Was Sie schon immer über Honig-Bienen wissen wollten

von Susann Krüll

Foto: Susann Krüll

Als letzte von drei in Zusammenarbeit von VHS Erkrath und Naturschutzzentrum Bruchhausen konzipierten Veranstaltungen fand vor Kurzem der Vortrag von Waldpädagogin und Imkerin Astrid Walker statt.

Zwei ihrer insgesamt acht Völker stehen im Garten der ehemaligen Grundschule am Rand Hochdahls. Die 12 Teilnehmenden erlebten – im wahrsten Sinne des Wortes – wie die Honigproduktion in den zwei Stöcken vor sich geht.

Sommerlinden-Blüte versetzt Bienen in Dauerstress

Ein ständiges Ein- und Ausfliegen an den beiden Stöcken zeigt, dass gerade Hochbetrieb in Sachen Honig-Produktion herrscht. „Die Arbeiterinnen sind gerade so beschäftigt, dass man sich auch gefahrlos vor das Einflugsloch stellen kann, ohne gestochen zu werden“, so Astrid Walker, die sich seit zehn Jahren intensiv mit dem Imkern beschäftigt. „Im Hauptberuf bin ich Waldpädagogin und als ich meinem Mann erzählte, dass ich mit dem Imkern beginnen wolle, war er erst wenig begeistert, weil er meinte, ich mache doch eh schon so Vieles. Jetzt ist er, wie ich, begeisterter, ambitionierter Hobby-Imker“, so die sympathische Frau, die ihre Drohnen, die männlichen Arbeitsbienen, auch schon mal als „ziemlich dämlich“ bezeichnet. Nachdem sie mit Hilfe eines Teilnehmers den oberen Teil eines der Stöcke hochgehoben und zur Seite gestellt hatte, war der Blick frei auf die Waben, die senkrecht im oberen Teil hängen. Sie nahm eine heraus und der Blick fiel auf hin und her „wuselnde“ Körper, die damit beschäftigt waren, die Waben zu verschließen, in denen die Brut herangezogen wird. Astrid Walker griff beherzt in die Mitte und nahm vorsichtig eine Drohne heraus, um zu demonstrieren, „wie harmlos die sind“. Auch wenn sie ihre staunenden Zuhörer dies nicht nachmachen ließ, forderte sie sie auf: „Wer möchte, kann aber seine Hand vorsichtig auf sie legen, um die Wärme und die Betriebsamkeit zu spüren.“ Drei Teilnehmer und auch die Verfasserin dieses Berichtes trauten sich und wurden mit dem Gefühl belohnt, die Betriebsamkeit und Wärme der geschäftigen Tiere zu spüren. Ein Erlebnis, das man so schnell nicht vergessen wird. Zu Beginn ihrer Ausführungen am Stock selbst hatte Astrid Walker an diejenigen, die das wollten, die typischen Imkerhüte mit dem herunterziehbaren Netz verteilt.

Bienen überlebten Vulkanausbrüche und Kometeneinschläge – dann kamen Monokultur und Pflanzengift

„Es geht nicht nur den Bienen schlecht, doch die Honigbienen erhalten die gesamte Aufmerksamkeit, über sie spricht man am meisten“, so Walker, die aber ebenso eine Lanze für das Verschwinden unzähliger anderen Insekten brach. „Wir verlieren täglich unwiederbringlich Arten, die ebenfalls für die Pflanzenvielfalt sorgen. Das ist ebenso beängstigend wie das dramatische Zurückgehen der Wildbiene. Der Honigbiene geht es da vergleichsweise gut. Sie findet in stadtnahen Gärten und in den Städten selbst inzwischen genügend Nahrung, nachdem viele Menschen um die Probleme wissen und entsprechend ‚bienenfreundliche Blumen‘ pflanzen.“ Im wahrsten Sinne tödlich für Bienen seien viele Bäume, die den „typischen süßen Duft verströmen, die Tiere anlocken und dann gar keinen Pollen produzieren“. Daher würden viele Bienen im wahrsten Sinne des Wortes verhungern. Auch die durch den Klimawandel verschobenen Jahreszeiten verlange ihnen immer mehr ab. Das Frühjahr starte Wochen früher und der Herbst dehne sich mit höheren Temperaturen weiter ins Jahr aus, so dass die Bienen viel länger fliegen und die Brut- und Produktionsphase sich dadurch verlängere.

Foto: Susann Krüll

Das große Problem stellten die von konventionell produzierenden Landwirten in großen Mengen verwendeten Pestiziden dar, gegen die die Bienen nach wie vor nicht resistent seien. „Bienen haben im Laufe ihrer Evolutionsgeschichte Kaltzeiten, Kometen-Einschläge und Vulkanausbrüche überlebt. Sie können Schadstoffe aus der Luft entsprechend verarbeiten, aber nicht die, die sie mit der Nahrung aufnehmen“, erklärte Walker. Auch die zunehmend heißeren Sommer seien ein großes Problem. „Dann schaffen es die Bienen nicht mehr im Stock die Temperatur auf 36 Grad herunter zu kühlen, dann stirbt die Brut und mit ihr schließlich auch das Volk selbst“, so die Imkerin, die auf die Frage ‘ob dann nicht noch mehr Menschen mit dem Imkern beginnen sollten’ erklärte, dass zwar grundsätzlich jeder loslegen könne, die Arbeit aber nicht unterschätzen solle. „Das sind bei uns schon so um die 70 Stunden in der Woche, die man in der Hochphase, wenn die Honig-Produktion auf Hochtouren läuft, investieren muss“, so ihre Mahnung, dass man sich schon bewusst sein müsse „worauf man sich das einlässt“. Die nötigen Infos und Tipps bekäme man natürlich vom Verband der Imker, oder auch bei anderen Imkern und „auch im Internet“, so Walker. „Und natürlich erwirbt man im Laufe der Zeit über die Erfahrungen und Beobachtungen, die man selbst macht, die Erfahrung. Mein Mann und ich wissen inzwischen ‚blind‘, was wir zu welcher Zeit im Jahr machen müssen.“

Varroa-Milbe und Asiatische Hornisse

Angesprochen auf die Schädlinge, die ganze Populationen vernichten, erklärt sie: „Die Varroa-Milbe findet man praktisch in jedem Stock. Nur wenn sie sich unkontrolliert vermehrt, wird sie zur tödlichen Bedrohung. Davor muss man seine Tiere schützen.“ Laut der erfahrenen Imkerin gäbe es nur bestimmte Methoden, die zugelassen seien, denn: „Wir produzieren schließlich ein Lebensmittel und da muss man natürlich die Regeln und Vorschriften, die vorgegeben sind, einhalten. Und immer hygienisch einwandfrei arbeiten.“ Erlaubt sei eine Bedampfung mit Ozal-Milchsäure, die man an drei aufeinanderfolgenden Tagen durchführen solle. „Wenn so eine Milbe an einer Biene hängt, müssen Sie sich das so vorstellen, als hinge ein Kaninchen an ihrer Backe“, so ihr eingängiger Vergleich. Eine weitere Gefahr, von der man bisher aber noch nicht genau wisse, als wie gefährlich genau sie sich herausstellen werde, sei die eingeschleppte so genannte Asiatische Hornisse, die man an ihren gelben Beinen erkenne. „Sie fängt die Biene im Flug und wenn ein paar von ihnen sich vor dem Einflugloch des Stockes positionieren und zu viele der einfliegenden Arbeiterinnen töten, kann das bedrohlich werden“, so Astrid Walker.

Nach gut eineinhalb Stunden endete der erkenntnisreiche, lebendige Vortrag der Imkerin und Waldpädagogin, die auch im Naturschutzzentrum als Dozentin tätig ist. Zum Schluss gab sie der Gruppe noch eine weitere Eigenschaft der faszinierenden Honig-Bienen mit „Sie leben in einer Bienen-Demokratie. Während wir Menschen immer so fasziniert von der Königin sind, kann es sein, dass ein Volk, wenn, sie sie ‚über hat’, sie einfach aus dem Stock verbannt und eine neue Biene zu ihrer Königin kürt.“   

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