Viel Platz und mehr Klimaschutz

Sebastian Heß (3.v.r.), daneben seine Mitarbeiter Stefan Schneemilch und Phil Noell. Foto: Heike Bartels

Die Tischlerei Heß konnte gestern Richtfest feiern: Der Rohbau der Werkstatterweiterung steht. Bei der Errichtung des neuen Gebäudes wurde auch viel Wert auf eine klimaschonende Bauweise gelegt.

Eigentlich war es Sebastian Heß nicht in die Wiege gelegt, Schreiner zu werden. Seine Eltern hatten andere Berufe. „Mein Großvater war Förster. Mehr hatte ich nicht mit Holz zu tun. Das Einzige ist, dass mein Vater früher immer viel mit mir gebastelt und gewerkelt hat“, erinnert er sich. „Und dabei hat er sich dann wohl zum Holzwurm entwickelt“, meint Vater Wolfgang Heß. „Unterstützt haben wir ihn immer, ich finde einen Handwerksberuf gut.“

Und so habe dann alles in der heimischen Garage angefangen, erzählt Sebastian Heß. „Wie bei Bill Gates“, fügt er augenzwinkernd hinzu. Nach der Tischlerlehre hat er Zivildienst gemacht und parallel dazu seinen Meister. Am 1. Januar 2007 hat er sich dann schon selbstständig gemacht. „Den mutigen gehört die Welt“, kommentiert er. Das Bürogebäude und die Werkstatt Am Steinhof 55 hat er zusammen mit Freunden und der Familie in Eigenregie gebaut, wie Schwiegermutter Christa Weigand anerkennend erzählt. Auch Ehefrau Eva, mit der er drei Kinder im Alter von zwei, sechs und acht Jahren hat, hat immer geholfen, obwohl sie einen anderen Beruf ausübt.

„Man wächst mit seinen Aufgaben“

„Wir haben auf 125 Quadratmetern angefangen und uns dann auf 300 Quadratmeter vergrößert. Das war damals wie ein Ballsaal für uns“, erinnert er sich. Doch inzwischen hat sich der Betrieb, der mit der Zeit immer neue und anspruchsvollere Projekte durchgeführt hat, auch immer mehr vergrößert. „Man wächst mit seinen Aufgaben“, sagt Heß, der sich auf den Möbel- und Küchenbau spezialisiert hat, aber auch Restaurationen anbietet. „Wir sind einfach an unsere räumlichen Grenzen gestoßen.“ Deshalb hat der Tischlermeister – wiederum in Eigenarbeit am Wochenende und nach Feierabend – einen 220 Quadratmeter großen Anbau errichtet. Gestern wurde Richtfest gefeiert. Jetzt müssen er und seine fünf Mitarbeiter nicht mehr „um die Maschinen tanzen“, wie er es formuliert.

„Den Termin für das Richtfest am 16. Dezember habe ich bewusst gewählt. Auch das Richtfest für die ursprüngliche Werkstatt und das Bürogebäude haben wir am 16. Dezember – aber in 2006 – gefeiert“, erzählt Heß, der nach alter Handwerkstradition auf den Rohbau anstößt – mit Rotwein und einem passenden Richtspruch. Er bedankt sich bei allen Helfern und schlägt symbolisch den letzten Nagel ins Holz. Was ihm zum Glück gelingt, ohne dass der Nagel krumm wird. „Das würde Unglück bringen“, weiß Heß, der zum Richtfest neben der Familie auch Freunde, Bekannte, Geschäftspartner und Kunden eingeladen hat.

Holzheizung, Photovoltaik und Dachbegrünung

Neben einer Holzkonstruktion und einigen Stahlstützen sieht man im neuen Gebäude auch eine Art Turm aus Beton. „Da soll die Holzheizung rein“, erklärt der Betriebsinhaber. „Wir arbeiten viel mit Massivholz, dabei fallen viele Späne an. Die werden dann zu Briketts verarbeitet und zum Heizen verwendet. Die Heizung ist mit Filtern ausgerüstet und es fällt kein Abfall mehr an.“ Das Holz würde auch nur so viel Kohlenstoffdioxid abgeben wie die Bäume vorher aufgenommen haben. Eine klimafreundliche Art zu heizen, meint Heß.
Zwei weitere klimaschonende Säulen gehören zum Gebäudekonzept: Das Dach der Halle soll begrünt werden. „Dafür gibt es eine Förderung von der Stadt und wir kühlen nicht nur die Halle, sondern auch die Umgebung“, betont der kreative Unternehmer. Außerdem soll auf die anderen Dächer eine Photovoltaikanlage montiert werden. „Unser Ziel ist es, auf fossile Energieträger zu verzichten und unseren Strom zu 100 Prozent selbst zu erzeugen.“

Die größere Fläche biete ihm nicht nur die Möglichkeit, den Maschinenpark zu erweitern, sondern auch weitere Mitarbeiter einzustellen. „Das ging bei dem Platzmangel nicht, aber Arbeit haben wir auf jeden Fall genug.“ Dass Holz zurzeit nicht geliefert werden könne, stimme so nur bedingt, sagt Sebastian Heß. „Früher hatten wir bis zur Fertigstellung der Aufträge eine Vorlauffrist von vier Wochen. Jetzt sind es eher schon mal zwölf“, räumt er ein. Aber man müsse sich eben auf die Situation einstellen und bei der Planung der Mengen umdenken. Wissen, dass man nicht alles kriegt, und mit mehreren Lieferanten zusammenarbeiten. „Ich verarbeite oft Eiche oder Weißtanne. Die kommt aus dem Allgäu und da habe ich meinen Lieferanten.“

Weitere Informationen unter www.tischlerei-erkrath.de.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*