Bunter Abend im „Gürzenich von Erkrath“

von Christian Zimmer

Foto: Christian Zimmer

Am Samstag, dem 4. Februar 2023, hatte die Große Erkrather Karnevalsgesellschaft 1994 zum „Bunten Abend“ geladen. Neben bunten Kostümen gab es auch ein stimmungsvolles Programm mit Musik und Totalitäten bis tief in die Nacht.

Wie bei vielen Veranstaltungen war auch der „Bunte Abend“ die erste Veranstaltung seit Beginn der Corona-Pandemie. Udo Wolffram, 1. Vorsitzender der Großen Erkrather Karnevalsgesellschaft 1994, führte nach dem Einzug um 19:11 Uhr durch die Veranstaltung: „Heute Abend vergessen wir mal Corona und Energiekrise und feiern!“ Die Stimmung sei besser als vor einigen Tagen im Gürzenich in Köln, so Wolffram – deswegen wäre die Stadthalle an diesem Abend der „Gürzenich von Erkrath“.

Bürgermeister Christoph Schultz hatte sich verkleidet und verteilte den Stadtorden. Dazu sagte Udo Wolffram augenzwinkernd mit Blick auf den städtischen Haushalt: „Ich hatte den Orden schon bekommen, habe ihn aber heute vergessen und nun einen zweiten vom Bürgermeister erhalten – hoffentlich muss ich nicht Strafe zahlen, die Stadt hat ja kein Geld!“ Es wurde jedoch versichert, dass das in Ordnung sei.

Hoppedötze und Kinderprinzenpaar

Gleich zu Beginn konnte Wolffram auch eine gute Nachricht verkünden: Dank des fleißigen Facebook-Votings konnten sich die Maxis der Tanzgarde Hoppedötze beim ‚Närrischen Oscar‘ unter den Top 3 platzieren. Sie werden am Donnerstag, 9. Februar, bei der Karnevalssitzung in der Classic Remise Düsseldorf ihr Können zeigen und haben damit die Chance, neben 1.500 Euro Preisgeld auch eine ganze Seite im EXPRESS zu bekommen. Wolffram dazu: „Die anderen beiden Tanzgarden sind auch nicht schlecht – aber unsere sind die Favoriten!“ Natürlich zeigten beide Gruppen, die Minis und die Maxis, auch in der Stadthalle Ihre Tanzshows.

Danach hielt das Kinderprinzenpaar der Stadt Erkrath, Lamal I. und Hannah I., ihre Rede. „Die Politik kommt gerade nicht hinterher – aber hey, Hausaufgaben sind auch schwer!“, brachten sie die politische Lage auf den Punkt. Neben dem Bürgermeister waren auch einige Ratsmitglieder verkleidet gekommen. Für die Erwachsenen gab das Kinderprinzenpaar noch den Tipp: „Wandeln sich auch die Zeiten, bleiben euch die alten Kneipen!“ Auch in der Stadthalle flossen die Getränke, im weiteren Verlauf merkte Udo Wollfram an: „2,50 Euro für ein Glas ‚Füchschen‘ – das bekommt Ihr in Düsseldorf nicht!“ Die 10 l Altbier-Fässchen (90 Euro) waren auf mehreren Tischen zu sehen.

Das Kinderprinzenpaar verlieh seinen Orden an Dieter Preuß und Thorsten Classe, letzterer sorgte zusammen mit LuMi Event an dem Abend für den passenden Ton. Nach dem Auftritt der Hoppedötze und des Kinderprinzenpaars sagte Wolffram: „Ohne unsere Kinder wäre es viel trauriger. Erkrath kann stolz sein, diese Tanzgarden zu haben!“ Er lobte auch die Jugendarbeit seines Vereins, welcher auch das Erkrather Kinderprinzenpaar stellt.

Erkrather Prinzenpaar

Nach dem Kinderprinzenpaar durfte natürlich auch das erwachsene Erkrather Prinzenpaar nicht fehlen. Prinz Peter-Arno I. sagte in seiner Ansprache: „Es ist schön, wieder zu feiern! Ich bin überrascht, dass so viele Jecken kostümiert sind!“ Auch Prinzessin Hilde I. freute sich: „Toll, dass wir endlich, endlich wieder feiern können!“ Zusammen mit Johnny sangen sie das Prinzenlied, welches man bereits beim Prinzenpaartreffen hören konnte. Die Maxis der Tanzgarde Hoppedötze bekamen zudem den Prinzenpaarorden überreicht. Eine Miniatur des Prinzenpaarordens wurde an dem Abend als Pin verkauft, damit soll eine Sitzbank in Erkrath finanziert werden.

Dass es noch eine Nummer größer als bei den Hoppedötze geht, zeigte die Tanzgarde ‚Grün-Weiße Funken vom Zippchen‘ aus Kölsch-Büllesbach in Rheinland-Pfalz. Bereits beim Einzug und später auch beim Auszug trugen die Tanzoffiziere einige der Tanzmariechen auf den Schultern. Zu Instrumentalmusik wie „Kölsche Jong“, „Sünderlein“ oder „Leev Marie“ lieferten die rund 30 Tanzmariechen und Tanzoffiziere eine beeindruckende Show ab. Während im Vordergrund die Tanzmariechen tanzten, flogen im Hintergrund immer wieder einzelne Tanzmariechen durch die Luft. Die Gruppe heizte der Halle ordentlich ein.

Damit trotzdem nichts anbrennt, war „Feuerwehrmann Kresse“ alias Klaus Bömeke da. In Feuerwehr-Uniform, mit Schlauch und Strahlrohr in der Hand, Einsatzhelm auf dem Kopf und Inlineskates an den Füßen düste er durch die Halle auf die Bühne. Mit seinen Witzen sorgte er für viel Erheiterung im Publikum.

Hohe Auszeichnungen

Unter den zahlreichen Gästen befand sich auch die „Förderation Europäischer Narren“ – ein Dachverband für Karnevalsgesellschaften. Diese hatten zwei Auszeichnungen im Gepäck. Als Dank für ihr Engagement in der Jugendarbeit wurde Marion Güde ausgezeichnet, die sichtlich gerührt von dieser Ehrung war und sich Freudentränen aus den Augen wischen musste. Auch Udo Wolffram wurde geehrt – er sei „das Herz und die Seele des Vereins“, ist er doch schon 11 Jahre Vereinsvorsitzender. Beide bekamen den ‚Narr von Europa‘ in Silber.

Anschließend ergriff Marion Güde das Mikrofon und bat Wolfframs Frau Marion auf die Bühne. Sie bekam einen Blumenstrauß von Güde überreicht, zum Dank, dass sie ihren Mann bei der Vereinsarbeit unterstützt. „Das war mir eine Herzensangelegenheit“, sagte Güde. Man merkte in diesem Moment, zwischen dem ganzen Trubel an dem Abend, dass den Beteiligten viel an dem Verein liegt.

Vlnr.: In weiß Vertreter der ‚Förderation Europäischer Narren‘, in der Mitte Marion Güde
und Udo Wolffram mit ihren Urkunden sowie das Kinderprinzenpaar.
Foto: Christian Zimmer

Tanzgarde mit Guggenmusik

Die ‚Närrischen Schmetterlinge‘ waren mit dem Dreigestirn da; welche die Jugend der Großen Erkrather Karnevalsgesellschaft 1994 lobten. Ihre Tanzgarde, die ‚ICE Flash Cheerleader Düsseldorf‘, lieferten eine weitere Tanzshow ab. Als besonderes Highlight hatten sie eine Blaskapelle dabei, welche Guggenmusik spielt. Die Kapelle aus dem Baden-Württembergischen Höchenschwand ist jedes Jahr bei den Närrischen Schmetterlingen und so kam es zu diesem XXL-Auftritt. Passend zur Düsseldorfer Gegend spielten sie zum Beispiel „Bonnie & Clyde“ von den Toten Hosen, aber auch 90er-Musik wie „Cotton Eye Joe“.

Wie das Publikum erfuhr, liegt Höchenschwand ca. 20 km von der Schweizerischen Grenze entfernt, was die eher in der Schweiz verbreitete Guggenmusik erklärt. Auch die Große Erkrather Karnevalsgesellschaft 1994 wird das Dorf in diesem Jahr besuchen, wenn der sogenannte Strohskulpturen-Wettbewerb stattfinden wird. Alle zwei Jahre werden lebensgroße Strohskulpturen im Herbst erschaffen und ausgestellt. In der Blaskapelle spielt auch der zweite Bürgermeister der Stadt mit. Für Udo Wolffram und die Karnevalsgesellschaft hatten sie Speck und Schwarzwälder Spezialitäten in einem Präsentkorb, der dort Vesperkorb genannt wird, mitgebracht.

Impressionen

Musik von Tacheles, Alt Schuss und Swinging Funfares

Weitere Musikauftritte gab es von The Jolly Family und Tacheles, die Klassiker aus Schlager und Karnevalsliedern zum Besten gaben. Alt Schuss hatte unter anderem den neuen Song „7 Tage wach“ dabei, bei denen sich eine Polonäse durch den Saal schlängelte. Nach ihrem letzten Song „Die Sterne funkele“ übergaben sie kurzfristig zwei Kindern einen Prinzenorden von Düsseldorf, welche die ganze Zeit über zu der Musik tanzten.

Die Swinging Funfares sorgten kurz vor Mitternacht ebenfalls für eine große Stimmung und spielten eigene Songs. Natürlich durfte der Kulthit „Düsseldorfer Nächte“ nicht fehlen, den man angesichts der Stimmung ruhig in „Erkrather Nächte“ hätte umtexten können. Band-Mitglied Stefan hatte am 4. Februar Geburtstag und bekam von Udo Wolffram einen Erkrather Sekt als Geschenk überreicht.

Am Ende kam das Düsseldorfer Prinzenpaar

Das Beste kommt zum Schluss – in diesem Fall das Düsseldorfer Prinzenpaar. Es war bereits kurz vor halb eins, als Wolffram Prinz Dirk II und Venetia Uåsa ansagte. „Das hatte ich auch noch nicht, dass Totalitäten so spät da sind“, sagte er. Nicht nur das Erkrather Programm hatte sich fast eine halbe Stunde verzögert, auch das Prinzenpaar hatte durch vorige Termine einen Zeitverzug gehabt.

Und so lobte Prinz Dirk II. die Erkrather: „Ihr feiert ja schon eine Weile, Respekt, dass ihr so lange durchgehalten habt!“ Und weiter: „Wir haben euch gerade schon bei den ‚Swinging Funfares‘ tanzen gesehen – Ihr habt unser Motto ‚Wir feiern das Leben‘ perfekt umgesetzt!“ Venetia Uåsa fügte an: „In Erkrath ist was los – super! Feiert, feiert bis Aschermittwoch!“

Vom Comitee Düsseldorfer Carneval (abgekürzt CC) war die Jugendbeauftragte Nicole Nothen mitgekommen. Nachdem nach dem Prinzenpaar niemand mehr etwas sagen wollte, wandte sich Wolffram an sie: „Orden vom CC gibt es auch nicht mehr? Ich habe noch keinen. Aber egal, alles gut.“ Tatsächlich wurden an dem Abend eher wenige Orden ausgetauscht, was natürlich auch daran lag, dass etliche Gruppen mit vielen Tänzern oder Musikern gekommen waren. Zum Abschluss der fast sechsstündigen Veranstaltung sang Wolffram zusammen mit seiner Karnevalsgesellschaft sowie dem Erkrather und Düsseldorfer Prinzenpaar „Tage wie diese“ von den Toten Hosen. Anschließend gab es noch DJ-Musik im Foyer, während in der Halle bereits die Aufräumarbeiten liefen, schließlich war für den nächsten Tag der Kinderkarneval angedacht.

Ludwig Hucklenbroich, 2. Vorsitzender der Großen Erkrather Karnevalsgesellschaft 1994, sagte uns: „Wir freuen uns, dass der Bunte Abend von der Erkrather Bevölkerung so gut angenommen wird! Es ist ausverkauft. Wir suchen aber immer nach aktiven Mitgliedern, die auch mitmachen.“ Infos gibt es im Internet. Der Kinderkarneval war bereits am Freitag ausverkauft, sodass darüber nachgedacht wird, ob man zukünftig sogar zwei Kinderkarneval-Veranstaltungen macht.

Karnevalsprinz mit neuer Hofburg

Manchem wird es schon aufgefallen sein: An dem ‚La Passione‘ in der Bahnstraße ist das Banner verschwunden, dass dies die Hofburg des Karnevalsprinzen sei. Wie wir in Erfahrung bringen konnten, ist das ‚La Passione‘ geschlossen und wird wohl zumindest nicht von dem bisherigen Betreiber wieder öffnen. Es soll bereits einen neuen Pächter geben, der derzeit im Inneren umbaut. Die Hofburg für die restliche Session ist daher nun das Restaurant Athen an der Neanderstraße.

Die nächsten Termine der Jecken: Am 11. Februar gibt es ab 11:11 Uhr den Biwak unter der Markthalle, ehe um 14:11 Uhr der Karnevalszug vom Gerberplatz aus durch Alt-Erkrath startet. An Altweiber, 16. Februar, gibt es ab 11:11 Uhr die „Närrische Markthalle“ nach zweijähriger Corona-Pause.

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