‚Die Werkstatt‘ und Repair Café aktiv im Forum Sandheide

von Susann Krüll

Rudolf Simon und Hans Georg Moors an der Stanze. Foto: Susann Krüll

Als einer von fünf Mietern hat auch der Verein „Die Werkstatt e.V.“ ihre Räume im Forum Sandheide an der Hildener Straße bezogen.

Ihr deutlich größeres Domizil in der ehemaligen Hauptschule an der Freiheitsstraße verlor der Verein in der Flutnacht vor zwei Jahren. Zehn Aktive mit unterschiedlichen, persönlichen und beruflichen Hintergründen haben sich im Verein zusammengeschlossen, um ihren handwerklichen Leidenschaften nachzugehen und diese gern auch an junge Leute zu vermitteln.

Repair Café ist nur ein Teil der Vereinsarbeit

Jeden dritten Freitag im Monat findet in der Cafeteria des „Forum Sandheide“ von 14h bis 17h das sogenannte Repair Café statt. „Alle Elektrogeräte, die man sich, salopp gesagt, unter den Arm klemmen und zu uns tragen kann, versuchen wir zu reparieren“, umschreibt Harry Keller, seines Zeichens Doktor der Chemie, welches Angebot für Erkrather und Erkratherinnen seine Kollegen und er anbieten. „Es geht uns nicht darum Konkurrenz zu sein zu Händlern und Geschäften, aber in der Regel bieten die bei kleineren Elektrogeräten, wie Toastern oder auch Kaffee-Maschinen keinen Reparaturservice an. Das lohnt sich meist nicht. Aber unsere Devise ist es, nachhaltig mit den Dingen umzugehen. Manchmal ist es eben ein neuer Stecker, den wir irgendwo anbringen oder ein durchgeschmorter Schalter“, so Hans-Georg Moors, der vielen noch aus seiner aktiven Zeit als selbstständiger Radio- und Fernsehtechniker bekannt sein dürfte.

Hans-Georg Moors bei der Reparatur des Videorecorders.
Foto: Susann Krüll

Jahrelang hatte er ein Geschäft und war somit der Ansprechpartner vor Ort. Aus dieser Zeit stammt ein Teil der elektronischen Bauteile, die er in ’seinem Raum‘ im Untergeschoss des Forums in kleine blaue Kästen sortiert und diese dann auch noch beschriftet. Dies ist nötig, wenn man vor den mehrstöckigen Regalbrettern steht, die sich an der einen Längsseite des Raumes entlangziehen. „Zuhause habe ich auch noch eine kleine Werkstatt“, schmunzelt Moors und wendet sich dem Videorecorder zu, an dem er gerade arbeitet. „Auch solche Geräte, die nicht mehr modern sind, aber bei meinen Altersgenossen noch zuhause stehen, werden uns gebracht.“

Mit so genannter „Weißer Ware“, wie Kühlschränken und Herden geben sich die Herren nicht ab. „Auch nach Hause kommen wir nicht, um dort zu reparieren. Das widerspricht dem Gedanken der ‚Repair Cafés‘. Hier versucht man Dinge wieder zum Funktionieren zu bringen, die sonst weggeworfen würden, weil niemand sie mehr reparieren würde.“

Ersatzteile werden hier selbst hergestellt

Manchmal muss ein zu reparierendes Teil, das die Leute vorbeibringen, wie den genannten Videorecorder, dableiben, wenn ein Ersatzteil nicht da ist. Dieses wird dann nicht etwa bestellt, sondern, wenn dies als möglich eingeschätzt wird, von den Vereinsmitgliedern angefertigt. „Wir haben mit Gregor Melenka einen technischen Zeichner im Verein, der das Werkstück zeichnen kann, so dass wir es im 3D-Drucker herstellen können, wenn es aus Kunststoff hergestellt werden kann,“ berichtete Harry Keller. „Oder wir bauen es auf der Werkbank mit einer Fräse aus Metall nach der Zeichnung des Kollegen nach“, fügt Rudolf Simon hinzu, der zusammen mit Heinz-Jürgen Reck der „Mann fürs Schweißen und Fräsen“ ist. Dem 82-Jährigen, merkt und sieht man sein Alter nicht an, so lebhaft und engagiert zeigt er sich beim Rundgang durch die vier Räume des Vereins. „Ich habe selbst eine Ausbildung bis zur Meisterprüfung im Bereich Schweißen gemacht. Später habe ich dann bis zur Pensionierung als Lehrer an einer technischen Schule gearbeitet.“ Daher freut er sich immer über Projekte, die die Vereinsmitglieder für junge Menschen durchführen können. „Wir würden gern noch viel öfter mit Schulen oder auch schon mit Kitas zusammenarbeiten, um die Kinder und Jugendliche fürs Handwerk zu begeistern“, so nicht nur sein Wunsch.

Künftige Projekte

Bis es an neue Projekte, wie zum Beispiel den Bau eines großen Insektenhauses für das Naturschutzzentrum Bruchhausen geht (von dessen Entstehen Rudolf Simon nach wie vor schwärmt), müssen die Herren noch eine Menge Kisten ausräumen. „In der ehemaligen Schule an der Freiheitsstraße hatten wir wesentlich mehr Platz. Als wir nach dem verheerenden Hochwasser dort herausgeholt haben, was noch zu retten war, mussten wir die Werkzeuge und anderen Materialien zwischenlagern, bis wir hier im Forum ein neues Zuhause gefunden haben. Wir haben es, seitdem wir hier im März eingezogen sind, noch nicht geschafft, alle Kisten auszuräumen oder die Küchenzeile hier in unserem kleinen Pausenraum aufzubauen“, erklärt Harry Keller, in dessen Raum auch noch zahlreiche Umzugskartons vollgepackt mit empfindlichen Kolben und Reagenzgläser sowie andere Materialien stehen. „Wir sind schließlich alle nicht mehr die Jüngsten und ich selbst ‚habe Rücken‘, da geht das nur nach und nach“, so Keller, der sich wie die übrigen Vereinsmitglieder auch über neue Interessenten freuen würden, die sich handwerklich betätigen möchten. „Wir haben sogar einen Brennofen hier. Wer sich damit auskennt und gern mit Ton arbeiten möchte, der ist herzlich willkommen, zu uns in den Verein zu kommen“, wirbt auch Moors für neue Fachrichtungen. 

In den beiden großen Räumen am Eingang von der Schimmelbuschstraße, neben dem außen am Gebäude angebrachten Fahrstuhl, sind die großen Maschinen, die zum Drehen, Fräsen, Feilen oder Abrichten gebraucht werden, bereits aufgebaut. Allerdings fehlt noch der professionelle Rauchabzug, damit hier, ohne einen Feueralarm auszulösen, dann zukünftig auch kleinere Schweißarbeiten durchgeführt werden können.

Info: Die Vereinsmitglieder „Die Werkstatt e. V.“ treffen sich dienstags und donnerstags ab 15h zum gemeinsamen Arbeiten und Werken in ihren Räumen im „Forum Sandheide“ an der Hildener Straße 28. Der Vereinsbeitrag beträgt 10€/monatlich. Die Herren freuen sich, wenn sie auch mit Schulen und Kitas Projekte durchführen können. Sie würden ihre Begeisterung für Berufe aus dem Handwerks- und MINT-Bereich oder auch den entsprechenden Studiengängen gern weitergeben. Kontakt: Tel. (0 21 04) 4 66 66, E-Mail: die-werkstatt@online.de.

2 Kommentare

    • Hallo Frau Müller-Boos,
      mit dieser Frage sollten Sie sich direkt an die Herren von ‚Die Werkstatt‘ wenden. Es ist nicht sicher, dass sie den Kommentar hier unter dem Artikel auch lesen.
      Freundliche Grüße
      Ria Garcia
      Redaktion erkrath.jetzt

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