Wolfgang Trepper begeistert sein Publikum

von Timo Kremerius

Wolfgang Trepper. Foto: Timo Kremerius

Es ist erstaunlich wie man mit poltern, sich bis zur Erschöpfung aufregen und rummaulen, Zuschauer begeistern kann. Wolfgang Trepper kann.

Wenn Kabarettist Wolfgang Trepper loslegt, gibt es kein Halten mehr: Er poltert und regt sich auf, analysiert Politiker und Fernsehmoderatoren, Serien und Fußballdramen – und natürlich Schlagertexte. Für sein Publikum hat er sich wieder stundenlang vor die Glotze gesetzt, um einen schnellen Überblick zu geben, was man alles nicht sehen muss. So kriegen alle ihr Fett weg und ordentlich den Marsch geblasen, die es sich verdient haben – an Typen und Themen mangelt es da nicht. Neben seiner brachialen Art kann Wolfgang Trepper aber auch die ganz leisen Töne. So erlebt der Besucher alles: Weinen vor Freude und Weinen vor Besinnlichkeit. Aus der Programmankündigung

Trepper, vielen Zuschauern bekannt als gerngesehener Gast und Kabarettist in der Kabarettsendung ‘Nuhr im Ersten’, fand am Donnerstag den Weg in die Erkrather Stadthalle und wurde vom Publikum freundlich aufgenommen. Man merkte sofort, da klafft eine große Lücke zwischen den Kurzauftritten bei Nuhr und einem kompletten Soloprogramm. In der Stadthalle konnte er sich richtig austoben, dieser ruhige, gelassene und ausgeglichene Kabarettist. (War ein Scherz .)

Wolfgang Trepper in Höchstform. Foto: Timo Kremerius

Mit Vollgas ins Programm

Wolfgang Trepper polterte direkt los und er machte vor nichts und niemanden Halt. Das kam bei den Zuschauern sehr gut an. Niemals vergaß Trepper die mit dem Poltern verbundene Kritik an dem einen Politiker oder anderem Sportler oder auch Volksmusiker fundiert zu begründen. Niemals ging es ausschließlich um beschimpfen, es wurde auch grundsätzlich der Grund genannt.

In der ersten Hälfte waren die Politiker dran, die sich ihren ‘guten’ Ruf auch redlich, überwiegend durch Dummheit und Untätigkeit verdient haben. Alle, naja fast alle, bekamen ihr Fett ab. Man hätte sich noch den ein oder anderen gewünscht. Im Gegensatz zu früher, als sich die Zuschauer immer vor Freude auf die Schenkel klopfen, wenn ein Politiker vorgeführt wurde oder vielmehr, wenn man dem Publikum dessen wahres Gesicht zeigt, ist heute nur noch betretener Applaus. Sicherlich weil die Klientel-Politiker in ihrer Gesamtheit unerträglicher geworden sind.

Dann waren die Volksmusiker dran. Mit vielen Beispielen, auch untermalt mit Songausschnitten dokumentierte Trepper wann ihm immer schlecht wird. Alle bekamen ihr Fett weg, ob Silbereisen, Egli oder die anderen Showgrößen. Teilweise entsteht sein Unwohlsein durch die gruseligen Texte, die wirklich teilweise, Trepper analysierte es auch, sinnentleert sind.

Ein weiterer Part war, unter dem Thema ‘Hört auf damit’, unnötige Aktionen einfach zu unterlassen, um das Zwischenmenschliche im Zusammenleben mit anderen Menschen nicht unnötig zu belasten. Kleinigkeiten, die von den Menschen nicht als Kleinigkeiten erkannt werden und zu unnötigem Stress führen. Also Energieverlust stoppen und für Wichtigeres zu nutzen.

Fast 400, schon freudig gestimmte Zuschauer, belebten die Veranstaltung durch unentwegtes Lachen, Klatschen und Beifallskundgebungen und gaben dem Ganzen einen sehr guten Rahmen. Sie machten es Wolfgang Trepper leicht zur Hochform aufzulaufen. Manche riss die Begeisterung zu lautstarken Kommentaren hin, die Trepper sofort in sein Programm aufnahm, auch unter dem Hinweis, dass für die Unterhaltung er nun mal bezahlt würde und er allein liefern müsse. 

Nach der Pause stand ein Zuschauer auf und outete sich als ehemaliger Kollege. Man muss wissen Wolfgang Trepper hat in jungen Jahren bei NTN in Unterfeldhaus gearbeitet. Nach der Veranstaltung trafen sich Beide noch zu einem kleinen Plausch.

Kultur und Sprache

Im zweiten Abschnitt wurde noch mal anhand der Volksmusik, dokumentiert wie Forderungen von kleinen Teilen der Gesellschaft langsam maßlos werden. Alte Lieder wie ‘Zigeunerjunge’, ‘Der alte Häuptling der Indianer’ etc. werden mit der Begründung abgelehnt, man würde sich fremdes Kulturgut aneignen oder nicht gewünschte Begriffe in der deutschen Sprache anwenden. Wolfgang Trepper bezeichnete sie als Dummschwätzer der Gesellschaft. Ein wichtiger Punkt im Programm war auch, dass es in der heutigen Gesellschaft in sei, immer und über alles beleidigt zu sein. Dieses hat er anhand eines Witzes dokumentiert.

„Ein Türke läuft mit einem jungen Schimpansen durch die Stadt … Er will in eine Bäckerei. Da er das Tier nicht mit rein nehmen darf, fragt er eine junge Frau vor dem Geschäft, ob sie auf den Affen aufpassen würde. Sie macht das gerne und spielt mit dem Äffchen. Kommt eine ältere Dame vorbei und fragt die junge Frau: „Von wem haben Sie denn das Äffchen?” Sagt die junge Frau: “Den habe ich von einem Türken! Fragt die ältere Dame: “Und das hat man auf dem Ultraschall nicht gesehen?”

Trepper stellte fest, kein Witz mit Niveau, aber zeigte hier als Beispiel, dass alle beleidigt sind, der Türke, die junge Frau, die Bäckerei und natürlich das Äffchen.  Und nicht zuletzt Aldi, warum der Laden nicht REWE, Penny, Lidl oder sonst einer sein könnte. Trepper regte an, endlich mal mit diesen ewigen Mimosen Schluss zu machen und sich auf das Wichtige zu konzentrieren. Wohl war.

Die frenetisch herbeigeklatschte Zugabe war dann, auch die Zuschauer dachten so, seine Beschreibung der 200 Tage Hotelzimmer, die er im Jahr nutzen muss. Grundsätzlich ist es sein Zimmer am Aufzug. Die Beschreibung der Qualität in Sachen Sauberkeit, des teilweise verblödeten Personals und das Ekelfrühstücksbuffet erzeugten beim Publikum einen Brüller nach dem anderen und natürlich ein Bedauern für den armen Wolfgang Trepper. Seine Performance der Platzierung Duschanschlüsse und als Höhepunkt der Qual eine Dusche mit Bewegungsmelder zu beherrschen, trieb dem Publikum die Lachtränen in die Augen.

Nach einem langandauernden Applaus bis hin zum Klatschmarsch, man wollte Wolfgang Trepper nicht gehen lassen, gab es noch eine Zugabe, die die Zuschauer still und ergriffen machten. Ein Zwiegespräch mit dem für ihn wichtigsten Menschen, wie er sagte, seiner verstorbenen Großmutter, die ihm wichtige Lebensweisheiten mit auf den Weg ins Leben gab.

Man muss feststellen, dass die ruhigen Phasen auch zwischendurch immer wieder aufblitzten und damit das Poltern und Granteln in ihrer Intensität ein wenig, aber wirklich nur wenig, abgeschwächten. Das Resultat des Abends war: Wolfgang Trepper hat sich nicht bis zum Herzinfarkt aufgeregt. Das Kulturamt hat es geschafft, mit viel Herzblut, Engagement und Presse, die Halle zufriedenstellend mit fast 400 Personen zu füllen. Die Zuschauer waren alle super gut drauf. Wolfgang Trepper lief zur Höchstform auf, so dass alle gegen 23 Uhr die Stadthalle wohlgelaunt und angeregt verließen.

Immer nah am Publikum

Wolfgang Trepper mit der Aktie
von PRIMA Neanderthal.
Foto: Volker Rapp

Nach der Veranstaltung ließ sich Wolfgang Trepper Zeit und unterschrieb geduldig Autogrammkarten, hielt hier und da einen kleinen Plausch, machte Fotos mit dem Publikum und war alles in Allem ein Kabarettist zum Anfassen.

Unter Anderem hatte er auch eine rote Ledertasche dabei in der er Geld für den Bau einer Schule in Afrika sammelte, die dann auch reichlich gefüllt war.

Auch Kunstaktien werden inzwischen – nach vorheriger Abstimmung – wieder an die in der Stadthalle auftretenden Künstler überreicht. Dieses Mal war Volker Rapp, Vorsitzender von PRIMA Neanderthal, vor Ort und überreichte dem Künstler eine Aktie seiner Kunstgruppe. Wolfgang Trepper nahm sie erfreut entgegen.

Kulturpause im Foyer der Stadthalle

Vertreterin der Kulturpause war am diesem Abend Daniela Günzel. Sie wurde 1984 in Düsseldorf geboren und lebt und arbeitet als Sachbearbeiterin für Neubauten in Erkrath. Unter anderem haben eine Fotografie Ausbildung und ein Studium der Architektur dazu geführt, dass schon früh Gestaltung und Kunst eine Rolle in ihrem Leben gespielt haben. Zwar hat die Fotografie Ausbildung zunächst zur Aufgabe ihres Hobbys – der Fotografie – geführt, aber nach einigen Jahren war das Interesse an einer anderen Art der Fotografie wieder geweckt. Genau diese andere Form der Fotografie – nämlich das zum Teil zufällige Kreieren von neuen Ansichten und Perspektiven mit einer analogen Kamera ohne eine Vorabansicht ist nun ein leidenschaftliches Hobby von ihr und bringt immer wieder überraschende und interessante Ergebnisse mit sich.

Daniela Günzel in der Stadthalle. Foto: Daniela Günzel

Die Idee zu der Arbeit ‘Der zweite Blick’ von Daniela Günzel entstand u.a. durch das Blättern in einem alten Fotografie Buch. Dort waren Künstler mit deren verschiedenen Techniken abgebildet und so auch Thomas Keith mit seinem Werk ‘Edinburgh’. Dieses Werk gilt als eine der ersten Fotomontagen und entstand durch sechsfache Belichtung. Keith bildete verschiedene Gebäude übereinander fotografiert ab. Dieses Werk war der Auslöser für Daniela Günzel, um mit einer alten, analogen Spiegelreflexkamera zu experimentieren. Durch das erneute Fotografieren auf einem bereits belichteten Film ergaben sich derart interessante Aufnahmen, dass sie diese Art der Collage, die rein in ihrer Kamera ohne Vorabansicht entsteht, als Hobby in ihr Leben integriert hat. Sie überlasse bei dieser Art der Fotografie sehr viel dem Zufall, indem sie Streifzüge durch verschiedene Orte mache und nach der ersten Belichtung des Filmes neue Motive auf den bereits voll fotografierten Film aufnehme, ohne zu wissen, welches Motiv zuerst auf dem Negativ aufgenommen worden sei. So sei auch für Daniela Günzel jede Filmentwicklung eine Überraschung und mache den Reiz an dieser Form der Fotografie aus. 

Istanbul. Foto: Daniela Günzel

Demnächst: Am Mittwoch, dem 19.04.23 präsentiert das Kulturamt Erkrath die Komödie ‘Und wer nimmt den Hund’ nach dem Filmdrehbuch von Martin Rauhaus und Marcus Grube. Schauspieler unter anderen Marion Kracht, Michael Roll Dominique Saissia, Simone Ritscher, Hartmut Lehnert, Sandrine Guiraud. Die Abteilung Kultur der Stadt verschickt die Karten auch kostenfrei nach Hause. Telefon 0211 240740 09.

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