Buchtipp: Der Mann, der aus dem 3D-Drucker kam

von Stephan Frank

Foto: Ingrid / Pixabay

Stephan Frank hat für unsere Leserinnen und Leser den Roman „Der Mann der aus dem 3D-Drucker kam“ von Max Claro rezensiert.

Über den Autor des zu besprechenden Buches, Max Claro, findet man nur wenige Informationen, nämlich eigentlich nur das, was sein Verlag auch veröffentlicht. Demnach ist der Schriftsteller in vielen, sehr unterschiedlichen Berufen tätig gewesen: Postbote, Krankenpfleger, Journalist, Pilot, Agent für Geheimdienste etc.. Bislang hat er zwei erfolgreiche Romane veröffentlicht.

Die Geschichte seines neuesten Romans ist schnell erzählt: Er spielt in den Jahren 2059 und 2060 und ist in gewisser Weise ein Science-Fiction-Roman. Die Hauptperson namens Walter Fabricius ist ein 69-jähriger Schauspieler, nicht unvermögend, der längst seinen beruflichen Zenit überschritten hat. An seinem bevorstehenden 70. Geburtstag will er Suizid begehen, um nicht im fortgeschrittenen Alter Opfer schwerer Krankheiten zu werden. Es geht ihm also um einen selbst bestimmten, würdevollen Tod. Zu diesem Zweck trifft er sich mit einem Mann, der ihm eine Zyankalikapsel verkaufen soll. Dieser Mann zeigt ihm jedoch noch eine Alternative zum Suizid auf. Es gibt demnach die Möglichkeit, sich in einem aufwendigen und teurem Verfahren scannen zu lassen und sich dann, um die Hälfte seines bisherigen Lebens, verjüngt durch einen 3D-Drucker wieder ausdrucken zu lassen. Der Vorteil dieser Aktion: Man hat einen neuen, gesunden Körper, der künftig immun ist gegen die meisten Krankheiten und den üblichen Verschleiß. Darüber hinaus können noch einige Wünsche hinsichtlich des neuen Lebens realisiert werden, u. a. besseres Aussehen, höhere Intelligenz, enorme Potenz etc.. Außerdem bleiben die bisherigen Lebenserfahrungen und erlernten Fähigkeiten erhalten. Walter Fabricius lässt sich auf diesen Deal ein und wir erleben ihn nun kurz nach dem Zeitpunkt, als er ausgedruckt worden ist. Es hakt an der einen oder anderen Stelle, so braucht er z. B. eine neue Niere und kann sich noch nicht ohne Exoskelett bewegen. Aber er macht eine rasante Entwicklung hin zur Selbstständigkeit, nicht ohne merkwürdige, komische und teils bizarre Verhaltensweisen. Die einzige Einschränkung, die er hinnehmen muss, ist, dass er keine echten Gefühle mehr verspüren kann, wie Liebe, Angst, Wut etc.. Dies wird von ihm als echtes Handicap identifiziert und stellt für ihn den Wert der neuen Existenz in Frage, da für ihn das Empfinden echter Gefühle konstituierend ist für ein menschliches Leben. Schließlich hat er nur noch die Aufgabe, den ursprünglichen Walter Fabricius an dessen 70. Geburtstag zu treffen und nach dessen Tod dann als der einzige Walter Fabricius weiterzuleben. Die Geschichte endet mit einer völlig überraschenden Wendung, einem echten Showdown, das hier natürlich nicht vorweg genommen werden soll.

Das Werk greift mehrere aktuelle weltpolitische Probleme auf, wie z. B. den Klimawandel, bleibt aber eher bei einer etwas oberflächlichen Betrachtung. Im Mittelpunkt steht natürlich die Frage, was das menschliche Leben tatsächlich ausmacht, aber auch hier wünscht man sich mehr Tiefe. Es ist ein recht spannendes Werk mit durchaus interessanten Science-Fiction-Aspekten und einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Humor und Ernsthaftigkeit, das sich leicht lesen lässt. Eine echte Urlaubslektüre.

Max Claro: Der Mann, der aus dem 3D-Drucker kam.

München 2022. Heller Verlag

ISBN 978-3-929403-72-5


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