Vom Piratenschiff ins Internet: 20. Radiotag

von Ria Garcia

Nachbauten des Schiffs von Radio Carolina. © Martin van der Ven (mvdv)

Der Radiotag, der früher in der Sternwarte und seit ein paar Jahren im QQTec in Hilden stattfindet, ist ein ‘Geheimtipp’. Wer noch nicht dabei war: Rechtzeitig auf den nächsten Termin achten.

Eigentlich hätte es im Juni bereits der 22. Radiotag seien können, aber Corona hat auch den Radiomachern und Radiobegeisterten eine zweijährige Pause aufgezwungen. Am 11. Juni war es dann wieder soweit. Im im Technischen Museum QQTec in Hilden trafen sich Besucher und Gäste – zum Teil via ‘Zuschaltung’ aus London. Dabei waren Franz-Ludwig Pohlmeier [Paul Meier] (Radio Sunrise 202), Richard Harold Cummings (Radio Free Europe, Radio Liberty, Buchautor „Cold War Radio“ und „Cold War Frequencies: CIA Clandestine Broadasting“), Mandy Marton (Radio Seagull) und Alan Beech (Radio Caroline), Herbert Visser (RadioCorp BV, 100% NL und Sunlite) und Lion Keezer (Radio Caroline in 1972, jetzt Radio Mi Amigo International). Und mit diesen Gästen gab es natürlich wieder jede Menge Input zu Geschichte und Technik der Offshore Radiosender (Piratensender). Drei Nachbauten von Originalschiffen der Sender konnten auch bewundert werden und es ‘Fanartikel’ (T-Shirts mit Logo der Sender).

Die CIA, der kalte Krieg und die Rolle des Kurzwellenradios

Spannend wurde es vor allem beim Vortrag von Harold Cummings, in dem es um die Rolle der CIA und der Kurzwellenradios im kalten Krieg ging. Das endlose Hase- und Igelrennen westlicher Kurzwellensender und östlicher Störsender ist ein spannendes Thema und leider auch wieder ein ganz aktuelles, so Cummings. Das Internet lässt sich mit weniger Aufwand unterbrechen als die Radiowellen. Aber um solche anderen Sichtweisen zu empfangen, muss man sich mit alter Technik befassen. Cummings ist Autor von drei Büchern, die sich mit dem Thema und der Technik befassen.

Buchtitel Harold Cummings

Wer steht hinter dem Radiotag?

Jan Sundermann beim 20. Radiotag.
© Martin van der Ven (mvdv)

Maßgeblicher Organisator des Radiotags ist Jan Sundermann, den viele Erkrather von der Bürgerhauswelle oder als Beisitzer im Vorstand des Sternwarte Neanderhöhe Hochdahl e.V. kennen. Was sicher nur ‘Insider’ wissen: Jan Sundermann ist ausgemachter Fachmann auf dem Gebiet der Offshore Radios, hat 2013 eine Publikation mit dem Titel ‘Offshore Radio Engineering’ dazu herausgegeben. Welche Technik für die ‘Seesender’ benötigt wurde, konnte man auf dem Radiotag natürlich auch erfahren. Wie gelang es zum Beispiel bei starkem Seegang Musik vom Plattenspieler abzuspielen, ohne das ‘die Nadel’ auf der Schallplatte springt? Und es gab natürlich viel Wissenswertes über die Geschichte des Radios, speziell der Offshore-Sender, deren Schiffen und deren ‘Machern’.

Volker Förster. © Martin
van der Ven (mvdv)

Von den mutigen einstigen Offshore-Radiomachern sind in den letzten zwei Jahren einige verstorben. Auch ihrer gedachte man an diesem Tag. “In den ersten Jahren habe ich beim Radiotag noch einige getroffen”, erzählt uns Wolfgang Scheurer, der mit seiner Frau Christiane bei der Organisation des Radiotags geholfen hat. Auch er gehört zum Team der Bürgerhauswelle und ist darüber hinaus einer der Moderatoren von Radio Ostseemelodie. Längst sind die ehemaligen ‘Piratensender’ vom ‘Internetradio’ abgelöst worden.
Irgendwie hatten beim Radiotag natürlich alle Teilnehmer ‘irgendetwas mit Radio’ zu tun. Einige ‘hochkarätige’ Gäste sorgen darüber hinaus für spannende Vorträge zur Technik und Geschichte der Offshore Radios. Jede Menge ‘Museumsstücke’ bis hin zu Original-Miniatur-Nachbauten ehemaliger Schiffe von Piratensendern, sorgten auch außerhalb der Vorträge dafür, dass den rund 50 Besuchern nicht langweilig werden konnte und dann war da ja auch noch viel ‘fachlicher Smalltalk’ am Rande und musikalische Einlagen von Volker Förster (ebenfalls Bürgerhauswelle).

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*