Zeitsprung: Erkrather Pressefundstücke

Symbolbild: Myriams Fotos / Pixabay

Unser letzter Zeitsprung in Erkraths Vergangenheit liegt schon eine ganze Zeit zurück und griff das Jahr 1827 in der Presse auf. Heute reisen wir mit unseren Lesern in die Presseberichterstattung aus dem Jahr 1828.

Ganze fünf Beiträge haben wir auf Zeitpunkt.NRW gefunden, in denen Erkrath erwähnt wird. Zwei davon mit etwas längerem Text. Wir haben alle Veröffentlichungen in für jeden lesbare Texte übertragen. Der erste Beitrag ist vom 12. März 1828. Er erschien im Rheinisch-Westphälischen Anzeiger unter dem Stichwort ‚Naturfunde‘ und beschäftigt sich mit Irrlichtern. Der Bezug zu Erkrath ergibt sich aus der Erwähnung Bongards.

Woraus bestehen die Irrlichter?
In vorigen Zeiten war der Glaube allgemein, daß die Irrlichter die Seelen solcher Verstorbenen wären, die daß Eigenthum ihrer Nachbaren durch List und Betrug an sich gebracht hätten, durch welchen Glauben mancher Unfug der Art besonders unter den Landleuten gesteuert wurde. Als aber Becker’s Noth= und Hülfsbüchlein erschien, wornach die Irrlichter einzig in den Sümpfen erzeugt werden sollten, verschwand nach und nach jener Glaube. Ob aber Becker recht gehabt, darüber wollen wir nähere Beleutungen anstellen.
Vor 50 Jahren reiste der Einsender zur Herbstzeit bei finsterer Nach den weg von Reck nach Camen, und al er auf dem sogenannten Kleiber, eine halbe Stunde von Camen, ankam, sah er gegen Süden bei dem Dorfe Derne ein Licht, welches nach einer Viertel Stunde sich in Bewegung setzte, und seinen Flug gegen den Westwind nach einer alten Linde vor dem Mühlenthor zu Camen nahm; als er sich in letzerm Orte nach dieser alten Linde erkundigte, hieß es, daß die Geistlichkeit in der Vorzeit die Seele eines verstorbenen Bürgers in diesen Baum verbannt habe. Daß jenes bewegliche Licht sich nicht in den Sümpfen aus brennbarem Gas erzeugt haben konnte, schien daraus hervorzugehen, daß es im Winde eine Viertel Stunde lang unbeweglich blieb, und demnächst einen willkürlichen Flug nach einer wellenförmigen Linie nach der alten Linde nahm. welches bei uns den Gedanken erregte, daß das Licht ein leuchtender großer Käfer gewesen sein müsse, welcher sein Nest in der alten Linde habe, und des Nachts in entfernten Gegenden Nahrung suche. Der Staatsarzt Dr. Bongards zu Erkrath hat darüber die nämliche Beobachtung gemacht; er reiste nämlich des Abends spät von dem Rittergute Garoth, verirrte sich aber in dem sumpfigen Walde zwischen Benrath und Hilden dergestalt, daß er mit seinem Pferde an einem trocken stehenden Baume den hellen Morgen abwarten musste. Nach einigen Stunden kam aus den Gegend von Benrath ein Licht geflogen, das sich lange Zeit in seiner Nähe hin und her bewegte. Nachdem er sein scheu gewordenes Pferd festgebunden und beschwichtigt hatte, versuchte er, des Lichtes habhaft zu werden, woran er aber durch die willkürliche Bewegung desselben verhindert wurde, worauf es endlich seinen geraden Weg in der Richtung nach Solingen nahm. Nach den dußeren (äußeren?) Kennzeichen schloss Bongards, daß es ein großer Käfer gewesen sein müsse, welcher nur einzig im Zustand einer gewissen Krankheit des nachts leuchte, weil in der Naturgeschichte keinen leuchtenden Käfer von solcher Größe vorkämen.
Eine andere Beobachtung machter der Eins. des Nachts zwischen Dortmund und Hörde, wo ein Irrlicht quer über den Weg, nahe vor seinen Füßen vorbei, in einen Klee-Acker rollte und daselbst zerplatzte. Dieses Irrlicht hatte die Gestalt einer aufgeblasenen Schweineblase, welche auf einzelnen Stellen sich bald erhellte und halb verdunkelte, woraus man deutlich wahnehmen konnte, daß sich diese aus Dünsten gebildet habe.
Übringen bittet Einsender unsere Naturforscher, ihre deßfallsigen Beobachtungen zum Nutzen der Naturfunde dem Anzeiger mitzutheilen.
Vom Rheine.

Veröffentlichte Anzeigen

Am 31. Mai und 7. Juni 1828 inserierte die Witwe von Heinrich Birschel zu Hochdahl, dass es vom 3. Juni an, wieder Kalk aus ihrem Ofen gäbe.

Wittib Heinrich Birschel zu Hochdahl bei Erkrath, benachrichtiget das resp Publikum hiermit : daß vom 3 Juno an, aus ihrem Ofen wieder kalk zu haben ist, und empfiehlt sich zu geneigtem Zuspruch.

Gegner des Eisenbahnbaus zwischen Düsseldorf und Elberfeld

Wiederum im Rheinisch-Westphälischen Anzeiger erschien am 16. Juli 1828 unter dem Stichwort ‚Staatwirtschaft‘ ein Sendschreiben an den Finanzminister. Die Art der Veröffentlichung ist in der heutigen Zeit sicher vergleichbar mit einem offenen Brief, den ein Bürger an den Bürgermeister schreibt, ihn aber auch der Presse zur Veröffentlichung zukommen lässt. Es geht um Währung, Finanzen und es geht um Kanal- und Straßenbau. Was aber beim Lesen erst viel später deutlich wird: Der Schreiber war offensichtlich ein Gegner des Eisenbahnbaus zwischen Düsseldorf und Wuppertal. Er rechnet vor, dass durch einen Weg, der auch über Erkrath führen sollte, eine halbe Stunde Zeit (von insgesamt damals 6 Stunden Fahrtzeit) eingespart werden könnte. Wir haben Uli Schimschock vom Eisenbahn- und Heimatmuseum Erkrath-Hochdahl gefragt, wieviel Zeit später die Eisenbahn von Düsseldorf nach Elberfelb benötigte. Im Fahrplan von 1846 betrug die Fahrtzeit 1 Stunde und 8 Minuten! Noch mehr Infos zu Fahrten zwischen Düsseldorf und Elberfeld in längst vergangener Zeit gibt es im Buch ‚Die Steilstrecke Erkrath-Hochdahl‘, das im Bahnladen des Lokschuppenmuseums für 15 Euro erhältlich ist.

Ehrerbietiges Sendschreiben an Se. Exzellenz den Hrn. Finanzminister.
Ein großer Mann findet in eines Andern Ansichten auch wohl zuweilen etwas Gute, und mißdeutet daher nicht, wenn dieser solche freimüthig vorträgt; darum erlaubt sich Einsender, nachstehende Bemerkungen Eu. Exzellenz zu widmen.
Im Bergischen war der Brabanter Kronenthaler die vorzüglich kousirende Münze, deßhalb sind ältere Obligationen hauptsächlich in dieser Münze, so wie in französischen Kronenthalern aufgenommen.
Jede Maaßregel, wodurch gewaltsam im Verkehr eine Änderung bewirkt werden soll, ist schädlich. Könnte die Verfügung, wodurch die Verausgabung der brabanter Kronenthaler zu einem höhern Kourse als 45 Sgr. 2 Pf. verpönt wird, nicht nachtheilig, und um so nachtheiliger werden, Berationen verusachen wird?
Angenommen, daß die Brabanter Kronenthaler 3 Millionen seien. Wenn nun der Staat diese Einzöge zu 47 Sgr. und umprägte, so würde er 200.000 Thlr. einbüßen. Eine solche Einbuße möchte aufgewogen werden, durch den Vortheil, daß die preußische Münze einen noch ausgebreitetern Kours gewinnen würde, welches eine Wohltat für das Land wäre.
Es scheint aber, daß, wo einmal die Verfügung besteht, darauf eine Finanzspekulation gegründet werden könnte.
Die Kassenanweisungen sind nicht in zu großer Zahl vorhanden, und können noch vermehrt werden, der Staat verletzt aber sein Versprechen, die Staatsschulden nicht vermehren zu wollen, in keiner Hinsicht, wenn er eine Schuld der andern substituirt. Wenn nun, und dahin geht der Vorschlag, die Staatskassen alle brab. Krohnenthaler zu 47 Silbergros. gegen Kassenanweisungen einzuziehen authorisirt, die eingezogenen umgeschmolzen, aber so viel neue Kassenanweisungen ausgeben würden, als die eingezogenen und umgeschmolzenen kronenthler, zu 45 Sgr. gerechnet ausmachen, mit den aus den eingezogenen brab. Kronenthaler geprägten preußischen Thalern Staatsschuldscheine gekauft würden, so würde sich folgendes Resultat ergeben.
Man rechne die zirkulirende Masse brab. Kronenthaler auf 3 Millionen Stück; diese gaben also zu 45 Sgr. 4.500.000 Thaler. Um für 4.500.000 Thaler Staatsschuldscheine zu kaufen, die Staatsschuldscheine inklusive der Provisions-Kourtage zu 90 angenommen, werden nur erfordert 4.005.000 Thaler. Kosten nun 4.500.000 Thaler in Kassenanweisungen zu drucken und schlage man an zu 50.000 Thalern von 47 zu 45, indem man das 1/6 für Prägkosten rechnet und unterstellt, dass der brab. Kronenthaler 45 1/6 Silbergroschen werth ist: zu 200.000 Thaler also 4.300.000 Thaler.
Der Staat hat aber 4.500.000 Thaler in Baar erhalten, er gewinnt also 200.000 Thaler.
Kanäle und Straßen fehlen noch immer. Diese 200.000 Thaler können also zur Anlage einer Straße verwandt werden. Die Zinsen von den eingezogenen 4.500.000 Thlr. Staatsschuldscheinen zu 4 Proz., also 180.000 Thlr. jährlich, würden einen Fonds für Straßen- und Kanalbau bilden. Der Ertrag dieser neu angelegten Straßen würde dem Tilgungsfond zuwachsen.
Indem die brab. Kronenthr. durch die erlassene Verfügung im Kourse gedrückt werden, so ist vorauszusehen, daß solche den Kassen, werden dieselben zu 47 Sgr. gegen Kassenanweisungen angenommen, zufließen werden, und zwar sehr rasch. Die brab. Kronenthlr. in preuß. Thaler umgeprägt, fließen durch den Ankauf der Staatsschuldscheine dem Vorrathe des baaren Geldes wieder zu. Dieser wird also nicht vermindert. Indem der Gewinn zur Anlage von Straßen und Kanälen verwandt wird, so wird ein Werth erschaffen, welcher das Vermögen des Tilgungsfonds verstärkt, also den Werth des Papiergeldes präsentiert. Jeder neue Kanal jeder neue Weg, ist ein neues Vermögen. Die neuen Kassenanweisungen haben also ein vom vorhandenen Vermögen neu geschaffenes Unterfand. Will man weitergehen so schaffe man Kanal- und Wegeaktien, welche auf die neuen Kanäle und Wege radiziert sind, keine Zinsen tragen, aber in allen Kassen auch angenommen werden, wogegen eben so viel Kassenanweisungen eingezogen werden.
So hat das Publikum eine demonstratio ad oculos, daß das Papiergeld einen wahren Werth habe.
Um zu ermessen, wieviel in dieser Beziehung noch zu thun ist, darf man nur die Verbindung des Wupperthals mit dem Rheine prüfen. Wenn man nur einmal mit dem Schnellwagen von Düsseldorf nach Elberfeld fährt, wenn man vom Galgenberg sieht, wie Kondukteur und Postillion die Pferde heraufpeitschen müssen, um in einzelnen Sätzen den Wagen heraufzuschleppen, wie dieses oft noch nicht hilft, sondern die Reisenden aussteigen müssen, und dann auch sehen, wie das Zugvieh der Frachtkarren gemartert wird, die Last diesen Berg heraufzuarbeiten, dann vergisst man, daß man auf dem Wege von dem Ufer des schiffbaren Stroms zu dem 6 Stunden entfernten, mit Manchester und Bermigham wetteifernden Thal ist. Im Verlauf dieser Fahrt reproduziert sich, jedoch schwächer, dieselbe Operation; man erblickt überall Vorspannpferde, um die Frachtkarren auf die Berge zu ziehen. Wie muß ein Fabrikant aus Manchester erstaunen, wenn er vernimmt, daß über Erkrath, Fowinkel, Somborn ein Weg angelegt werden könne, welcher eine halbe Stunde näher ist, alle Berge vermeidet und Elberfeld mit der Straße von Düsseldorf auf Köln näher verbindet. Im bergischen Lande, wo die Menschenhand und die Pferdekraft noch so wohlfeil sind, würde es thöricht sein, Eisenbahnen anzulegen. Eine Chaussee zwischen Düsseldorf und Elberfeld, welche einen Fußweg, einen Sommerweg von Kalkseinen und einen Winterweg von Basalt hätte, würde Elberfeld mit dem Rheine in Wirkliche unmittelbare Verbindung bringen. die Ersparniß von 1/10 der Wegstrecke und der Vorspannpferde ist ein reiner Gewinn, da alle Frachten Verlust sind. Solche Anlagen werden nicht gemacht, aber ein Kapital von einer Million Thaler wird nach Amerika getragen, um Gold zu gewinnen; um dieses bedeutende Kapital wird das Land ärmer gemacht. Eine so nahe Gelegenheit es zu bereichern, bleibt unbenutzt. Wenn jene Straße nicht gemacht wird, so ist nicht der Grund, weil das Kapital, was die vorhandene Straße darstellt, verloren geht.
Dieses erhebt nichts, da ja die neue Straße als größeres neues Kapital an die Stelle tritt. Der Hauptgrund ist, weil der Staat ein neues Kapital verwenden muss. Ist aber die Regierung nicht gewisser Maßen dafür verantwortlich, daß sie eine anonyme Gesellschaft autorisierte, welche ein so bedeutendes Kapital dem Verkehre entzog, wo der Verkehr dasselbe noch nicht entbehren konnte? Ist die Regierung also nicht dem Wupperthale, welches vorzüglich das Kapital des neuen Vereins beschloß, Ersatz schuldig, welchen sie am besten durch eine solche Straßenanlage leistet?
Das hierzu erforderliche neue Kapital würde der Staat durch die angegebene Operation finden, ohne daß es ihm etwas kostet. Wieviel hat Schweden nicht gethan, um durch Kanalanlagen den Transport seines Eisens an das Meer zu erleichtern, und wie wenig ist in dieser Beziehung für die Eisenwerke der Rheinprovinz geschehen. Liegt nicht der Nordkanal, ein Kapital von mehreren Millionen Franken, ungenutzt, und könnte dieser nicht, abgesehen von seiner Bestimmung für den Welthandel, den Binnenverkehr der so gewerbereichen Gegend von Gladbach, Viersen u.s.w. erleichtern, wenn er mit geringem Kostenaufwande für diesen Zweck ausgebaut würde? So gibt es schon der Nähe des Rheins so viele Gelegenheiten, mit den Zinsen des durch die Operation gewonnenen Kapitals Anlagen zu schaffen, derren Werth das durch die Kassenanweisungen repräsentirte Kapital leicht decken würde. Eine Operation aber, die so einfach auf das Interesse berechnet ist, und deren Ertrag so nützlich verwendet wird, scheint es, müsse gelingen, und dem Staatsinteresse zusagen.
T…e.

Entflohene Schwerverbrecher

In einer Beilage des Münsterischen Intelligenzblatts vom 26. September 1828 wurde nach entflohenen Gefangenen gesucht. Mit diesem letzten Beitrag aus dem Jahr, schließen wir den Zeitsprung ins Jahr 1828 ab. Von den zehn gesuchten, haben wir nur den aus Erkrath stammenden Häftling aufgegriffen.

Sicherheits-Polizen Steckbrief
Aus dem Mühlenkeller des hiesigen Zuchthauses sind gestern Abend gegen 7 Uhr zehn der gefährlichsten und schwersten Verbrecher, von denen unten eine genaue Person-Beschreibung beigefügt wird, gewaltsam ausgebrochen und über die Umgebungsmauer der Strafanstalt entsprungen.
Sämmtliche Militär- und Zivilbehörden werden daher amtlich dringend ersucht, auf die Entsprungenen auf das sorgfältigste zu vigiliren (achten) und dieselben im Vertretungsfalle wohl verwahrt, in die Criminal-Gefängnisse des königl. Inquisitoriats in Hamm abliefern zu lassen.
Werden den 18. September 1828.
Königlich Preußische Gerichts-Commission.
Person-Beschreibung der Entsprungenen.
1) Heinrich Hütten, seines Gewerbes Pferdeknecht, gebürtig aus Erkrath, wohnhaft an der großen Furth bei Mettmann, evangelische Religion, 37 Jahre alt, 5 Fuß 7 Zoll groß, wegen Ermordung seiner Ehefrau und seines Kindes zur Todesstrafe verurtheilt, von Sr Majestät dem Könige aber zu lebenswieriger Zwangsarbeit begnadigt, hat braune Haare, bedeckte Stirn, braune Augenbrauen, braune Augen, große Nase, mittelgroßen Mund, braunen Bart, rundes Kinn, längliches Gesicht, gesunde Gesichtsfarbe, und ist von gesetzter Statur. Besondere Kennzeichen hat er keine. Er war bei seiner Entweichung mit einer halb grauen halb gelben Jacke, Zwillich-Hosen und Schuhen mit Riemen bekleidet.

Alle hier wiedergegebenen Texte und Anzeigen aus dem Jahr 1828 und wurden digital über zeit.punkt NRW recherchiert.

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