Alte Feuerwache: Wohnen oder Rechenzentrum?

© Sebastian Hansen

Schon bald wird die alte Feuerwache an der Schimmelbuschstraße freigezogen sein. In der Kommunalpolitik gibt es Ideen zur Nachnutzung. Die SPD wünscht sich Wohnungen, die BmU ein Rechenzentrum, dessen Abwärme für die Fernwärme genutzt werden kann.

Bereits im Dezember 2024 präsentierte die SPD mit ‚Wohnen an der alten Feuerwache‘ ihre Idee für eine mögliche Nachnutzung. Im April 2025 zog die BmU nach und stellte die Idee eines Rechnenzentrums am Standort vor, dessen Abwärme unmittelbar für die Fernwärme genutzt werden könnte. In der Stadtverwaltung gibt es allerdings ganz andere Vorstellungen dazu, was aus der alten Feuerwache werden soll.

Die Idee der BmU: Rechenzentrum statt Alte Feuerwache

Die Erläuterung der BmU dazu: Die künftige Fernwärmeversorgung steht am Scheideweg. Hohe Investitionen (120 Millionen) in das uralte Netz und einen neuen Erzeugerpark sind notwendig, welche die Stadtwerke aber erkennbar nicht oder nur zu höheren Zinsen leisten kann. Investitionen, mit welchen die tief in das Schuldenloch fallende Stadt Erkrath durch Kapitalerhöhung nicht mehr leisten kann. Viel zu spät haben die Stadtwerke auf die seit Jahren (2019) auf dem Tisch liegenden Vorschläge der BmU reagiert, die Möglichkeiten der Geothermie zu prüfen. Unter allen Alternativen hat die Geothermie die geringsten Wärmegestehungskosten in Höhe von 4,2 ct/kWh. Zur Zeit liegt der Arbeitspreis der Fernwärme bei 14 bis 16 ct/kWh.

Es geht noch preiswerter:

Die BmU hat durchgerechnet, welchen Mindestbeitrag an Wärmeauskopplung ein Rechenzentrum auf dem Standort der Alten Feuerwache leisten könnte. In Frankfurt koppelt ein Rechenzentrumbetreiber die Abwärme für die Fernwärme kostenlos aus. Da im bevorzugten Frankfurter Raum kaum noch ausreichend Stromkapazitäten zu kaufen sind, orientieren sich manche Rechenzentrenbetreiber an unseren Raum. Wir sind mit dem Umspannwerk an der A 3 gut erschlossen. Nun gilt es zügig den Standort Alte Feuerwache zu einem attraktiven Standort für ein Rechenzentrum zu entwickeln. Das Gebot der Stunde ist, Rechenzentren in Europa und Deutschland zu verorten.

Bei luftgekühlten Rackworkstations entsteht ca. 30 Grad warme Luft (ähnliches Ergebnis wie Geothermie in Hochdahl), bei wassergekühlten Racks sind sogar 60 Grad warmes Wasser möglich. Die Technik dahinter zur Auskopplung der Wärme und die notwendige Aufskalierung mit einer Wärmepumpe auf ca. 90 Grad Fernwärmevorlauf entspricht dem Aufwand bei der Geothermie. Nur ohne Bohrung.

Am Standort Alte Wache hätte man sogar Leitungsverluste nahe 0.

Das Titelbild auf der Homepage der BmU zeigt die hohe Abdeckung des Fernwärmebedarfs durch ein Rechenzentrum am Standort Alte Wache. Verträge zum Bau eines Rechenzentrums in Unterfeldhaus (Flamme) sind unter Dach und Fach. Dieses Rechenzentrum ist noch mal 50% größer, als das an der Alten Feuerwache zu entwickelnde Rechenzentrum (20 MVA, dreistöckiges Rechenzentrum). Selbst bei extrem hohem Leitungsverlust (wir haben 10% gerechnet) für eine Pipeline nach Hochdahl (also höhere Investition) deckt auch diese Lösung den Wärmebedarf der Fernwärme: Es erscheint uns aber effizienter, das Unterfeldhauser Rechenzentrum im Rahmen der Kommunalen Wärmeplanung für ein Fernwärmenetz in Unterfeldhaus zu nutzen.

Bernhard Osterwind, Fraktionsvorsitzender der BmU: „Fernwärme muss auf Dauer einen Kostenvorteil vor den Alternativen aufweisen“. Dazu gehört die Auskopplung von Wärme aus Rechenzentren und insbesondere die Eigenerzeugung von Strom durch Windkraft und PV Flächen. Die BmU drängt darauf, dass hier Fortschritte gemacht werden. Osterwind: „Die aktuell diskutierte Errichtung eines Solarthermiefeldes raubt uns nur die Grundlast im Sommer, ihr Effekt ist im Winter zu vernachlässigen und daher nur ein Kostentreiber.“

Und was plant die Stadt Erkrath?

Bereits im Dezember, als die Projektidee der SPD vorgestellt wurde, gab es eine Stellungnahme seitens der Stadt dazu: „Aus Sicht der Verwaltung ist das Grundstück – zumindest zum jetzigen Stand – nicht für Wohnen oder Gewerbe verfügbar. Zunächst müsste der vorliegende Bebauungsplan entsprechend geändert werden, da diese Fläche derzeit für den Gemeinbedarf festgesetzt ist. Auch stehen den aktuell dort untergebrachten Verwaltungseinheiten (u.a. Teile des Geschäftsbereichs der technischen Beigeordneten einschließlich des Bauhofs) aktuell keine anderweitigen, alternativen Unterbringungsmöglichkeiten in Aussicht.
Auch wäre die angesprochene Fläche an der Schimmelbuschstraße in Hochdahl das einzige städtische Grundstück, an der verkehrsgünstig eine weitgehende Zentralisierung der Verwaltung perspektivisch umgesetzt werden könnte.

Die Diskussionen zur Nachnutzung des Geländes der Alten Feuerwache dürften die Kommunalpolitik in der kommenden Zeit, vielleicht auch gerade im Wahlkampf, denn im Herbst wird gewählt, beschäftigen. Wir werden weiter berichten.

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