
Nachdem Mitte Dezember vergangenen Jahres die Automaten der Deutschen Bank auf der Bahnstraße gesprengt wurden schafft das Geldinstitut sechs Monate später Fakten: Es wird keine neuen Automaten mehr geben.
Auch ein halbes Jahr nach der Tat ist die Außenfassade notdürftig mit Brettern abgedeckt, wo einst eine große Fensterfront war. Der Vorraum war bis vergangene Woche noch so verwüstet, als wäre die Sprengung des Geldautomaten erst kürzlich passiert. Ende letzter Woche rückten Handwerker an, räumten im Inneren auf und rissen die Wand ein, welche den Selbstbedienungs-Bereich (SB-Bereich) von der einstigen Filiale trennte. Die sogenannte „Finanzagentur“, in der nur noch Kundenberatungen stattfinden, ist jedoch weiterhin nicht über den früheren Haupteingang zugänglich, sondern über einen Nebeneingang. Die Beratungsräume sind durch eine Wand aus Gipskartonplatten von dem früheren SB-Bereich getrennt, Kabel hängen herunter und auch außen an der Fassade über der Apotheke sind noch Spuren zu erkennen.
Ein Aushang an der Tür informiert nun: Der SB-Bereich in Erkrath werde „dauerhaft geschlossen“, der Geldautomat und Terminal für Bankgeschäfte also nicht mehr aufgestellt. Zum Geldabheben könne man neben Einzelhändlern auch zu den Cash-Group-Standorten Postbank auf der Gumbertstraße in Düsseldorf-Eller, der Shell-Tankstelle an der Max-Planck-Str. in Erkrath-Unterfeldhaus und auf die SB-Tankstelle auf der Benderstraße in Düsseldorf-Gerresheim (in dieser Reihenfolge). Die nächste Filiale liegt ebenfalls auf der Benderstraße in Gerresheim. Diese Auswahl erscheint etwas willkürlich, laut Online-Karte existieren auch in Hilden sowie Mettmann Filialen und in Hilden eine zusätzliche SB-Stelle (nur Automaten).


Das sagt die Deutsche Bank
Bereits vergangenes Wochenende haben wir die zuständige Pressesprecherin der Deutschen Bank Fragen geschickt, die erst am Freitag beantwortet wurden. Zu den Gründen für die Schließung gefragt heißt es: „Wie alle Banken beobachtet auch die Deutsche Bank, dass sich der Markt sowie das Verhalten unserer Kundinnen und Kunden verändern. Hierauf stellen wir uns u.a. dadurch ein, dass wir unser Filial- und auch unser SB-Netz hinsichtlich seiner Wirtschaftlichkeit (unter Berücksichtigung der Nutzerzahlen) und Optimierungsmöglichkeiten überprüfen. Auf dieser Basis fiel die Entscheidung, den SB-Standort in Erkrath nicht wieder in Betrieb zu nehmen.“
Diese sehr allgemeine Antwort lässt Fragen offen. Nachdem in den vergangenen Jahren die Commerzbank geschlossen und auch die Post keine Postbank-Dienstleistungen mehr in Alt-Erkrath angeboten hat, war insbesondere der Geldautomat der Deutschen Bank hoch frequentiert, da diese Kunden im Rahmen der „Cash Group“ kostenfrei Bargeld abheben können. An manchen Wochenenden war der Geldautomat schlichtweg leer. Dass sich mit Automaten keine Einnahmen generieren lassen, dürfte auf jeden SB-Standort zutreffen. Derzeit gäbe es laut der Sprecherin aber keine konkreten Planungen, weitere Filialen oder SB-Stellen in Nordrhein-Westfalen zu schließen.
Für ältere Kunden, welche sich nicht in der Lage sehen, die weiten Wege zu den nächsten Filialen in Hilden, Gerresheim oder Mettmann auf sich zu nehmen, rät die Sprecherin: „In solchen Fällen sollten Kundinnen und Kunden das Telefon-Banking der Deutschen Bank nutzen. Dabei kann eine Vielzahl von Bankgeschäften bequem und sicher am Telefon erledigt werden, z.B. Kontostandsabfragen, Überweisungen, Daueraufträge einrichten, Wertpapiergeschäfte, Bestellung und Sperrung von Debit- und Kreditkarten. Für die Kontoauszüge kann ein Postversand beauftragt werden.“ Darauf hatte man schon beim Neustart der Finanzagentur im Januar verwiesen, obwohl seit Jahren Betrüger mit falschen Anrufen – auch von falschen Bankmitarbeitern – versuchen, Geld zu erbeuten.
Andere Banken sind in Erkrath vertreten
Nicht beantwortet hat die Sprecherin, welche nicht namentlich genannt werden möchte, ob die Schließung der Erkrather SB-Stelle in naher Zukunft auch ohne der Automaten-Sprengung im Dezember erfolgt wäre. Ebenfalls keine Antwort gab es auf unsere Frage, ob die Bank nach dieser Entscheidung Kunden-Abwanderungen befürchtet oder nicht.
Dass es auch anders geht, zeigt die Konkurrenz: Die VR Bank eG (ein Zusammenschluss früherer Volks- und Raiffeisenbanken im Kreis Mettmann mit Sitz in Monheim am Rhein) hat laut Online-Karte noch Automaten in Alt-Erkrath und ein Beratungscenter am Hochdahler Markt. Weitreichend in Erkrath vertreten ist die Kreissparkasse Düsseldorf laut Online-Auskunft mit SB-Stellen an der Professor-Sudhoff-Straße und Bergstraße, Immobilien- und Beratungscenter an der Bahnstraße, einem weiteren Beratungscenter am Hochdahler Markt und einer Geschäftsstelle am Neuenhausplatz. Wer nur Online-Banking machen möchte, findet zahlreiche Direktbanken im Internet, welche ohne Filialen Konten mit günstigeren Gebühren anbieten können.


Zukunft der Finanzagentur
Und wie geht es für die Finanzagentur weiter? Die Sprecherin stellt klar: „Fest steht aktuell, dass die Finanzagentur der Deutschen Bank am Standort Erkrath bleiben wird.“ Aber: „Ob das in den derzeitigen Räumlichkeiten an der Bahnstraße sein wird, oder ob neue Räume in geeigneter Größe und Lage eingerichtet werden, ist von einer derzeit noch ausstehenden Übereinkunft mit dem Vermieter abhängig.“ Laut der Sprecherin soll die Fläche des nun aufgelösten SB-Bereichs nicht Teil der Finanzagentur werden.

Die Finanzagentur ist nicht mit einer Filiale zu verwechseln. Zwar kann man auch in den Finanzagenturen ein Konto bei der Deutschen Bank eröffnen, der Schwerpunkt liegt jedoch auf der Beratung über Geldanlagen, Immobilienfinanzierungen und Altersvorsorge. „Kundinnen und Kunden können sich auch weiterhin auf die Expertise der Finanzberater*innen vor Ort verlassen“, wirbt die Sprecherin. Seitdem der Erkrather Standort keine Filiale mehr ist, gibt es keine Schließfächer mehr. Bargeldauszahlungen am Schalter wurden schon vor Jahren am Erkrather Standort abgeschafft, somit gibt es nun für alle Kunden der „Cash Group“ keine Möglichkeit in Erkrath mehr, gebührenfrei Geld am Automaten abzuheben. Alternativ bleibt nur das Geldabheben an der Kasse bei Einzelhändlern, die dafür aber Mindesteinkaufswerte festlegen können.
Gebühren für Supermarkt-Auszahlungen
Vom Geldabheben bei Einzelhändlern profitieren die Banken gleich doppelt: Neben dem Wegfall der eigenen Automaten, bei denen man somit vor allem Standort-Mieten, Befüllen durch Geldtransporte und Wartungskosten einspart, müssen die Einzelhändler für jede Auszahlung an die Banken zahlen. Pro Abhebe-Vorgang soll das die Einzelhändler zwischen 0,1 und 0,2 Prozent an Gebühren kosten, bei dem Maximalbetrag von 200 Euro wären das bis zu 40 Cent. Im Jahr 2023 wurden somit insgesamt 17,23 Millionen Euro Gebühren an die Banken gezahlt. Der Handelsverband Deutschland (HDE) fordert daher die Abschaffung der Gebühren. Zusätzlich müssen sich Händler mit Bargeld bevorraten, wenn die Banken ihre Geldautomaten abbauen – was weitere Kosten verursachen kann. Ärgerlich für Kunden: Wenn die Händler nicht auf diesen Gebühren sitzen bleiben wollen, werden sie das mit einpreisen müssen – somit zahlen Kunden letztendlich für das Geldabheben durch höhere Lebensmittelpreise.
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