Wohnen an der ‚Alten Feuerwache‘?

von Ria Garcia

Präsentation der Projektidee Alte Feuerwache im Café 28 des SKFM. Foto: Ria Garcia

Das wäre der Plan, wenn es nach einer Projektidee der Erkrather SPD geht. Die enthält Variablen, denn wie die Pläne der Verwaltung und die Ideen anderer Fraktionen aussehen ist offen.

Zu Nikolaus hatte die SPD ins Café 28 im Forum Sandheide eingeladen. Bei usseligem Winterwetter kamen cirka 25 Menschen zusammen, um mehr über die Idee zur Nachnutzung des Geländes der Alten Feuerwache zu erfahren. Bereits im Sommer 2025 wird diese, mit Bezug der dann fertiggestellten neuen Feuerwache am Cleverfeld, freigezogen.

Die Begrüßung übernahmen Toni Nezi und Ulrike Haase als Doppelspitze der Erkrather SPD. Sie informierten darüber, dass das Projekt Teil eines Programms mit mehreren Ideen nur für Erkrath sei und verdeutlichten, dass sie für die bevorstehende Bundestagswahl dann an den regelmäßigen Infoständen zu den Markttagen in Alt-Erkrath und Hochdahl ansprechbar seien. An dieser Stelle sollte es nur um Erkrath gehen.

Einer der Ideenväter der Projektreihe ist Peter Urban, der mit Architekt Wolfgang Teiwes daran gearbeitet hat. „Wir wissen schon lange, dass bezahlbarer Wohnraum gebraucht wird. Das ist aber nicht einfach zu realisieren“, richtet er das Wort an die Besucher. „Wir haben es als Politik nur in der Hand, wenn das Gelände der Stadt gehört“, fügt er erklärend hinzu. Was Wohnungen inzwischen an Miete kosten, wisse er aus Erfahrung durch seine Tochter, die mit Mann und zwei Kindern eine Wohnung suchte. „Das Projekt Alte Feuerwache für Wohnbebauung zu planen, schlagen wir als Partei vor und dann müssen wir sehen, wie das durchkommt.“

Hier wünscht sich die SPD künftig bezahlbaren Wohnraum. Ulrike Haase, Toni Nezi, Peter Urban und Detlef Ehlert (v.l.n.r.) stellten das Projekt Alte Feuerwache am Nikolaustag vor. Foto: nic

Gebraucht werde bezahlbarer Wohnraum aber nicht nur für junge Familien, sondern auch für Seniorinnen und Senioren oder Menschen mit Unterstützungsbedarf. Deshalb sei das Gelände der Alten Feuerwache, das nach Freizug des Bauhofs noch um einiges größer sei, ideal. Mit der fußläufigen Erreichbarkeit des ÖPNV sowohl S-Bahn, als auch Busse und Schulen, Kindergärten, medizinischen Einrichtungen wie Arztpraxen oder Apotheken, gäbe es kurze Wege. Auch eine Pflegeeinrichtung, Gastronomie und Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf seien vorhanden. Eine Besucherin fragte nach, welche Pflegeeinrichtung es denn vor Ort geben sollte und erklärte auf die Antwort hin, dass das Johanniter-Haus keine Pflegeeinrichtung sei. Detlef Ehlert sagte zu, die Angabe in der Präsentation zu korrigieren. „Wenn dort viele ältere Menschen mit wachsendem Pflegebadarf wohnen, könnte man auch eine Pflegeeinrichtung ansiedeln“, schloss er für die Zukunft nicht aus.

Wolfgang Teiwes übernahm es dann die Visualisierungen aus der Präsentation näher zu erläutern und zu erklären, wie man das Ziel sozialverträglich und bezahlbar zu Bauen erreichen kann. Etwa 200 plus Wohnungen könnten an dieser Stelle entstehen. Die verwendete Visualisierung des Projekts stammt von einem bereits in ähnlicher Größe umgesetzten Projekt aus Rosenheim in Bayern (Entwurf ACMS Architekten Wuppertal). Das Projekt sei in Holzbauweise umgesetzt worden, verfüge über Gänge und Treppen aus Beton und sei nicht unterkellert.

Visualisierung Studie serieller Wohnungsbau, CampusRo, Rosenheim | Bild: Wolfgang E. Teiwes – © ACMS Architekten Wuppertal

„Wenn man heute kostengünstig bauen möchte, dann muss man sich frei vom Kapitalmarkt machen“, erklärt Teiwes. Das erreiche man vor allem, wenn man Fördergelder für sozialen Wohnungsbau und klimaneutrales Bauen in Anspruch nehme. „Dafür gibt es noch gutes Geld.“ Man müsse vor allem so planen, dass sich „niemand die Taschen vollmachen kann“. In der Vermietung koste vor allem die Bewirtschaftung und Verwaltung. Eine Genossenschaft arbeite kostengedeckt. Warum er in der Projektidee auf die Holzbauweise zurückgegriffen hat, erklärt er auch: „Der Holzpreis liegt auf Vor-Corona-Niveau. Wir haben alle mit Preissteigerungen zu tun, aber der Holzpreis ist gerade stabil.“

Abriss vor Neubau

Vorhandene Gebäude der Alten Feuerwache können nicht genutzt werden. „Die Hallen müssten abgerissen werden“, erklärte Teiwes. Für den Bauhof gebe es bereits langfristige Überlegungen, diesen zu verlegen und auch Pläne für ein neues Rathaus stünden im Raum, sodass möglicher Weise langfristig auch das Verwaltungsgebäude entfalle und er Raum genutzt werden könne. Durch die Modulbauten könne man in Etappen bauen. „Wir haben in der Dependance gerade die Bebauung der Hasenwiese vor der Brust. Es ist ein Experiment, das zeigen soll, dass das machbar ist“, erklärt Teiwes. Das Projekt sei zukunftsträchtig und damit könne man umgehen.

Erbpacht statt Verkauf

Der Vorteil der Modulbauweise sei, dass die Module vorgefertigt angeliefert und vor Ort verbunden werden. „Das macht das Bauen preiswert und schnell“, verdeutlicht Detlef Ehlert die Vorteile. Außerdem reduziere es für Anwohner den Baulärm. Ausschreiben müsse man ein solche Projekt als Konzept, bei dem das Grundstück in Erbpacht bei der Stadt verbleibt und nicht verkauft wird. „Die Genossenschaften in Erkrath würden das nicht packen“, erklärt Ehlert, der Vorstand in der WBG Erkrath ist, während, wie er erklärte, Wolfgang Teiwes Vorstand in der Dependance ist, und das deshalb beurteilen kann. Aber vielleicht hätten Gesellschaften wie Vonovia oder eine Wohnungsbaugenossenschaft aus Düsseldorf Interresse, spekuliert Ehlert.

Was das auszuschreibende Konzept betrifft, sollen sich nach Meinung der SPD auch Anwohner und Geschäftsleute mit Ideen einbringen können. Wichtig sei, dass das Grundstück nicht verkauft wird. Es müsse auch nicht ein Gesamtprojekt sein, genausogut könnten vier Einzelprojekte entstehen. „Wir werden das demnächst als Antrag in den Rat einbringen“, kündigt Detlef Ehlert an. Eigentlich solle auch das Verwaltungsgebäude in die Projektidee eingeschlossen werden. Im zweiten Schritt soll Kemperdick West als Gewerbegebiet ausgewiesen und der Bauhof dorthin verlegt werden.

Ein Besucher möchte wissen, wie das Zeitfenster des Projekts aussieht. Detlef Ehlert rechnet mit zwei bis drei Jahren für den Bebauungsplan. „Ersteinmal müssen die anderen Parteien zustimmen. Wir haben nicht die absolute Mehrheit“, macht Ulrike Haase deutlich, dass hier viel von den Fraktionen im Rat abhängt. Der Vorteil bei der Alten Feuerwache sei, dass das Gelände versiegelt ist und durch das Projekt mehr entsiegelt als versiegelt werde.

„Wenn Sie sich fragen, warum wir jetzt mit der Projektidee kommen: Sie ist Teil einer ganzen Serie. Sie sollen wissen, was macht die SPD für die Bürger“, meldet sich Peter Urban noch einmal zu Wort. Auch die Frage der Stellplätze hat man bei Weglassen einer Unterkellerung überlegt. Es könnte ein offenes Garagendeck geben und die Wohnbebauung würde auf Stelzen darüber errichtet. Je nach Konzept könne man die Stellplatzzahl reduzieren. Dazu müsse ein Mobilitätskonzept entwickelt werden. Der Vorteil sei, die Nähe zur S-Bahn. „Bei der Dependance werden zwei eigene Fahrzeuge der Genossenschaft zur Verfügung gestellt“, erklärt Teiwes, wie man Stellplätze reduzieren kann.

Eine weitere Projektidee will die SPD dann im Februar präsentieren.

Die Variablen

Bisher sieht der Bebauungsplan an dieser Stelle keine Wohnbebauung vor. Grundsätzlich müsste also, wie schon in der Präsentation angesprochen, der Bebauungsplan geändert werden. Um auch das heutige Gelände des Bauhofs nutzen zu können, müsste dieser verlegt werden. Detlef Ehlert sieht die Möglichkeit diesen auf dem Gebiet Kemperdick-West anzusiedeln, wenn hier Gewerbegebiet ausgewiesen wird. Bleibt das Verwaltungsgebäude, das in den Entwürfen noch integriert in das Gelände dargestellt ist, zudem die SPD während der Präsentation äußerte, dass es ja Pläne für ein neues Rathaus gäbe. Wo dieses gebaut werden könnte, blieb indes offen.

Eine Kollegin hat bei der Stadtverwaltung nachgefragt:

  • Wie steht die Stadtverwaltung und der Bürgermeister zu dieser Idee?
  • Ist es überhaupt grundsätzlich möglich, auf dem genannten Gelände Wohnraum entstehen zu lassen?
  • Hat die Stadtverwaltung vielleicht schon andere Pläne für das Grundstück?
  • Soll der Bauhof tatsächlich umziehen und wenn ja, wo soll er zukünftig untergebracht sein?

Die Presseabteilung der Stadt hat dazu folgende Antwort übermittelt:
Aus Sicht der Verwaltung ist das Grundstück – zumindest zum jetzigen Stand – nicht für Wohnen oder Gewerbe verfügbar. Zunächst müsste der vorliegende Bebauungsplan entsprechend geändert werden, da diese Fläche derzeit für den Gemeinbedarf festgesetzt ist. Auch stehen den aktuell dort untergebrachten Verwaltungseinheiten (u.a. Teile des Geschäftsbereichs der technischen Beigeordneten einschließlich des Bauhofs) aktuell keine anderweitigen, alternativen Unterbringungsmöglichkeiten in Aussicht.
Auch wäre die angesprochene Fläche an der Schimmelbuschstraße in Hochdahl das einzige städtische Grundstück, an der verkehrsgünstig eine weitgehende Zentralisierung der Verwaltung perspektivisch umgesetzt werden könnte.

Die Antwort zeigt, dass es nicht einfach seien dürfte für die sicher schöne und sinnvolle Idee für mehr bezahlbaren Wohnraum auf dem Gelände der Alten Feuerwache Mehrheiten im Rat zu finden.

1 Kommentar

  1. Ja, auch wir als SPD wollen eine effektiv arbeitende Verwaltung. Aber an dieser Stelle ist uns-mit Verlaub-die wohnungssuchende Bürgerschaft wichtiger.

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*