Über eine mögliche Nachnutzung des Kalksteinbruchs Neandertal besteht nach wie vor Unklarheit. Zwei Drittel des Gesamtareals von ca. 92 Hektar hat Willi Schaefer bereits verkauft. Der Steinbruch selbst gehört ihm noch.
Auf der Tour durch den Steinbruch erfuhren Mitglieder der der LVR-Fraktion Die Linke und Mitglieder des Ortsverbands allerhand geschichtliches, wissenswertes und die lange Vorgeschichte einer möglichen Nachnutzung des Steinbruchs von Willi Schaefer. Hanna Eggerath, Mitglied des Bergischen Geschichtsvereins Erkrath und Autorin einiger Bücher, prägte vor einiger Zeit den Begriff ‚Blaue Lagune‘ für den Steinbruch, der sich nach dem Abbau auf natürliche Weise wieder mit Grundwasser füllt. Die Abbaugenehmigung endete Ende 2021, seit dem erfolgt der Rückbau der Industrieanlagen.
Fragt man Willi Schaefer, wie es mit einer möglichen Nachnutzung aussieht, zuckt er nur die Schultern. „Ich mache gar nichts mehr“, erklärt er frustriert von der Entwicklung. 2010 war der Kalksteinbruch Neandertal als Teilräumliches Konzept „Kalkwerke-Areal“ noch fester Bestandteil des Masterplans NaturKulTour Neandertal, aber der wurde in der Folgezeit in vielerlei Hinsicht ‚abgespeckt‘. Auch vom Kalksteinbruch war plötzlich kaum noch die Rede. Und dann kam 2014 der neue Regionalplan, der für das Areal des Kalksteinbruchs quasi ‚das Vergessen‘ verordnete. „Renaturierung und Zaun drum“, schien das Ende des Kalksteinbruchs zu besiegeln. Im gleichen Jahr gab es eine Verschüttung im Steinbruch, die den Abbau für fast drei Jahre unterbrach.
Der neue Regionalplan
Willi Schaefer gab nicht auf. Die ehemaligen Pläne aus dem Masterplan waren in weite Ferne gerückt, aber eine sanfte Nachnutzung für etwa 10 Prozent der Fläche, die dann auch die ‚Blaue Lagune‘ umfassen würde, wäre auch weiterhin möglich. Beim Kreis Mettmann stieß er allerdings auf ‚taube Ohren‘ und auch mit dem damaligen Bürgermeister von Mettmann (Der Kalksteinbruch liegt auf Mettmanner Stadtgebiet) kam er in Gesprächen nicht weiter. Erst Sandra Pietschmann, inzwischen Bürgermeisterin von Mettmann, interessierte sich wieder für seine möglichen Pläne. (Wir berichteten)
Gebracht hat das alles bisher nichts, obwohl auf den versiegelten Flächen oberhalb des Steinbruchs neuer Parkraum geschaffen werden könnte, der das Neandertal vom Parksuchverkehr deutlich entlasten könnte. Auch einige Wohnmobilstellplätze hätten dort entstehen können und Besucher hätten neben einem beeindruckenden Rundwanderweg um die Blaue Lagune Flora und Fauna genauso erleben können, wie sie die Geschichte der Kalkentstehung und des industriellen Kalkabbaus hätten erfahren können, die unsere Gegend prägt.
Soll der Anblick der ‚Blauen Lagune‘ allzeit ‚verschlossen‘ bleiben?
Noch gehört der eigentliche Steinbruch Willi Schaefer und seinem Partner. 35 Hektar von ehemals 92 Hektar. Was die neuen Besitzer mit dem erworbenen Gelände planen, weiß Willi Schaefer nicht. Er verriet nur soviel: „Die sind von hier aus der Gegend.“ Nach und nach werden die im Zusammenhang mit dem Abbau gegründeten Unternehmen, die zur Comin-Gruppe gehören, liquidiert. Währenddessen steigt das Wasser im Steinbruch weiter. „Das wird noch so etwa 10 bis 12 Meter steigen“, weiß Willi Schaefer. Das hat auch mit der ehemaligen Geländehöhe zu tun, auf der, bevor der Kalkabbau erfolgte, die Kasteiner Mühle lag. Das ist lange her. Seit mehr als 100 Jahren ist der Kalksteinbruch ‚Industriegelände‘.
Gerne hätte Willi Schaefer den Anblick, der am vergangenen Mittwoch den Besucher der Fraktion Die Linke aus dem Landschaftsverband Rheinland und Mitgliedern des Ortsverband vergönnt war, auch der Öffentlichkeit gegönnt. Aber er ist des Kämpfens müde. Vielleicht wird es dort auf dem in der Sonne türkisfarben erscheinenden Wasser irgendwann eine schwimmende Photovoltaik-Anlage geben. Die wäre durch die natürliche Kühlung durch das Wasser von unten besonders effizient. Gespräche dazu laufen bereits. Alles andere steht wohl in den Sternen.
Nachschau der Besucher
Nach dem Besuch im Kalksteinbruch traf sich die Gruppe noch zu einem Gespräch. Einig waren sie sich, dass der Kalksteinbruch naturnah entwickelt werden soll und für die Bewohnerinnen und Bewohner der umliegenden Orte zur Naherholung zugänglich bleiben sein soll. Tourismus nur in sanfter, naturverträglicher Form fanden alle in Ordnung. Ferienhäuser und Wohnwagenstellplätze in größerem Umfang lehnen sie ab.
Kommentar: Um den Steinbruch naturnah zu entwickeln und für Besucher zugänglich zu machen, wären umfangreiche Sicherungsmaßnahmen erforderlich. Auch der Rundwanderweg, mögliche Parkplätze und die Zufahrt müssten gepflegt werden. All das kostet natürlich Geld. Geld das erst einmal auf irgendeine Weise eingenommen werden muss. Wer sich also wünscht, dass die ‚Blaue Lagune‘ und die wunderschöne Flora und Fauna rundherum nicht für alle Zeit aus dem Blickfeld verschwinden, muss sich gleichzeitig auch Gedanken machen, wie sich eine ’sanfte Nachnutzung‘ finanzieren soll.
Das ist wieder ein typisches Beispiel für Pleiten, Pech und Pannen der lokalen Politik und der Stadtoberhäupter*innen. So werden echte Chancen für die Weiterentwicklung und den zukünftigen, sanften Ausbau für den Tourismus am und um das Neanderthal vertan. Natürlich muss man für so etwas Geld in die Hand nahmen, aber ohne Investitionen geht es nun einmal nicht, sonst bleibt man in der Steinzeit hängen…