Starke Mädchen lassen sich nichts gefallen

Mit nur einem gezielten Schlag ein Brett durchschlagen, das lernen Teilnehmerinnen des WenDo-Kurses / Foto: Erkrath.jetzt

Es war ein ganz besonderer Kurs, zu dem die Jugendarbeit der Evangelischen Kirchengemeinde Erkrath am vergangenen Wochenende eingeladen hat.

Zehn Teilnehmerinnen zwischen 12 und 18 Jahre konnten sich in einem WenDo-Kurs in Sachen Selbstvertrauen und Selbstbehauptung schulen lassen.

Gleich zu Beginn unseres Besuches wurde deutlich, dass sich da eine ganz tolle Gruppe im Joachim-Neander-Haus am Bavierplatz eingefunden hat. Ungewollte Situationen, in denen ihnen andere Personen unangenehm nah gekommen sind, hat der Großteil der jungen Frauen schon erlebt. Umso erwünschter war der Kurs von Dozentin Beate Nitzschke, die den Teilnehmerinnen mit zwei Schwerpunktthemen zum Erfolg verhelfen konnte. Zunächst einmal musste aber Vertrauen, Verständnis und Akzeptanz in der wild zusammengewürfelten Gruppe entstehen. “Wir haben uns schnell zusammengefunden”, kann Julia (15) am zweiten Kurstag berichten. Sie selbst fühlt sich nach wenigen Stunden WenDo-Kurs irgendwie “stärker”, glaubt in schweren Situationen künftig Oberwasser zu behalten.

Das dürfte auch an den kleinen Schauspieleinheiten gelegen haben, in denen sich die Mädchen im Kurs wiederfanden. Laut NEIN zu sagen, sich mit Stimme und Körperhaltung gegen eine Person zur Wehr zu setzen, das kann schon helfen das unliebsame Gegenüber los zu werden. “Man darf sich nicht klein machen, denn dann gerät man in eine Opferrolle hinein”, kann Beate Nitschke berichten. Sie selbst ist Diplom-Sozialpädagogin, Bildungsreferentin und Körpertherapeutin. Den Körper als weiteres Sprachrohr einzusetzen, gerne auch mit der Hand abwehrende Haltungen einzunehmen, das kann bereits Wirkungen erzielen. “So kommen wir schon, ohne körperlich zu werden, aus Situationen heraus”, so Nitschke weiter.

Einfacher als in der Realität? Übung macht die Meisterin

Wenn diese Methode nicht hilft und es doch zu körperlichen Übergriffen kommt, wissen sich die Mädchen des Kurses jetzt auch weiterzuhelfen. Schlagtechniken wurden ebenso geübt, wie die Techniken aus Griffhaltungen herauszukommen. “Welche Informationen gebe ich weiter? Diese Frage muss ich mir in einer brenzlichen Situation stellen und dementsprechend reagieren. Das ist sicher im Kurs einfacher umgesetzt, als in der Realität. Aber jetzt haben die Teilnehmerinnen zumindest eine Idee, wie es funktionieren kann. Und die Übungen regelmäßig zu wiederholen, das schadet auch nicht”, so Nitschke, die ergänzt, dass es einen ganzen Fächer an Möglichkeiten gibt, sich gegen andere Personen zur Wehr zu setzen.

Den Kurs mit Erfolgserlebnissen zu untermauern, das schafft einprägsame Erinnerungen. Und so konnten die jungen Frauen am Ende des Kurses nicht nur gezielte Tritte gegen Schienenbeine, vor Brust und ins Gesicht ausüben, sondern auch zentimeterdicke Bretter durchhauen. “Man konzentriert sich nicht auf das Brett sondern auf den Boden”, erklären die Mädchen, die sich alle ihren Ängsten gestellt und diese augenscheinlich schwere Übung überstanden haben. “We getan hat es im Nachhinein aber nicht”, erklärt Julia, die- ebenso wie die anderen Teilnehmerinnen- ihr Brett abschließend mit kleinen Erinnerungssprüchen bemalt. Einen Wiederholungskurs soll es geben, um Erlerntes zu vertiefen und gleichzeitig neue Mädchen zu motivieren, am eigenen Selbstvertrauen zu feilen. Bevor es soweit ist, findet im neuen Jahr aber zunächst ein Kurs für erwachsene Frauen statt. “Der ist leider schon ausgebucht”, erklärt Jugendleiterin Nicole Förster, die den Kurs in Erkrath organisiert hat und selbst Teil als Kursteilnehmerin “eine ganze Menge” lernen durfte.

Finanziert wurde der Kurs übrigens zu großen Teilen aus dem Budget der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Erkrath, Annegret Pollmann. “Sie hat sofort ihre Unterstützung zugesichert, was mich wirklich sehr gefreut hat”, so Nicole Förster abschließend. “Ich hoffe sehr, dass wir noch mehr solcher Kurse realisiert bekommen. Denn der Bedarf ist definitiv da.”

Was bedeutet WenDo? Der Name ist eine Wortneuschöpfung, die sich aus Wen, einer Abkürzung für das englische women (Frauen), und Do, japanisch für Weg, zusammensetzt und „Weg der Frauen“ bedeutet.

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