Stephan Frank hat für unsere Leserinnen und Leser Frank Goosen Roman „Spiel ab!“ rezensiert.
„Spiel ab!“ ist der dritte Band einer Romantrilogie, in deren Mittelpunkt die Freunde namens Fränge, Förster und Brocki stehen (siehe auch die Kritik zu „Kein Wunder“). Dieses Buch kann man aber auch ohne die Kenntnis der vorangegangenen Bände lesen.
Die drei Freunde sind mittlerweile um die fünfzig Jahre alt und wieder im Ruhrgebiet ansässig. Förster ist nach wie vor als Romanschriftsteller – mit viel Freizeit – tätig und kann, nebenbei bemerkt, als alter ego zu Frank Goosen gesehen werden. Brocki arbeitet als Lehrer und Fränge hat das Café bzw. die Kneipe seiner Eltern übernommen. Er lebt getrennt von Frau und Sohn Alex und führt ein arges Lotterleben, geprägt von Alkohol, Drogen und Frauenbekanntschaften. Er besinnt sich jedoch darauf, dass er zumindest das Verhältnis zu seinem dreizehnjährigen Sohn unbedingt verbessern muss. Zu diesem Zweck drängt er sich als Trainer einer multikulti C-Jugendfußballmannschaft in der Kreisklasse einer nicht weiter benannten Spielvereinigung im Ruhrgebiet auf, in der eben auch sein Sohn trainiert wird. Der bisherige Trainer hat verzweifelt aufgegeben, andere Bewerbungen für den Job gibt es nicht. Fränges fußballerische Qualifikation besteht allerdings nur aus einer vierzigjährigen Erfahrung als Stadionbesucher. Förster und Brocki, eigentlich noch weniger qualifiziert, werden flugs zu Co-Trainern ernannt. Die Mannschaft, anfangs nur ein undisziplinierter Haufen junger Spieler, die sich teilweise bereits als die natürlichen Nachfolger von Ronaldo und Messi verstehen, kämpft um den Klassenerhalt am Ende der Saison.
In dem Roman erleben wir nun die Entwicklung Fränges zurück zu einem verantwortungsvollen Vater sowie die Entwicklung der Mannschaft zu einem Team, in dem nicht der einzelne Spieler, sondern das zu erreichende Ziel zählt. Beide Entwicklungen verlaufen natürlich nicht linear, sondern in einem steten Auf und Ab mit Fortschritten und Rückschlägen. Das Ganze wird in einer Art Aneinanderreihung einzelner Anekdoten erzählt.
Warum wird dieses Buch – sicherlich zum Teil auch ein autobiographisches Werk, denn Frank Goosen war selbst zeitweise Trainer seiner Söhne und großer Fußballfan – empfohlen? In Zeiten, in denen es eigentlich keine guten Nachrichten in den Zeitungen, im Rundfunk oder Fernsehen mehr gibt, tut die Lektüre eines äußerst humorvollen, leicht zu lesenden Buches sicherlich gut, auch wenn man zugeben muss, dass dieses Werk kein Beitrag zur Lösung aktueller Probleme der Welt ist und unter literaturwissenschaftlichen Aspekten sicherlich auch keine Offenbarung darstellt. Man muss auch darauf hinweisen, dass man als Leser dieses Buches keine Ahnung vom Fußball haben muss, um diesen Roman zu genießen: Der absolute Fußballlaie Förster bekommt schließlich alle wichtigen Informationen zum Verständnis dieses Sports und kennt sich schließlich hinreichend damit aus. Es geht auch nicht nur um Fußball, sondern exemplarisch darum, wie es auch im Klappentext des Buches steht, „… dass erwachsene Männer von elf Teenagern mehr lernen können, als sie es je für möglich gehalten hätten.“ Goosen entwirft also in seinem Fussballroman eine Utopie des sozialen Zusammenhalts, in deren Zentrum Offenheit und Respekt stehen.
Frank Goosen: Spiel ab!
Köln 2023. Verlag Kiepenheuer & Witsch
ISBN 978-3-462-00414-4
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