Geheimnis gelüftet. Damit ist bewiesen, dass es keine perfekten Geheimnisse gibt. Früher oder später kommt alles ans Tageslicht mit mehr oder weniger gravierenden Folgen. Aber in diesem Fall zur Erheiterung der Zuschauer.

Aus der Vorankündigung: Sieben Freunde (Drei Paare, ein Single) spielen beim gemeinsamen Abendessen ein gefährliches Spiel: Jede Nachricht, die im Laufe des Abends auf den sieben Handys ankommt, wird laut vorgelesen, Bilder und Filmchen bekommen ebenfalls alle Anwesenden zu sehen. Sehr schnell zeigt sich: Jonglieren mit entsicherten Handgranaten wäre auch nicht gefährlicher gewesen! Denn jede und jeder hat nicht nur ein öffentliches und ein privates Leben, sondern auch noch ein geheimes…
Das erste Positive, was man feststellen konnte, war, dass Das Theater mit ca. 350 Zuschauern recht gut, und für das Kulturamt zufriedenstellend gefüllt war. War es doch ein Thema, worüber einige Zuschauer schon gelesen hatten oder womöglich der ein oder andere den Film im Kino gesehen hatte. Also eigentlich alle Voraussetzungen für einen unterhaltsamen Abend waren gegeben.

Das Publikum wurde aber von der Realität überrollt. Sicherlich waren alle Schauspieler bemüht ein wenig Stimmung in das Stück und die Stadthalle zu bringen. Aber dem wurden sie nur sporadisch gerecht. Das konnte man daran erkennen, dass einige, wahrscheinlich kulturresistente Zuschauer, die wohlmöglich zum Theaterbesuch gezwungen wurden, sicherlich leise, aber hörbar miteinander tuschelten. Ein Unding.

So zog sich der erste Teil des Stückes zäh über die Zeit. Szenenapplaus war Mangelware, auch Lacher konnte man an einer Hand abzählen. Die Thematik des Stückes, jeder Teilnehmer des Abendessens legt sein Handy auf den Tisch und somit kann auch jeder an den Meldungen, die eingehen teilhaben, hätte mehr hergegeben als das, was den Zuschauern geboten wurde. Leider war die Umsetzung eher langweilig und die Szenen schon fast vorhersehbar. Ein wichtiger Punkt war auch die Sprachqualität. Das ein Schauspieler heiser war kommt vor, aber er bemühte sich deutlich zu sein. Bei allen anderen hatte man das Gefühl es wäre ein Sprachbrei. Ziemlich undeutlich. Wenn man schon in einer der ersten Reihen Probleme hatte aufgrund der Undeutlichkeit Sätze zu verstehen, möchte ich nicht wissen, wie es in der hinteren Reihe war.

Kommentar von Zuschauerin Beate S.: “Wenn man eh Probleme hat gut zu hören, haben die Schauspieler dazu beigetragen aufgrund Ihres Sprechens noch weniger zu hören und zu verstehen.”

Der zweite Teil des Stückes entschädigte ein wenig und es wurde etwas lebendiger auf der Bühne. Aber wie schon erwähnt, man hätte aus der Thematik mehr machen können. So kam es wie es kommen musste. Einer der Gäste hatte eine Freundin, die zur Freude seiner Frau, mit der er seit einem Jahr verheiratet war, anrief und mitteilte, sie sei schwanger. Das war das erste Drama. Einer der Gäste wurde durch Handytausch geoutet das er schwul ist. Dann war da noch der Anruf des Vaters, der seiner Tochter einen Chirurgen für eine Brustvergrößerung empfahl, obwohl der Ehemann, der auch Chirurg ist, aber von seinem Schwiegervater als unfähig hingestellt wurde danebenstand. Die nächste Katastrophe. Zwischendurch der Anruf der Tochter, für die Ihre Mutter ein Vollpfosten war, auf Vaters Handy, um sich von ihm beraten zu lassen, ob sie mit ihren 16 Jahren zum ersten Mal bei Ihrem Freund schlafen soll.

Alles in Allem nichts Spektakuläres. Es plätscherte halt so vor sich hin und man ließ sich berieseln. Unangenehm auch die teilweise verrohte Sprache. Man fühlte sich in die Anfänge von Ingo Appelt versetzt, als jedes zweite Wort ficken war. In dem Stück würde das Wort ziemlich oft, manchmal auch unnötigerweise genutzt. Zum Beispiel war es nicht eine Brustvergrößerung, sondern die Titten wurden aufgemotzt. Auch die Frage an einen Mann, ob er eine Freundin hätte, mit der er ficken würde. Also ich kann mich nicht daran erinnern in unserem Freundeskreis solch ein Sprachniveau zu haben. Das zog das Stück auch gewaltig nach unten.

Nachdem sich alle Freunde fetzten und verschwanden, endete das Stück, damit dass alle wieder beisammen waren und sich nett und freundlich voneinander verabschiedeten. Ein dramaturgischer Handgriff, der sich mir nicht so richtig erschloss. Aber sei es drum. Zuschauerin Birte H. fand: „Das Stück war, zu mindestens im ersten Teil, langweilig. Der zweite Teil konnte die Qualität aber nur marginal aufwerten.“ Die Qualität hielt sich in Grenzen und kam an den Film nicht heran. Der verhaltene Schlussapplaus bewies auch, dass man froh war, als das Stück zu Ende war und man endlich nach Hause gehen konnte.

Kulturpause im Foyer der Stadthalle

Zu Gast war auch bei dieser Vorstellung die Künstlerin Tanja Kühn, die wir bereits hier vorstellten.

Am 27. Oktober 2023 ist wieder Kabarett und Nessi Tausendschön mit ihrem Motto 30 Jahre Zenit, Operation Goldene Nase in die Erkrather Stadthalle. Die Abteilung Kultur der Stadt verschickt die Karten auch kostenfrei nach Hause. Telefon 0211 240740 09.

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