Beim Biwak und dem Karnevalsumzug trotzten die Karnevalisten dem regnerischen Wetter. Die Hubbelrather Landjugend feierte ihr Debüt im Umzug. Der geänderte Zugweg am Ende sorgte allerdings für Chaos.
Bevor der Umzug startete, fand ab 11:11 Uhr der Biwak des Karnevalsvereins Die Letzten Hänger 1963 e.V. unter der Markthalle statt. Bürgermeister Christoph Schultz (CDU) eröffnete das karnevalistische Treiben. Musik gab es von Frank Spehl und den „Ruhrpott-Guggis“. Der angekündigte Fanfaren-Corps „Rhythmik – Fanfaren Düsseldorf Eller“ konnte zeitbedingt nicht mehr auftreten, ging aber im Umzug mit. Das Erkrather Mottolied ‚Ercrod bebt, denn Ercrod lebt‘ wurde von Jonny dargeboten. Hartmut Forchert, welcher bei mehreren Erkrather Prinzenpaaren in der Vergangenheit als Prinzenführer für die Organisation der Termine und die Vorstellung zuständig war, wurde zum ‚Ehrenprinzenführer‘ ernannt.
Die Große Erkrather Karnevalsgesellschaft e.V. 1994 hatte das Erkrather Kinderprinzenpaar Prinz Lema II. und Prinzessin Raya I. sowie die Tanzgarde Hoppedötze mitgebracht. Deren Maxi-Gruppe hatte in der Abstimmung des ‚Närrischen Oscar‘ am Donnerstag den 1. Platz belegt, voller Stolz wurde der Preis präsentiert. Das Unterbacher Prinzenpaar Prinz Johannes (Bremkens) II. und Prinzgemahl Dieter (Müller) trat zusammen mit dem Unterbacher Kinderprinzenpaar Prinz Matthias I. und Prinzessin Elisa I. auf. Auch sie hatten ihre Tanzgarde mitgebracht und begeisterten die Jecken.
Mehr Parteien und Teilnahme der Landjugend
Auf dem Gerberplatz sammelten sich am Mittag die Wagen und Fußgruppen. Hoppeditz Sabine Lahnstein hatte einen Anhänger umfunktioniert und saß dort während des Umzugs, rund herum um sie zahlreiche Badeenten. Von den Sportvereinen waren der SSV Erkrath 1919 e.V. mit vielen Mitgliedern erschienen, die Handball-Abteilung des TuS Erkrath 1930 e.V. hatte auf dem Begleitfahrzeug mit Pferde-Anhänger zahlreiche Trikots des Vereins gehängt. Beide zeigten mit „Wir sind bunt!“ (SSV Erkrath) und „bunt wie die Welt“ (TuS Erkrath) Statements zu Vielfalt.
Vielleicht mit Blick auf die Europawahl Anfang Juni waren diesmal mehr Parteien als im vergangenen Jahr dabei. Die BmU wollte als Panzerknacker Spenden für den städtischen Haushalt eintreiben, während sich die SPD Erkrath als „Brandlöscher“ über den Bau der neuen Feuer- und Rettungswache freute. Die CDU Erkrath zog unter dem Motto „Nicht meckern, machen! Wir bewegen Erkrath und Europa“ mit, unter ihnen der NRW-Landtagsabgeordnete Christian Untrieser. Die Erkrather Bündnis 90/Die Grünen hatten Klima als Thema und zeigten auf der Rückseite, dass Erkrath mit Trittsteinen im Eselsbach baden gehen würde. Sie hatten mit „FCK AFD“-Schildern auch als einzige ein sichtbares Statement in der derzeitigen Debatte um die AfD, zu der der Stadtrat Tage zuvor eine Resolution verabschiedete.
Die Feuerwehr Erkrath thematisierte die Krankenhaus-Schließungen mit einem Abrissbagger der „Kminus-Truppe“, welcher ein Krankenhaus abreißt. Das daneben intakte Krankenhaus zeigte eine Wartezeit von 8 Stunden für Notfälle an. Angeknüpft an die Bauern-Proteste hatte die Hubbelrather Landjugend auf ihrem Wagen geschrieben: „Lässt die Politik dich im Stich, sind die Bauern da für dich!“ Bereits im vergangenen Jahr wollte die Landjugend mitfahren, doch erst in diesem Jahr waren sie zum ersten Mal im Erkrather Karnevalsumzug dabei. Die Karnevalsgesellschaften hatten ihre bekannten Wagen, die Große Erkrather KG feierte den ‚Närrischen Oscar’ der Hoppedötze. Udo Wolffram hielt den Preis während dem Umzug immer wieder in die Höhe. Auch die IG Erkrath war wieder dabei.
Kreativität zeigte sich in einer Gruppe, die als Harry Potter verkleidet ging und auf ihrem Wagen „Harry Potter und die Heiligtümer von Erkrath“ geschrieben hatte. Die Badminton-Gruppe des TuS Erkrath ging als Sesamstraßen-Charakteren verkleidet als „Seltsamstraße“. Die Kellerkids hatten wieder ein Tier als Gruppenkostüm gewählt – sie gingen als bunte Vögel durch Erkraths Straßen. Die Schützen der St. Sebastianus Bruderschaft 1484 e.V. hatte sich dem Motto Punkrock verschrieben und war in Punkkostümen gekommen, ihr Wagen war mit lauter Vinyl-Schreiben dekoriert. Weitere bekannte Wagen waren von „Die (ALT)en-BIER-Freunde“ und den „Erkerode Ranger’s“.
Insgesamt sieht Peter Schmidt, Präsident der Karnevalsgesellschaft Die Letzten Hänger 1963 e.V., eine höhere Beteiligung beim Umzug als im vergangenen Jahr. Einige Gruppen kamen mit mehr Teilnehmenden als angemeldet. Die Polizei zeigte eine erhöhte Präsenz, auch am Rathaus waren verstärkt Ordnungsamt und Polizei eingesetzt, um die Kurve für die Wagen groß genug zu halten. Dort gab es in der Vergangenheit öfters Probleme und der Zug stockte, diesmal lief alles flüssig. Auch bis in den Abendstunden zeigte die Polizei auf der Bahnstraße noch Präsenz.
Auflösung mit Problemen
Erstmals sollte der Karnevalsumzug am Ende der Schubertstraße aufgelöst werden. Das hat jedoch nicht funktioniert. Die Wagen hielten auf der Schubert- und Kirchstraße, wo die Teilnehmenden dann von ihren Wagen abstiegen. Der Zug stand bis zum CBT-Wohnheim. Somit fand die Auflösung zu früh statt, eigentlich sollten die Teilnehmenden bis zum Ende der Schubertstraße auf den Wagen bleiben und erst dort absteigen. Die Polizei zeigte sich davon überrascht. Die neue Wachleiterin in Erkrath, Polizeihauptkommissarin Anke Arendsen Hein, machte sich selbst ein Bild vor Ort.
Am Tag darauf äußerte sich Bürgermeister Schultz auf Facebook, dass man mit der Zugleitung und der Polizei über den Umzug im kommenden Jahr sprechen wird. Der im vergangenen Jahr auf der Beethovenstraße attackierte Polizist war auch in diesem Jahr dabei und schilderte Schmidt die damalige Situation mit aggressiven Autofahrenden, welche kein Verständnis für die Sperrung gezeigt hatten. Daher hat Schmidt auch Verständnis, dass die Polizei nicht erneut die Beethovenstraße und Neanderstraße längere Zeit sperren wollte: „Das geht einfach nicht, wenn es da um Leib und Leben geht.“
Dadurch, dass die Kreuzstraße mit LKWs gesperrt war, funktionierte auch das Abfahren der aufgelösten Wagen nicht so wie geplant. Kapellen, Fußgruppen und Wagen zogen teilweise über die Bongardstraße zum Gerberplatz zurück. Wegen der Straßensperren verzögerte sich auch der Start des Karnevalsumzuges um etwa 10 Minuten. Laut Hein gab es jedoch keine Zwischenfälle auf dem Zugweg. Schmidt ergänzte, dass auch der Biwak friedlich war.
Biwak gut besucht
Bereits um 14 Uhr schloss das Bavier-Center. Damit waren die dortigen öffentlichen Toiletten nach dem Umzug nicht mehr zugänglich. Manche Besucher des Biwaks wurden davon überrascht, sie hatten auf dem Parkdeck geparkt und mussten somit einen Umweg machen, um über die Auf- und Abfahrt zu ihren Fahrzeugen zurückzukehren. Auch Wochenend-Einkäufer standen überrascht vor verschlossener Türe.
Nach dem Umzug ging der Biwak unter der Markthalle noch weiter, der gut besucht war. Gegen 17:30 Uhr wurde schließlich das letzte Lied angestimmt, ehe es an den Abbau ging. Die After-Zoch-Party der Großen Erkrather Karnevalsgesellschaft in der Stadthalle war ausverkauft, gefeiert wurde auch im Brauhaus und im Gerätehaus der Feuerwehr.
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Transparenz-Hinweis: Der Autor ist selbst Mitglied in der Karnevalsgesellschaft ‚Die Letzten Hängern 1963 e.V.‘, welche den Karnevalsumzug durchgeführt hat.
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