Zwischen Hochhäusern wächst ein zartes Pflänzchen …

von Ria Garcia

Melanie Horter (l.), Jasmin, Feride und Alla besuchten mit Katy Schnee die Ausstellung im Kunsthaus Mettmann. Foto: Ria Garcia

… und das ist weiblich und gehört zur Gattung Selbstbewusstsein.

“Ich bin auf das Projekt aufmerksam geworden, als ich in Haan im Rahmen des Sahle Jubiläums die große Blotsche gestaltet habe”, erzählt Katy Schnee. Sie fand das Projekt gut und als Parea sie ansprach und fragte, ob sie mitmachen wolle, war sie sofort dabei. Durchgeführt wird es mit Melanie Horter als Projektleiterin von Parea, der gemeinnützigen GmbH, die in den Sahle Wohneinheiten das menschliche Miteinander fördert und den Mietern unterschiedliche Angebote macht.

In Erkrath sind solche Projekte beispielsweise das Erzähl-Café oder der von Thomas Laxa ins Leben gerufene FC Parea, der in diesem Jahr mit der Bolzplatz-Tour viele kleine Nachwuchsfußballer auf die Bolzplätze holte. Es gibt natürlich noch mehr Angebote, die wir hier jetzt nicht alle aufzählen können. Künstlerin Katy Schnee ist selbst Mieterin einer Sahle Wohnung und so ‘immer in Kontakt’. Als sie auf das ‘Starke Mädchen – starke Frauen – Projekt’ in Haan aufmerksam wurde, war es keine Frage, dass sie sich mit einbringt und neben einem Kunstworkshop, in dem die Mädchen Malen und das Erstellen von Kollagen üben können, auch noch einen Infonachmittag unter dem Titel ‘Spieglein, spieglein’ veranstaltet, an dem die Mädchen alles über das Thema Haut und auch Hauterkrankungen erfahren können.

Ausflug ins Kunsthaus Mettmann

Drei der insgesamt sieben Mädchen, die am Projekt ‘Starke Mädchen’ teilnehmen, waren am vergangenen Samstag mit Melanie Horter und Katy Schnee zu Besuch im Kunsthaus Mettmann. Der Besuch einer Kunstausstellung ist fester Bestandteil des Workshops. “Ich habe das Kunsthaus Mettmann ausgewählt, weil die aktuelle Ausstellung ‘Natur’ keine abstrakte Kunst, sondern sehr real Fauna, Flora und Menschenbilder präsentiert. Mit den ausgestellten Werken von Angelika Lorenz, Herbert Marschlich, Ilona Reinhardt und Micaela Villa-Schäfer lässt sich Kunst für Anfänger leicht erklären”, sagt Katy Schnee über die Motivation gerade diese Ausstellung zu wählen. Und von Herbert Marschlichs Mohn und Sonnenblumen, die schon fast Foto-realistisch sind, sind die Mädchen dann auch schon schwer beeindruckt. Der Künstler ist selbst vor Ort und beantwortet geduldig auch die Fragen der Mädchen. Wie lange er für ein Bild, wie das mit der Mohnblüte brauche, wollen sie wissen. “Etwa zwei Wochen, wenn ich täglich zwei bis sechs Stunden male”, antwortet er.

“Nur gucken, nicht anfassen”, mahnt Melanie Horter, als die Mädchen auf dem Weg nach oben Ilona Reinhardts Banner aus Filz mit eingearbeiteten Materialien aus der Natur entdecken. Neugierig erkunden sie, was sich da so alles drin versteckt. Bei den Werken von Micaela Villa-Schäfer entdecken sie ein Selbstportrait der Künstlerin, aber vor allem auch ein Bild, das verdeutlicht, wie man mit der Wahl von Ausschnitten und Details Wirkung erzielt. Der Ausschnitt eines Zauns mit Spitzen und Stacheldraht und weit oben auf dem Pfosten eine Taube. Unweigerlich erreicht den Betrachter die Assoziation von Krieg und Frieden, von Gefängnis und Freiheit.

Angelika Lorenz ist auch vor Ort und die Mädchen blicken bewundernd auf ihre unterschiedlichen ‘Katzenbilder’. Von der Hauskatze zur Raubkatze, mal wie die Natur ihre Farben malte und mal durch eine dominierende Farbe entfremdet und dann hängt da noch ‘der König’ mit raumfüllender Präsenz und die Seerobbe, mit ihrem traurigen Blick. Lorenz legt häufig den Fokus auf die Augen, sodass ihre Bilder den Betrachter auf magische Art anschauen. Soviel Kunst macht natürlich hungrig und so gab es dann vorm Kunsthaus erst einmal das mitgebrachte Frühstück.

Zweijähriges Projekt ‘Starke Mädchen – starke Frauen’ bei Parea in Haan

Angebote unter dem Titel ‘Starke Mädchen – starke Frauen’ gibt es auch in Erkrath, zum Beispiel über das TSV Jugendzentrum. Aber ein Projekt, das zwei Jahre lang einer festen Gruppe von Mädchen unterschiedliche Angebote macht, die sie stärken, dürfte wohl eher selten zu finden sein. “Die Mädchen lernen Selbstverteidigung und Selbstbehauptung, beschäftigen sich mit Grafitti, aber auch Hip-hop gehört zum Programm”, erklärt Projektleiterin Melanie Horter, wie vielseitig das Projekt ist, das sich an Mädchen zwischen 10 und 14 Jahren richtet. Bis zu zehn Mädchen könnten am Projekt teilnehmen, sieben sind es aktuell. “Wir hatten auch schon einmal elf, weil die Mädchen kurzerhand Freundinnen mitgebracht haben”, berichtet Horter. Das sei zwar nicht vorgesehen, weil die Angebote aufeinander aufbauen, aber wenn es dann mal so sei, würde sie auch niemanden wegschicken. Die Mädchengruppe, die sie aktuell im Projekt betreut, ist zwischen 9 und 12 Jahre alt und man merkt den Mädchen an, das sie mit Freude dabei sind.

Projektleiterin Melanie Horter über das Projekt ‘Starke Mädchen – Starke Frauen’:

„Starke Mädchen – Starke Frauen“ ist ein mädchenstärkendes Projekt für 10 Mädchen im Alter von 10 – 14 Jahren am Projektstandort Am Bandenfeld 106 in 42781 Haan.

Ziel des Projektes ist es, den Mädchen am Projektstandort mit Hilfe unterschiedlichster Mittel und Methoden Wege aufzuzeigen und Möglichkeiten anzubieten, um die eigenen Stärken zu entdecken, zu erweitern und zu festigen. Denn wer seine Stärken kennt und über ein gesundes Selbstwertgefühl verfügt, ist eher in der Lage, sich in einer immer größer werdenden, globalisierenden, schnelllebigen und reizvollen Welt zu orientieren und den eigenen Platz zu finden.

Mädchen werden dahingehend nach wie vor benachteiligt und haben es oft schwerer ihren Platz in der Gesellschaft zu finden. Ebenso ist es für sie häufig schwieriger ihre Bedürfnisse wahrzunehmen, ihre Grenzen zu setzten so wie ihre Rechte und deren Einhaltung einzufordern.

Um dies für eine Mädchengruppe in Haan zu erreichen, hat die parea gGmbH einen Förderantrag, bestehend aus den Modulen: soziale Kompetenzförderung, gesundheitliche – physische – psychische Kompetenzförderung und künstlerische Arbeit als Sinneserfahrung, bei der Deutschen Postcode Lotterie gestellt. Die Bewilligung des Förderantrages ermöglicht seit Mai 2022 und für die kommenden 2 Jahre die Arbeit an der Umsetzung der gestellten Ziele.

Aktuell gibt es eine gefestigte Gruppe von 7 Mädchen im Alter von 9 – 12 Jahren und weitere 7 sporadische Besucherinnen in der gleichen Altersgruppe.

In wöchentlichen Angeboten konnten die Mädchen bisher unterschiedliche Dinge erleben und ausprobieren. Vom gemeinsamen, gesundem Eis herstellen über nähen an der Nähmaschine, vom Kreativtag über das Modellieren einer Gefühlsskulptur bis hin zum Auseinanderbauen elektronischer Geräte um deren Funktionsweise zu verstehen. Ein Besuch des Kunsthauses in Mettmann gehörte ebenfalls zu den Angeboten, die die Mädchen das erste Mal für sich erfahren haben.

Die Bereiche Wohnraumgestaltung, Hip-Hop, Graffiti, Selbstbehauptung und Selbstverteidigung, action painting, Pubertät mit der einhergehenden Veränderung inklusive einer Mädchensprechstunde bei einer Gynäkologin, Gärtnern, Handwerkskunst und viele weitere Angebote, passend zu den oben genannten Modulen, werden in den noch kommenden 20 Monaten inhaltlich erlebt und gestaltet.

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