
Frisch gedruckt liegt Hanna Eggeraths Fortsetzungsband ‚Im Gesteins‘ vor, der Bilder des ursprünglichen Neandertals des 19. Jahrshunderts enthält, die erst nach 2012 entdeckt wurden.
Mit stolzen 90 Jahren präsentierte uns Hanna Eggerath ihr neues Buch, das im Auftrag des Bergischen Geschichtsvereins Abteilung Erkrath herausgegeben wurde. Gesponsert wurden Layout und Druck durch Oetelshofen Kalk und die Kreissparkasse Düsseldorf. Hanna Eggerath ist bereits durch verschiedenste andere Veröffentlichungen zur Heimatgeschichte bekannt, aber ‚Das Gesteins‘, wie das Neandertal früher genannt wurde, ist wohl ihr bekanntestes Werk. Man merkt ihr die Faszination für das Thema an. „Jedes Bild zeigt uns noch ein bisschen mehr vom Gesteins“, sagt sie uns. „Ich bin zwar 90 Jahre alt, aber das ursprüngliche Gesteins kannte ich auch nicht“, ergänzt sie ein wenig bedauernd. Sie wird von vielen inzwischen als Expertin für das Gesteins, das ursprüngliche Neandertal, eingestuft. Was von einst in kleinen Teilen heute noch vorhanden ist, wie zum Beispiel der Laubacher Wasserfall, hat sie selbst schon erkundet. Sie besitzt daher nicht nur eine ausgezeichnete Kenntnis von Bildern des Tals, sie hat auch eine ebenso gute Ortskenntnis.
Die erste Ausgabe ‚Im Gesteins‘ erschien 1996 mit rund 70 Bildern. Bis zu Hanna Eggeraths Recherchen waren nur 15 Bilder dem Gesteins zuzuordnen. In kleiner Auflage gedruckt, war das Buch dann schnell vergriffen. 2012 gab es eine ergänzte Neuauflage, die mit einigen Korrekturen und 28 zusätzlichen Bildern erschien. Der frisch erhältliche Ergänzungsband enthält 55 weitere Bilder, die erst nach 2012 entdeckt wurden. „Wolfgang Wasser hat ein Panorama der alten Landschaft beigesteuert“, erzählt Hanna Eggerath. Wasser, der heute in Frankfurt lebt, hat eine ganze Reihe von Bildern beigesteuert. Im erwähnten Panorama hat er anhand der Bilder, die es vom ‚Gesteins‘ gibt, das ursprüngliche Neandertal rekonstruiert und in einer Kartenansicht dargestellt. Wolfgang Wasser hat bereits eine Ausgabe des neuen Buchs erhalten und bemerkt, dass es wiederum Bilder enthält, die auch er noch nicht kannte.
Von vielen Bildern erfuhr Hanna Eggerath erst, nachdem ‚Im Gesteins‘ erschien. So auch 16 Jahre später. Die Hinweise erreichten sie hier aus der Region und aus dem In- und Ausland. „Kurz nachdem die Neuauflage 2012 herausgekommen war, habe ich Bilder des Neandertals von Adolf Höninghaus erhalten“, so Hanna Eggerath. Der aus Krefeld stammende Höninghaus war Schüler der Düsseldorfer Kunstakademie. Eine große Menge seiner Bilder wurde 2017 im Krefelder Kaiser-Wilhelm-Museum wiederentdeckt. Bilder von ihm, die ‚das Gesteins‘ darstellen, sind im neuen Buch von Hanna Eggerath enthalten.
Die Bilder des ursprünglichen Neandertals sind überwiegend der Düsseldorfer Kunstakademie zu verdanken, für deren Schüler das Gesteins ein beliebtes Motiv war. Und so sind die beiden Bände ‚Im Gesteins‘ und ‚Im Gesteins – Die nach dem Jahr 2012 entdeckten Bilder‘ nicht nur ein Ausflug ins ursprüngliche Neandertal; sie sind gleichzeitig auch ein Ausflug in die Kunstgeschichte der Düsseldorfer Malerschule. Oft fällt die Zuordnung der Bilder schwer. „Der Einzige, der seine Bilder ordentlich beschriftet hat, war de Leuw“, sagt Hanna Eggerath. Von Friedrich August de Leuw sind einige Werke im neuen Buch enthalten. „Bei vielen Bildern muss man genau hinschauen und sich fragen: Ist das wirklich im Gesteins?“, schildert sie. Beim Bild „Engelshöhle“ von Cornelis Lieste handelt es sich vermutlich in Wirklichkeit um die Neanderhöhle, erfährt man im Buch. „In der hat Joachim Neander sogar Gottesdienste abgehalten“, weiß Hanna Eggerath zu erzählen. Der Namensgeber des Tals sei jung verstorben und in einem Massengrab beerdigt, erzählt sie. Der Ruhm, der ihm durch den Fund der Neandertaler Knochen und als Namensgeber des Tals und der Spezies heute zu Teil wird, war ihm in seinem kurzen Leben nicht vergönnt.
Der Kalkabbruch veränderte ab 1850 ‚das Gesteins‘ schließlich. Seine einstige Schönheit lässt sich heute in den Bilder der damaligen Maler finden. „Bis 1945 lief der Kalkabbruch im Gesteins“, sagt Hanna Eggerath. Nachdem es keine Gefangenen mehr gab, habe er dort geendet. Die Malerei im Gesteins endete mit dem Kalkabbau deutlich früher. Während der Abbau ‚im Gesteins‘ mit dem Ende des Krieges sein Ende nahm, schaffte es der Kalksteinbruch oberhalb des Tals bis in die Gegenwart. Die Betriebserlaubnis erlosch 2020. „Die blaue Lagune“, wie der inzwischen geflutete Bruchkessel dieses Steinbruchs in der Region genannt wird, ist für Besucher nicht zugänglich.

„Die Recherche rund um das Gesteins war für Hanna Eggerath lebensprägend. Man braucht sehr viel Geduld dafür“, sagt Dr. Hans-Joachim Dietz, Vorsitzender des Bergischen Geschichtsvereins Erkrath. „Diese beiden Bände sind ihr Lebenswerk“, ergänzt er. Die Recherchen dazu hat sie schon in der 1980er Jahren begonnen. Mit einigen der neu entdeckten Bilder ist eine ganz eigene Geschichte verbunden, wie etwa mit dem Bild „Bewaldete Tallandschaft mit Personenstaffage“ von Leonhard Rausch. Das war bekannt und als Foto in schwarz-weiß in der Ausgabe von 2012 mit dem Hinweis „wahrscheinlich im 2. Weltkrieg verbrannt“ abgebildet. Diese Annahme hat sich glücklicher Weise nicht bestätigt. 2018 tauchte das Original in einem Düsseldorfer Auktionshaus auf und wurde von einem Urenkel von Rausch erworben und wurde zum Cover, des neuen Buchs.
Käuflich erwerben kann man die Bücher zum Gesteins für 15 Euro je Band in der Thalia Buchhandlung am Hochdahler Markt und im Museumsshop des Neanderthal Museums. Dort ist sowohl „Im Gesteins – Die nach dem Jahr 2012 entdeckten Bilder“, als auch der 2012 erschienene und ergänzte Nachdruck von „Im Gesteins“ vorrätig.
Wer die Buchvorstellung mit einer Powerpoint Präsentation erleben möchte, hat die Gelegenheit im Rahmen eines öffentlichen Vortrags von Hanna Eggerath im Anschluss an die Mitgliederversammlung der Neanderthaler-Gesellschaft e.V. im Auditorium des Neanderthal Museums. Wer daran teilnehmen möchte, sollte sich am 20. Oktober 2025 um 19 Uhr im Foyer des Museums einfinden. Dann endet die Mitgliederversammlung. Spätestens gegen 19.15 Uhr soll der Vortrag beginnen. Der Eintritt ist frei.

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