Unterstützungsfond Energie soll Nöte lindern

Von Ria Garcia

V.l.n.r.: Gregor Jeken (Geschäftsführer Stadtwerke Erkrath), Dieter Thelen und Andrea Bleichert (Erkrath hält zusammen), Michael Pfleging (Beigeordneter Stadt Erkrath), Stefanie Perkuhn (Erkrath hält zusammen), Jörg Jasper (Bürgerstiftung Erkrath) und Bürgermeister Christoph Schultz. Foto: Lutz Wulfestieg

“Niemand soll mit seinen Sorgen um die Energierechnung allein bleiben”, lässt sich das Ziel des Unterstützungsfonds Energie zusammenfassen, der aktuell Menschen einlädt, die vielleicht nicht benötigte Energiekostenpauschale zu spenden und damit anderen zu helfen.

Es ist der Gedanke einer solidarischen Gesellschaft, der die Stadtverwaltung Erkrath, den Verein Erkrath hält zusammen, die Bürgerstiftung Erkrath und die Stadtwerke Erkrath an einen Tisch geholt hat. “Der Anlass ist ein trauriger, denn Menschen werden in Schwierigkeiten geraten, weil sie ihre Energierechnung nicht zahlen können”, so Bürgermeister Christoph Schultz. “Dieses Jahr ist ein Jahr, in dem wir die Gewissheit verloren haben, in dem es in Europa wieder Krieg gibt, wir mit dem Gedanken eines möglichen Blackouts umgehen müssen, Schmerz- und Fiebermedikamente für Kinder fehlen”, zählte er auf. In Erkrath könne man daran nicht viel ändern, deshalb sei man froh, rechtzeitig vor Weihnachten den Unterstützungsfond Energie auf den Weg bringen zu können. “Jeder einzelne wäre damit überfordert gewesen, aber zusammen bekommen wir das hin, wenn wir Hand in Hand arbeiten.” Er freute sich auch mitteilen zu können, dass der Stadtrat sich einstimmig für einen solchen Energiefond ausgesprochen hätte.

“Keiner soll durchs Raster fallen”, kündigte Stefanie Perkuhn vom Verein Erkrath hält zusammen an. Dafür möchte der Verein, dessen Mitglieder – Vereine und Institutionen – ein starkes Netzwerk bilden, sorgen. Im ersten Schritt sammle man – wie schon bei der Hochwasserhilfe – Spenden, um einen Grundstock für Hilfen zu bilden. “Vor allem Menschen, die sagen ‘Ist ja nett mit der Energiekostenpauschale, aber eigentlich brauche ich das nicht’, möchten wir mit unserem Spendenaufruf erreichen”, erklärt sie. Bürgermeister Christoph Schultz kam dem Aufruf direkt nach. “Ich habe meine Energiekostenpauschale gerade gespendet”, erklärte er in der Runde. Auch wenn der volle Betrag mit dem Gehalt versteuert werde, sei die Spende ja wiederum absetzbar, erklärte er, warum er den Bruttobetrag gespendet hat. “Wir haben im Vorstand auch schon darüber gesprochen, dass wir ja Menschen aus Erkrath und Unterbach unterstützen und haben schon einmal einen Grundstock von 2.500 Euro gespendet”, erklärte Jörg Jasper von der Bürgerstiftung, die auch das Spendenkonto für den Unterstützungsfond Energie vorhält und Spendenquittungen ausstellt. Bis 300 Euro könne man diese mit dem Kontoauszug als Nachweis steuerlich absetzen, wer aber auch unterhalb von 300 Euro eine Spendenquittung möchte, kann dies bei der Spende angeben, indem er seine Anschrift bei der Überweisung angibt, erklärte Beigeordneter Michael Pfleging. Die Stadt wird die Bürgerstiftung bei der Bearbeitung und Ausstellung von Spendenquittungen unterstützen. Wenn jemand partout nicht überweisen will, kann er eine Bargeldspende auch im Rathaus tätigen, sagt Michael Pfleging zu. Auch Bareinzahlungen auf der Konto der Bürgerstiftung bei der Kreissparkasse Düsseldorf seien möglich. Eine Information, die vielleicht für alle die interessant ist, die unter dem Weihnachtsbaum ein Geldgeschenk finden und dieses gerne spenden möchten. In den kommenden Tagen werden im Stadtgebiet Flyer und Plakate verteilt, die alle Informationen für Spender enthalten. Im Januar folgen dann Plakate, die Menschen informieren, die Hilfe suchen.

Wir gehen sehr verantwortungsvoll mit den Spenden um

Die Hilfe soll möglichst unbürokratisch erfolgen, dennoch nicht nach dem Gieskannenprinzip. “Wir gehen sehr verantwortungsvoll mit den Spenden um”, erklärt Andrea Bleichert von Erkrath hält zusammen. Bis Mitte Januar soll ein Kriterienkatalog erarbeitet werden, der zum einen Anhaltspunkte liefert, wonach man entscheiden kann, wer Hilfe aus dem Fond erhält, oder wem möglicher Weise auch andere Hilfen zustehen, die genutzt werden können. “Wir wollen vor allem auch beraten und gleichzeitig im Blick behalten, welche Hilfen von Bund und Land vielleicht noch kommen. Der Kriterienkatalog wird immer wieder angepasst.” Für den Unterstützungsfond wird es eine zentrale Telefonhotline und eine Emailadresse geben, an die sich jeder wenden kann, der Rat und Hilfe braucht. “Wichtig ist aber auch, dass das Angebot auch dezentral gilt und zum Beispiel auch Begegnungsstätten eingebunden sind und mitarbeiten.” So könnten Anträge eben auch in den Begegnungsstätten geprüft werden. Ansprechpartner können auch die Schuldnerberatungen (SKFM, Caritas) oder das Arbeitslosenzentrum des SKFM sein.

“Als Energieversorger sind wir direkt betroffen, wenn wir bemerken, dass jemand seine Rechnung nicht bezahlt”, erklärt Stadtwerke Geschäftsführer Gregor Jeken. Es bestehe allerdings keine Möglichkeit zu prüfen, ob jemand genügend Geld hat und seine Rechnung nicht bezahlt, oder ob jemand wirklich in Not geraten sei. Deshalb begrüße man den Unterstützungsfond Energie. “Wir unterstützen auch aktiv, haben den Flyer in unserer Marketingabteilung erstellen lassen und helfen auch gerne Menschen in Not zu identifizieren und sie auf das Hilfsangebot aufmerksam zu machen.”

“Die Stadtwerke als Partner sind für uns wichtig in der Kommunikation zu den Menschen”, bestätigt Dieter Thelen (Erkrath hält zusammen). “Die Menschen haben Angst”, schildert er seine Erfahrungen aus den vergangenen Monaten. Wie viele Menschen am Ende wirklich Hilfe benötigen, sei seriös nicht abschätzbar, erklärte Michael Pfleging. “Es kommen ja auch andere Maßnahmen, die unterstützend wirken.” Sicher gäbe es auch Menschen, die bisher aus Scham keine Hilfe in Anspruch genommen hätten, weil sie der Meinung waren, anderen ginge es ja noch schlechter. “Deshalb ist auch die Beratung so wichtig, in der wir auch vermitteln können, was man machen kann”, so Stefanie Perkuhn. “Bei der Hochwasserhilfe haben wir auch gemerkt, dass sehr viel ‘Seelsorge’ gefragt ist”, ergänzt Andrea Bleichert. “Wir wissen, dass große Ängste da sind.”

Um diese Ängste auch ein wenig nehmen zu können, sei es für die Menschen wichtig zu wissen, welche Kostensteigerung auf sie zukäme, erklärt Gregor Jeken. Nachdem der Dezemberabschlag vom Gesetzgeber für Gas- und Wärmekunden erlassen wurde, sähe der Gas- und Strompreisdeckel im kommenden Jahr 9,5 Cent für Wärme, 12 Cent für Gas und 40 Cent für Strom vor. “Wir liegen aktuell nicht weit darüber. Der Gaspreis bei den Stadtwerken beträgt im Moment 13,5 Cent, Strom 42 Cent.” Auch wenn mit den Zuschüssen das Thema Strom- und Gassparen gerade wieder in den Hintergrund rücke, solle jeder sich weiter daran erinnern. “Sparen müssen wir alle vor allem wegen der Versorgungssicherheit”, betont er.

Andrea Bleichert lernt bei ihrer täglichen Arbeit die andere Seite kennen: “Ich erlebe schon, dass viele Wohnungen kalt bleiben.” Damit meint sie nicht die 19 Grad, sondern Temperaturen weit darunter. Deshalb gehöre zur Information auch das Wissen um Orte, an denen Menschen sich auch einmal ‘im Warmen’ aufhalten können, wie in den Begegnungsstätten.

Tipps und Informationen auch zum Thema Energiesparen

Neben dem Unterstützungsfond Energie will das Netzwerk deshalb auch weiter informieren, einfache Tipps geben und so am Ende auch einem möglichen Blackout vorbeugen. Dazu gehört auch der Stromsparcheck der Caritas oder Veranstaltungen wie ‘Ohne Moos nix los’, die von der AWO in Hochdahl angeboten wurde. Auch der Paritätische liefert viele Informationen. Nicht zu vergessen die Energiespartipps auf der Seite der Stadtwerke oder auch auf der Homepage der Stadt Erkrath.

Spendenkonto Bürgerstiftung Erkrath, IBAN: DE55 3015 0200 0002 1672 78
Verwendungszweck: Unterstützungsfonds Energie | Weitere Informationen unter www.erkrath.de/energiefonds.

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