Trommelwirbel in der Stadthalle mit Wadoyko und Feniks

von Susann Krüll

Jeannette Petersen und Frank Dubberke von Wadokyo. Foto: Susann Krüll

Bei dem vorweihnachtlichen Taiko-Konzert brachten eine deutsche und eine belgische Trommel-Formation Luft, Boden und die Stühle in der Stadthalle Erkrath zum Beben und Schwingen – und die Besucher ebenso.

Für das Benefizkonzert der Fördervereine des MS Treff Erkrath e. V. zugunsten der Wohngruppe am Schellenberg in Mettmann sind die Frauen und Männer von Wadokyo bereits mehrfach aus Düsseldorf und Umgebung nach Erkrath angereist. Den ungleich weiteren Weg hatten ihre Kolleginnen und Kollegen von Feniks, die noch am Abend zurück ins heimatliche Antwerpen fuhren.

Feniks Chefin spielte lange bei Wadokyo

Manche Wege führen auch zurück: So kam es bereits im letzten Jahr zu einem Doppelkonzert der beiden Taiko-Formationen. Damals befanden sich die belgischen Trommel-Virtuosen auf einer Deutschland-Tour. Diesmal reisten sie extra für dieses Konzert an. Und das liegt an den persönlichen Beziehungen, die Timo Kremerius zu den Leitungen der Gruppen hat. Denn wie Grete Moortgat, die die erste Taiko Akademie in Belgien gründete, war auch er einmal Mitglied der Düsseldorfer Formation. Diese leiten die Coaches Jeannette Petersen, ehemalige 100 Meter NRW-Meisterin und auch sonst ein nicht nur sportliches Power Paket, und Frank Dubberke, der direkt in Japan bei Taiko-Meistern das Trommeln lernte und seitdem die Verbindung von östlicher und westlicher Lebensart nicht nur beim Taiko pflegt.  So bestehen die guten Verbindungen eben bis nach Belgien. Hier betreibt Grete gleich drei Akademien. Die Wadoyko-Formation hat ihren Probenraum auf dem Gelände des Areal Böhler in Düsseldorf, an der Stadtgrenze zu Meerbusch.

Taiko-Konzert mit großer Fan-Gemeinde

Bereits lange vor Konzertbeginn fanden sich die ersten Besucherinnen und Besucher ein, darunter viele ‘Wiederholungstäter’. Einige wussten daher genau, wo sie im Saal sitzen wollten. Als die Türen eine halbe Stunde vor Beginn geöffnet wurden, steuerte eine Dame, die auf ihren Rollator angewiesen ist, direkt auf den Sitz in der ersten Reihe links außen am Mittelblock zu. Wer während des Konzerts dorthin schaute, sah ihre Hände und Arme im Takt der riesigen, mittleren und kleinen Trommeln fliegen. „Ich habe mich schon seit Wochen auf dieses Konzert gefreut. Ich kann leider nicht mehr tanzen, denn meine Beine wollen nicht mehr so. Aber die Arme kann ich dafür noch super bewegen und das ist mein Ersatz zum Tanzen“, erzählte sie unserer Redaktion, wollte ihren Namen aber nicht hier lesen. Die beiden Damen, die beim Einlass hinter ihr standen, verrieten uns, dass sie sie bereits im letzten Jahr beobachtet hätten: „Es war so mitreißend zu sehen, wie sie bei der Musik mitgegangen ist“, so die eine von ihnen und ihre Freundin ergänzte: „Aber bei dem Rhythmus muss ja auch jeder mitwippen, klatschen oder auch tanzen.“

Rhythmus – bei dem es niemanden auf den Stühlen hält

Egal ob Wiederholungsgast oder zum ersten Mal bei einem Taiko-Konzert: Der schnell wechselnde, kraftvolle Rhythmus der großen Trommeln, das japanische Wort ist Taiko oder Daiko, und bezeichnet gleichzeitig diese spezielle Art des Tromelns, nahmen die Zuhörer sofort in ihren Bann: Der Klang fährt nicht allein in die Ohren, sondern weiter bis in den Bauch, durch die Beine bis in die Füße. Egal ob acht oder 80 Jahre alt – Rhythmus und Dynamik der Stücke nehmen jeden Zuhörer sofort gefangen.

Das geht auch denjenigen so, die die Trommeln spielen. Bei beiden Gruppen sind dies zu fast gleichen Teilen Frauen und Männer, junge und auch ältere. Gefragt, was Taiko für sie bedeute, formulierte es Jeannette Petersen, die mit Partner Frank Dubberke die Gruppe Wadoyko leitet, so: „Wir spielen nicht nur gemeinsam, wir atmen gemeinsam, wir öffnen uns für die anderen. Es ist eine Leidenschaft, die in uns allen lebt. Wir haben Lust auf Wachstum. Beim Spielen kommt es auf den Kopf und auf unsere Körpersprache an.“

Wadokyo. Foto: Susann Krüll

Die Wadokyo-Formation nahm sich beim Konzert der eher traditionellen Taiko-Stücke an, während Feniks-Chefin Grete Moortgat auch Elemente aus anderen Musik-Stilen in die teils von ihr selbst komponierten Stücke einfließen lässt: „Taiko ist lebendig, verändert sich mit der Gesellschaft, die sich auch ändert. Ich baue daher auch Elemente aus dem Jazz, House oder Klassik in meine Kompositionen ein.“ Sie hat inzwischen drei Schulen in Belgien und verschiedene Truppen gehen in wechselnden Zusammensetzungen zu den Auftritten, zu denen sie in ihrer Heiat, aber auch im Ausland gebucht werden.

Beide Taiko-Formationen spielten bei dem Konzert abwechselnd, was die Spannung und den Reiz zusätzlich erhöhte. Zum Abschluss spielten beide Gruppen gemeinsam, ein Klangerlebnis, das einen Sturm des Applauses in der ausverkauften Stadthalle auslöste.

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