Väterchen Frost in Erkrath

Väterchen Frost und das Schneemädchen in der Weihnachtsaufführung des IKZ. Foto: Ria Garcia

Seit 2006 veranstaltet das Integrations-Kulturzentrum (IKZ) in jedem Jahr eine Weihnachtsaufführung für Kinder. Dann kommen Väterchen Frost (der russische Weihnachtsmann), das Schneemädchen (seine Enkelin) und einige andere Figuren auf die Bühne.

„Wir haben uns in diesem Jahr entschlossen zwei Aufführungen zu machen, weil wir inzwischen 140 Kinder haben und das einfach zu viel für eine Aufführung ist“, erklärt Lilija Zhimarin-Schlothauer. Dabei geht es gar nicht so sehr um die Sitzplätze für Zuschauer. Die Kinder sind interaktiv an der Aufführung beteiligt und das wäre mit 140 Kindern gleichzeitig nicht möglich. Im Bürgerhaus sind die Stuhlreihen für die Zuschauer im – in der Mitte durch einen Gang unterbrochenen – Halbkreis um die ebenerdige „Bühne“ angeordnet.

2006 hat alles ganz klein in der Caritas-Begegnungsstätte in der Gerberstraße begonnen, aber mit jedem Jahr nahmen mehr Kinder teil und so zog die Aufführung zuerst in Johanniter Haus, später in die kleineren Räume des Bürgerhauses und schließlich in den großen Veranstaltungsraum, in dem dieses Jahr sogar zwei Veranstaltungen stattfinden, damit alle Platz finden.

Wir sind an diesem Tag in der zweiten Vorstellung. Viele Kinder sind verkleidet. Das ist Teil der Weihnachtsbräuche aus Russland. Die jüngsten, die dem Geschehen auf der Bühne aufmerksam folgen, können gerade einmal halbwegs sicher auf ihren kleinen Beinchen laufen.

Bevor aber Väterchen Frost auf der Bühne erscheint, passiert so allerlei, denn in diesem Jahr war das Thema der Aufführung “Weihnachten mit Fiksiki”. Das sind Zeichentrickfiguren, die schlau sind und alles reparieren können. Das war auch dringend notwendig, weil freche Mäuse versuchten alles kaputt zu machen. Sie haben Zahlen und Zeiger der Zauberuhr gestohlen, sich als Väterchen Frost und seine Enkelin verkleidet und sogar die Girlanden am Weihnachtsbaum durchgebissen. Die Fiksiki haben alles repariert. Und weil die Mäuse so böse waren, wurden sie immer wieder weggejagt. Das wollten die Mäuse nicht, sie wollten auch auf dem Weihnachtsfest sein und schließlich baten sie Väterchen Frost um Entschuldigung und alle haben gemeinsam gesungen und getanzt.

Immer wieder sind die Kinder interaktiv in die Aufführung eingebunden, jagen die Mäuse weg, singen oder tanzen mit. Ein kleines Weihnachtsgeschenk gibt es natürlich auch, denn schließlich bringen Väterchen Frost und seine Enkelin, das Schneemädchen, Geschenke mit.

Schauspieler und Organisatoren

Hinter den jährlichen Aufführungen in russischer Sprache steckt viel ehrenamtliches Engagement. Acht Schauspieler, Mitarbeiter des IKZ und Eltern, haben das Stück wochenlang geprobt, oft erst am späteren Abend, weil die meisten berufstätig sind. Kostüme und Bühnenbild mussten entstehen und selbst am Tag der Aufführung selbst war viel zu tun. Insgesamt haben 19 Menschen ehrenamtlich dazu beigetragen, dass diese Aufführung stattfindet. “Wir haben heute um 9 Uhr angefangen in eineinhalb Stunden alles aufzubauen. Am Ende der zweiten Aufführung müssen wir dann noch einmal genauso lange Abbauen”, beschreibt Lilija Zhimarin-Schlothauer. Der Aufwand lohnt sich, denn vor Ort können wir sehen, wie viel Spaß die Kinder haben. “Meine Mutter und ich haben in diesem Jahr schon überlegt, ob wir vom IKZ künftig nicht auch mal eine Aufführung in deutscher Sprache machen”, erzählt Lilija von der Idee Väterchen Frost zur interkulturellen Aufführung werden zu lassen. Aber erst einmal ist noch nicht sicher, wo die nächste Aufführung überhaupt stattfinden kann, wenn das Bürgerhaus saniert und umgebaut wird. “Die Planungen für die Aufführung im nächsten Jahr beginnen gleich im Januar,”

Weihnachtsbräuche der Russlanddeutschen

Nach der Aufführung wollen wir natürlich auch wissen, was es mit den Weihnachtsbräuchen der Russland-Deutschen auf sich hat und das kann uns Lili Zhimarin besser berichten, als ihre Tochter. Lange Zeit war es in der Sowjetunion verboten Weihnachten zu feiern und am Heiligen Abend in die Kirche zu gehen, also feierten die Menschen Weihnachten zu Hause mit der Familie. Wie hier bei uns feierten die katholischen Russlanddeutschen nach dem gregorgianischen Kalender am 24. Dezember Heilig Abend und am 25. und 26. Weihnachten. Viele waren mit orthodoxen Russen verheiratet, die nach dem julianischen Kalender erst am 6. Januar Heilig Abend und am 7. und 8. Januar Weihnachten feiern. “Richtig gefeiert wurde in der Sowjetunion das neue Jahr, in Kindergärten, Schulen und auf öffentlichen Plätzen. Überall standen dann Weihnachtsbäume. Dann kamen auch Väterchen Frost und Snegurochka (das Schneemädchen)”, erinnert sich Lili Zhimarin.

Die Bräuche haben die Russlanddeutschen mit zu uns gebracht. In Ehen, in denen der katholische und der orthodoxe Glaube zusammengefunden haben, geht man am 24. Dezember und am 6. Januar in die Kirche, um anschließend im Kreis der Familie zu feiern. Väterchen Frost und Snegurochka hat man natürlich mitgebracht und die Kinder kennen den deutschen Weihnachtsmann und sein russisches Pendant Väterchen Frost.

Bildergalerie zur Weihnachtsaufführung des IKZ

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