Mily Helling vom Gymnasium Hochdahl siegt beim Vorlesewettbewerb

von Susann Krüll

Hinten (v.l.): Anne Heimannsberg-Schmidt, Christoph Hanke, Sara Willwerth und Monika Funk. Vorn v.l.: Stadtsiegerin des Vorlesewettbewerbs Mily Helling, Sechstklässlerin des Gymnasiums Hochdahl, Susann Krüll und die Zweitplatzierte Anna Neuhoff. Foto: Steffen Krüll

Gegen ihre Mitbewerberin Anna Neuhoff vom Gym Neander setzte Mily sich mit einem Punkt Vorsprung als Stadtsiegerin durch. Sie wird im Februar beim Kreisentscheid in Langenfeld gegen die Sieger der neun anderen Städte des Kreises Mettmann antreten.

Endausscheidung in der Stadtbücherei im Bürgerhaus

Erneut war am Montagnachmittag die Stadtbücherei im Bürgerhaus der Austragungsort der Stadtmeisterschaft beim Vorlesewettbewerb der „Stiftung Buchkultur und Leseförderung Börsenvereins des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels“. Drei Sechstklässlerinnen hatten sich bei den Ausscheidungen in ihren Jahrgängen qualifiziert. Leider trat ein Mädchen nicht an, so dass Entscheidung dann zwischen den Vertreterinnen der beiden Gymnasien fiel.

Sara Willwerth, Inhaberin der örtlichen Buchhandlung, und Anne Heimannsberg-Schmidt, Leiterin der Stadtbücherei Erkrath, organisierten als eingespieltes Team die städtische Ausscheidung erneut. Beide konnten nicht sicher sagten, wie viele Jahre bereits, aber Buchhändlerin Willwerth wusste zu berichten, dass es den Wettbewerb bereits seit Ende der 60er Jahre gibt. „Ich fände es ja gut, wenn es auch für Eltern so einen Vorlese-Wettbewerb gäbe. Leider stelle ich fest, dass immer weniger Eltern ihren Kindern regelmäßig vorlesen. Ihr könnt das aber sicher hervorragend, denn ihr habt Euch gegen alle eure Mitschüler durchgesetzt“, lockerte sie die Anspannung bei den beiden Hauptpersonen auf. Deren Begrüßung und Vorstellung übernahm Hausherrin Anne Heimannsberg-Schmidt: Anna Neuhoff, Schülerin am Gymnasium Neandertal, und Mily Helling vom Hochdahler Gymnasium. Anna hatte ihren Vater und eine gute Freundin dabei. Mily begleiteten ihre Mutter und ihr kleiner Bruder. Die dreiköpfige Jury stellte Sara Willwerth vor, die jedes Jahr neu besetzt wird und der diesmal Christoph Hanke, Komm. Schulleiter der GGS Millrath, Monika Funk, jetzt im Ruhestand, aber jahrelang ehrenamtlich in der St. Franziskus Gemeinde und bei beim Freundeskreis für Flüchtlinge engagiert, sowie der Verfasserin dieses Artikels bestand.

Wer liest zuerst – das Los entschied

Die Reihenfolge, in der die beiden Erkrather Finalistinnen lesen sollten, wurde ausgelost und Mily Helling durfte beginnen. Äußerlich war ihr die Anspannung nicht anzumerken und so stellte sie mit fester Stimme ihr Buch vor, aus dem sie eine Passage lesen wollte: „Ich habe mich für ‘Wunder’ von Raquel J. Palacio entschieden, weil es das Thema Behinderung aus der Sicht eines betroffenen Kindes beleuchtet“, so Mily, bevor sie mit fester, wenn auch nicht allzu lauter Stimme, toller Betonung und einem bewundernswert flüssigen Lesestil loslegte. Schnell waren die drei Minuten, gestoppt von Sara Willwerth, vorbei. Anna, die danach am Lesepult Platz nahm, erklärte wortgewandt, warum ihre Wahl auf den Fantasy-Roman „Die Rote Königin“ von Victoria Aveyard gefallen war. Auch sie las ihre Passage souverän, ohne das kleinste Stocken und mit einer ausgefeilten Betonung. Nach dieser ersten Runde war sich die Jury einig, dass nur Nuancen zwischen der Leistung der Beiden lagen. Die Hoffnung die Entscheidung fiele, wenn beide als zweite Aufgabe die ihnen unbekannte Textpassage gelesen hätten, erfüllte sich hingegen nicht.

Leseprobe aus unbekannter Lektüre entschied den Wettbewerb

Sara Willwerth hatte eine Neuerscheinung mitgebracht, die der Verlag dem Buchhandel als so genanntes Leseexemplar vor dem Erscheinen zur Verfügung stellt. Beide Mädchen schlugen sich mit dem ihnen komplett unbekannten Text so hervorragend, inklusive der perfekten Aussprache der englischen Namen der Protagonisten, dass die Jury nur anhand des Punkteschemas, das einen Punkt Unterschied auswies, schließlich Mily Helling als Stadtsiegerin küren konnte. Sie konnte sich über die Siegerurkunde freuen und wird die Erkrather Schülerschaft beim Wettbewerb um die Kreismeisterschaft vertreten. Auch Anna wird ihr die Daumen drücken, denn sie zeigte sich als tolle zweite Siegerin, wie es auf ihrer Teilnehmer-Urkunde zurecht stand.

Beide Mädchen sind ‘Leseratten’

Schon vor dem Beginn des Wettbewerbs herrschte eine entspannte Stimmung unter den Teilnehmerinnen, ihren Begleitern und den ‘Offiziellen’. So erzählte Anna Neuhoffs Vater, dass seine Tochter sich, seitdem sie selbst lesen kann ‘durch die Bücherei gelesen’ habe. Sara Willwerth erzählte daraufhin von ihren eigenen, ersten Erfahrungen mit der Bücherei in Erkrath. „Die war, als ich ein Kind war, noch nicht hier, sondern bestand aus einer einzigen Reihe mit Kinderbüchern. Ich habe die mehrfach von links nach rechts durchgelesen, und fand es doof, dass ich keine Bücher aus der Erwachsenen-Abteilung ausleihen durfte.“ Auch Mily ist eine Vielleserin. Ihre Mitschüler seien dafür verantwortlich, dass sie die Schule vertreten sollte, erzählt das Mädchen, das zweisprachig aufwächst. Zuhause spricht sie mit Eltern und ihren zwei jüngeren Brüdern nur englisch. „Meine Mitschüler und auch meine Lehrerin fanden, dass ich am besten vorlesen kann und haben mich dann einfach vorgeschlagen“, erzählt sie. Bei Anna ist es hingegen ‘klassisch’ gelaufen. „Bei uns haben alle vorgelesen und ich habe den Wettbewerb dann gewonnen“, so die Sechstklässlerin, deren Lieblingsgenre Fantasy ist. „Ich lese aber auch Bücher zu anderen Themen sehr gern.“ Ihr Papa hingegen hört gern Hörbücher, besonders zum Einschlafen, verriet er und erntete Zustimmung, aber auch einen Hinweis von Buchhändlerin Willwerth: „Wenn man vor dem Schlafen liest und schon nach wenigen Zeilen oder Seiten einschläft, bedeutet das, dass das Gehirn entspannt ist“, teilte sich eine wissenschaftliche Erkenntnis mit allen und ließ eine weitere folgen: „Wenn Kids zu viel in den digitalen Medien unterwegs sind, können sie kaum stillsitzen. Ihr Gehirn ist überlastet, aber da es, wie nur noch die Leber, keine Schmerzrezeptoren hat, kann es nicht sagen ‚zu viel‘. Wenn man also über einem Buch einschläft, dann hat man alles richtig gemacht.“

Info zum Vorlesewettbewerb

Der Vorlesewettbewerb wird seit 1959 jährlich von der Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels gemeinsam mit Buchhandlungen, Bibliotheken, Schulen und kulturellen Einrichtungen veranstaltet. Im Oktober finden Ausscheidungen an den Schulen statt. Dann geht es für die jeweiligen Finalisten über regionale und landesweite Wettbewerbe bis zum Bundesfinale im Juni in Frankfurt. 

Nächste Station für Erkraths Vertreterin Mily Helling ist der kreisweite Entscheid am 24. Februar in Langenfeld, bei dem alle 10 Städte-Sieger des Kreises Mettmann gegeneinander antreten.

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