Ferienprogramm: Tanz und Akrobatik mit Jugendlichen aus Tansania

Von Susann Krüll

Der Besuch der Gruppe aus Tansania im Rahmen der Kinderkulturkarawane war ein besonderes Highlight in den Ferien. Foto: Susann Krüll

Im Kinderhaus Sandheide gab es in der ersten Woche der Herbstferien ein ganz besonderes Ferienprogramm, an dem 18 Kinder teilnahmen: Sechs Jugendliche, die in der tansanischen Metropole Daressalam das „Kigamboni Community Centre“ (KCC) besuchen, boten ihnen einen Workshop mit Tanz- und Akrobatik-Elementen. Am vergangenen Samstag führten sie das gelernte auf.

Zur Aufführung in der Turnhalle neben dem Kinderhaus Sandheide waren nicht nur die Angehörigen der beteiligten Kids gekommen, sondern auch die Stellvertretende Bürgermeisterin Regina Wedding und Pater Andrew von der Kath. Kirchengemeinde Hochdahl. Er stammt aus Tansania und hatte die Kids schon bei der Ankunft in Erkrath getroffen. Nach den Nachwuchsstars aus dem Kinderhaus führten die zwei jungen Frauen und vier jungen Männer ein selbst erarbeitet Stück über die Probleme der Landbevölkerung in ihrem Heimatland aus. Tansania zählt zu den zwanzig auf der Welt am stärksten von den Folgen des Menschen-gemachten Klimawandels betroffenen Ländern weltweit.

Zur Kinderkulturkarawane

Nach der kurzen offiziellen Begrüßung, bei der Regina Wedding außer den Grüßen des Bürgermeisters den jungen Leuten als Erinnerung an ihren Aufenthalt in Erkrath ein Plüsch-Mammut überreicht hatte, erklärte Renate Späth, die Vorsitzende des Fördervereins des Naturschutzzentrums Bruchhausen, wie es zu dem Besuch der Jugendlichen in Erkrath kam: „Das Naturschutzzentrum als anerkannter Bildungsträger hat sich beim Projekt Kinderkulturkarawane beworben, das u. a. den Austausch von jungen Menschen unterschiedlicher Nationalitäten fördert. Im vergangenen Jahr hat uns bereits eine Gruppe Jugendlicher aus Südafrika besucht, im zweiten und leider letzten Jahr des Projekts konnten wir diese sechs jungen Leute aus Tansania zu uns einladen. Sie sind bereits seit August in Deutschland, wo sie in verschiedenen Städten, wie zuletzt in Köln und nach uns in Würzburg Station gemacht haben, bzw. noch machen werden“, so die engagierte Ehrenamtlerin, die in ihrem Berufsleben als ausgebildete Försterin zuletzt im Landesamt für Forstwirtschaft tätig war. Sie berichtete, dass das Kigamboni Community Centre 2007 in einem der ärmsten Stadtteile der Millionenstadt Daressalam gegründet wurde, um die Kids „von der Straße zu holen, um ihnen Beschäftigung zu bieten, wie Tanz- und Akrobatik und ihnen eine Schulbildung und eine Ausbildung zu ermöglichen.“ Damit gab sie die Bühne frei für die Choreografie, die die Besucher aus Tansania mit den Kids einstudiert hatten und verwies darauf, dass danach die sechs Jugendlichen ihr Stück aufführen würden. Abschließend lud sie alle Anwesenden noch zu Kaffee, kalten Getränken und Keksen ein.

Eltern, Großeltern, Geschwister und Betreuer waren sichtlich beeindruckt  

Drei große weiße Laken dienten als Vorhang der die „Bühne“ vom Hallenboden und den Zuschauern auf den Bänken abschirmte. Schon während der Reden konnte man von dort die Kids hören und deren Aufregung, Lampenfieber (?), spüren. Dann war es so weit: Die 18 Kids und ihre, zunächst nur zwei, dann alle sechs Trainer hatten ihren großen Auftritt. Zunächst gab es einen einstudierten Tanz mit Anklängen an Hip-Hop und Street Dance, der bereits mit viel Applaus bedacht wurde. Die nächste ebenfalls zu Musik einstudierte Tanz-Choreografie enthielt dann beeindruckende akrobatische Elemente bis hin zum Hochstemmen eines der teilnehmenden Mädchen, das in beeindruckender Weise ihren Gleichgewichtssinn bewies, siehe Fotogalerie anbei. Mit einem riesigen Applaus und erst nach mehrfachen Verbeugungen wurden die 18 Kids von der Bühne verabschiedet. Anschließend gab es noch jede Menge Umarmungen und Schulter-Klatscher, als sie sich bei ihren Begleitern auf den Turnbänken niederließen.

Eine Geschichte von Dürre, Fehlernten und den Folgen für Jung und Alt

Es gibt keine drei passenderen Worte, die beschreiben, was die zwei weiblichen und vier männlichen Mitglieder der Akrobatik-Gruppe des Kigamboli Community Centre (KCC) den Zuschauern boten: atemberaubend, beeindruckend und berührend war die nur mit Gesten, Blicken, Tanz- und Akrobatik-Einlagen erzählte Geschichte einer tansanischen Familie: Die Ernte verdorrt, die Mutter schwanger mit dem dritten Kind, der Junge musste die Schule verlassen (das passiert, wenn Schülerinnen oder Schüler mehr als drei Wochen fehlen, wenn sie zu Hause helfen müssen, wie uns ein Mitglied der Gruppe erzählte, Anm. d. Red.) und der Vater geht fort in die Stadt, um dort Arbeit zu finden und Geld zu verdienen. Diese Geschichte hat ein Happyend, denn die Mutter kommt noch rechtzeitig in ein Krankenhaus, als die Wehen einsetzen, der Vater kehrt zurück und hat Arbeit gefunden nach anfänglichen Schwierigkeiten, so dass die Familie, mit den beiden älteren Geschwistern und dem Neugeborenen vereint und „gerettet“ ist.

Oft gehen solche und ähnliche Schicksale in Tansania nicht so glimpflich aus, dann landen Kinder auf der Straße. Hier kommt das KCC ins Spiel und bietet diesen, aus sozial schwachen Familien stammenden Kids eine Zukunft. Das fange mit Essen an, gehe über Unterricht und Freizeitaktivitäten wie Tanz, Akrobatik oder Nähen – die Jugendlichen hatten einige Erzeugnisse, wie Taschen, Armbänder oder Tücher zum Verkauf dabei. Durch Spenden wird ihnen eine Schulbildung, eine Ausbildung oder auch, wie bei Emilias ein Studium ermöglicht, wie er uns erzählte. Der 23-Jährige hat bereits seinen Bachelor mit Förderung durch die Sponsoren des Zentrums gemacht und hofft, seinen Master vielleicht in Deutschland mit Hilfe des in Köln ansässigen deutschen Fördervereins des Centrums erwerben zu können. Emilias betonte, wie wichtig Bildung sei, nicht zuletzt um den Folgen des Klimawandels, der alle in Tansania umtreibt, etwas entgegen zu setzten und Wege zu finden, um die verheerenden Folgen in seinem Land abzumildern.

Nicht nur mit ihrem beeindruckenden Stück hatten die jungen Menschen viel zu sagen, auch die Gespräche, die sie in der Zeit mit ihren Betreuern aus dem Naturschutzzentrum und dem Kinderhaus führten, hinterließen bei allen einen tiefen Eindruck. Norma, die im Naturschutzzentrum arbeitet und gemeinsam mit Renate Späth und den Mitarbeitern des Kinderhaus Sandheide die jungen Leute betreut hat und näher kennenlernen konnte, fand es schade, dass es in den Ferien nicht mehr Möglichkeiten gegeben habe, die Gruppe mit weiteren jungen Erkratherinnen und Erkrathern in Austausch bringen zu können. Die, die wie die 18 Kids, mit denen sie die Aufführung vorbereiten, die sechs tansanischen Jugendliche näher kennenlernen durften, haben die Zeit sehr genossen. Die Verabschiedung fiel jedenfalls sehr herzlich aus, als sich die Runde nach dem Kaffee-Klatsch auflöste.
Auch einige der selbstgemachten Objekte, vor allem die gewebten bunten Armbänder fanden neue Besitzer. So gab es auch hier, zusammen mit dem Geld, das nach der Aufführung beim Herumgehen unter den Zuschauern in dem Zylinder landete, einen ansehnlichen Erlös, den die Gruppe nach Hause ins KCC mitnehmen kann.

Info: Wer sich über die Arbeit des Kigamboni Community Centre (KCC) für die Kinder in der tansanischen Metropole Daressalam informieren möchte, kann die Website (Englisch) besuchen: kccdar.com. Es gibt in Köln den Verein „Pamoja e. V.“ (Kiswahili für: gemeinsam), der mit Spenden und Hilfe vor Ort die Projekte unterstützt. Infos dazu, siehe: www.pamoja-together.de.

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