Zur Demo fährt man lieber ‚in die Stadt‘

von Ria Garcia

Demonstration gegen Rechts in Düsseldorf am 27. Januar 2024. Foto: JG

Während in vielen umliegenden Städten nach dem Bekanntwerden eines geheimen Treffens und dem Plan der ‚Remigration‘ Demos gegen Rechts organisiert wurden und werden, fährt man in Erkrath dazu lieber ‚in die Stadt‘ (nach Düsseldorf).

In der gemeinsamen Sitzung des Integrationsrats und des Ausschusses Soziales und Wohnen machte der Vorsitzende Ralf Lenger (FDP) am Donnerstag den Vorschlag auch in Erkrath eine Demo zu organisieren. Dem hielt Detlef Ehlert (SPD) entgegen, dass eine solche Demo mit hohem organisatorischen Aufwand verbunden sei, den die Parteien nicht stemmen könnten. Stattdessen schlug er vor, gemeinsam zur Demonstration nach Düsseldorf zu fahren.

In Wülfrath, einer Stadt mit nicht einmal halb so vielen Einwohnern wie Erkrath, gingen am Freitag rund 1.000 Menschen auf die Straße. In Ratingen und Remscheid gingen die Menschen am Samstag auf die Straße, in Solingen werden sie heute demonstrieren und in den Städten Mettmann, Langenfeld, Velbert und Hilden sind für die kommende Woche Demonstrationen geplant. Eine Demonstration in Wuppertal fand bereits vor einer Woche statt.

Foto: JG

100.000 Menschen waren heute gemeinsam in Düsseldorf unterwegs, um ein Zeichen gegen Rechts zu setzen. Wie viele Erkrather Kommunalpolitiker gemeinsam nach Düsseldorf gefahren sind, wissen wir nicht. Aber das wissen leider auch die Bürger in Erkrath nicht und damit blieb das wichtige Zeichen für den Erhalt unserer Demokratie unsichtbar für die Menschen in Erkrath.


Darum geht es bei den deutschlandweiten Demonstrationen: Der Geheimplan gegen Deutschland – Recherche von Correctiv


Als die Nazis die Kommunisten holten,
habe ich geschwiegen,
ich war ja kein Kommunist.

Als sie die Sozialdemokraten einsperrten,
habe ich geschwiegen,
ich war ja kein Sozialdemokrat.

Als sie die Gewerkschafter holten,
habe ich geschwiegen,
ich war ja kein Gewerkschafter.

Als sie mich holten,
gab es keinen mehr,
der protestieren konnte.
Aktueller den je, das Zitat von Martin Niemöller (1892–1984), das vor Augen führt, wohin Schweigen und Nichtstun führt.

Kommentar: Eigentlich wünscht man sich in Erkrath ja, dass niemand mehr Düsseldorf mit ‚in die Stadt fahren‘ verbindet. Das wäre gut für Handel und Gastronomie, gut für die Stadt und das wäre auch gut für die Menschen und für eine gelebte Gemeinschaft. Dass aber nun Kommunalpolitiker ‚lieber in die Stadt fahren‘, um zu demonstrieren, weil sie den Aufwand in der eigenen Stadt fürchten, ist kein gutes Zeichen. Es wäre sicher ein Leichtes Kirchen, Verbände und Vereine mit an Bord zu holen, wie es auch in anderen Städten gelungen ist. Schade für Erkrath, dass eine solche Chance ein Zeichen zu setzen verpasst wird.

1 Kommentar

  1. Danke für diesen Artikel. Die Aussage, hier in Erkrath sei eine solche Demonstration „nicht zu stemmen“ halte ich für beschämend und blamabel. Andere Orte in der Umgebung zeigen, dass es geht, wenn man nur will – auch ohne „in die Stadt“ zu fahren. Eine Chance für viele Erkrather, Zusammenhalt und Solidarität in ihrem Wohnort und für ihren Wohnort zu zeigen, aus Bequemlichkeit vertan.

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