Stadtweiher: Gemeinsam Lösungen finden

Foto: Archiv/Ria Garcia

Am Mittwoch traf sich die ‚Begleitgruppe Stadtweiher‘ zum ersten Mal, um über die Aufgabenstellung und Leistungsbeschreibung für ein zweites Gutachten zu sprechen.

Auf Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen fand die Sitzung öffentlich statt. Bürgerinnen und Bürger hatten die Gelegenheit zuzuhören und so am weiteren Verfahren teilzunehmen. Die Sitzungen sehen keine Bürgerbeteiligung im klassischen Sinne vor, erlauben es aber, den Prozess mitzuverfolgen.

Moderiert wurde die Sitzung wieder von Thomas Scholle von plan-lokal aus Dortmund, der auch schon die Bürgerveranstaltung moderiert hatte. Insgesamt 65 Bürger wären an diesem Abend zugelassen gewesen, aber die anwesende Zahl war deutlich geringer. Das mag auch daran gelegen haben, dass die Presseinformation erst am Montag erfolgt war. Aber die Anwesenden waren gut informiert und so kam auch ein guter Hinweis aus der Bürgerschaft. Eigentlich war das nicht vorgesehen, aber am Ende kam man überein Bürgern am Ende der jeweiligen Sitzungen künftig die Möglichkeit zu geben, Hinweise zu ergänzen, wenn sie der Meinung sind, dass eine Information noch nicht berücksichtigt wurde.

Bürger sind allerdings auch Teil des Gremiums, dass aus Helmut Rohden und Julia Götte (beide CDU), Leonhard Kern-Wagner (FDP), Markus Lenk (Die Linke), Peter Urban (SPD), Herbert Bander (von der BmU entsandt), Peter Knitsch (Grüne), Peter Rusche (AfD), Karin Blomenkamp (Naturschutzzentrum Bruchhausen), Helmut Kampa (Bürger), Lars Busch (Bürger), Hans Ulrich Zastrau (Bürger) und Mona Rolke-Krause (Bürgerin) besteht. Fachlich begleitet wird die Gruppe von Dr. Jan Echterhoff von der Kommunal Agentur NRW, der für wasserwirtschaftliche Fragen zur Verfügung steht, aber auch bei der Leistungsbeschreibung für das zweite Gutachten behilflich ist. „Ich bin schwer beeindruckt, wie viel Sie am Stadtweiher miterlebt haben“, äußerte er sich nach einer Vorstellungsrunde, in der er einen kleinen Eindruck von den Mitgliedern der Begleitgruppe erhielt. Echterhoff sprach auf Augenhöhe und traf offensichtlich die Ebene, die nötig war und ist, um das Thema Stadtweiher mit aller Offenheit anzugehen.

Dr. Echterhoff stellte zu Beginn noch einmal die Grundlagen aus wasserwirtschaftlicher Sicht vor, ging auf die anstehenden Aufgaben und die Leistungsbeschreibung für ein zweites Gutachten und auf den zeitlichen Ablauf ein. Anhand einer Karte mit Wasserläufen betrachtete mit den Mitgliedern der Begleitgruppe die Wasserzuläufe und sprach den ehemals deutlich höheren Grundwasserspiegel an, der einst über dem geplanten Wasserspiegel des Weihers lag. Er verdeutlichte das kontinuierliche Absinken des Wasserspiegels seit 2011, was zu zunehmender Verlandung und Verschlammung des Weihers führte, bis er nach den Hitzeperioden im Sommer 2019 fast vollständig trocken fiel. Er verglich die ursprünglichen Annahmen des Zuflusses aus dem Sedenthaler Bach und dem Kattendahler Graben, die im Sommer 2019 dramatisch niedriger ausfielen. „Das konnte man nicht nur in Erkrath beobachten. Viele Gewässer sind im Sommer 2019 trocken gefallen“, erklärte er.

Dr. Jan Echterhoff erläuterte auch die Vor- und Nachteile einer Abdichtung des Weihers, die zwar zur Folge hätte, dass Wasser nicht mehr nach unten versickern kann, aber auch verhindere, dass Grundwasser in den Stadtweiher strömen könne. Möglich wäre auch eine stückweise Versiegelung des Sedenthaler Bachs, bei dem beobachtet worden war, dass an einigen Streckenabschnitten Wasser ’nach unten verschwindet‘.

Die Begleitgruppe kam zu Wort

Helmut Rohden wies daraufhin, dass es sehr trockene Jahre gegeben habe. „2020 ist sogar der Bruchhauser Graben trocken gefallen, dass ist nie vorher geschehen.“ Aus seiner Sicht könne das keine Grundlage für jetzt sein. Der Weiher sei ja wieder voll gelaufen, was laut Gutachten nicht in dieser Zeit hätte geschehen können. Jan Echterhoff antwortete ihm mit der Klimaerwärmung seit 2011, die auch künftig mehr Trockenphasen mit sich bringen würde.

Helmut Bander erinnerte an das Versiegen der Sedenthaler Quelle 1989 und Peter Knitsch fragte nach der eigentlichen Ursache des Versiegens. „Könnte die Ursache auch die Trinkwasserförderung der Stadtwerke sein?“, wollte er wissen. Markus Lenk, der am Stadtweiher aufgewachsen ist, erinnerte sich, dass man früher das Wasser aus der Quelle zum Teekochen verwendete, weil es besonders gute Qualität hatte. Er erinnerte sich, dass die Quelle ‚ziemlich tief entsprang‘. An der Quelle und entlang des Bachs hätte Amphibien gelebt. Auch ihn interessierte, warum diese versiegt sei.

Auch der im Gutachten genannte Wert von ein Liter Grundabgabe pro Sekunde aus dem Weiher an den Sedenthaler Bach kam zur Sprache. Wie Hans Ulrich Zastrau schon berechnet hatte, wäre diese höher als der errechnete Zufluss in den Stadtweiher. Auch sei aktuell ein wesentlich höherer Abfluss zu beobachten. Die Begleitgruppe erfuhr daraufhin von Jan Echterhoff, dass die Grundabgabe mit dem BRW verhandelt werden könne, wenn der Zufluss geringer sei. Dass möglicher Weise aktuell mehr als ein Liter pro Sekunde abfließe, sei darauf zurückzuführen, dass das in die Jahre gekommene Ablaufwerk ertüchtigt werden müsse. Die Bohlen seien undicht.

Peter Knitsch wies darauf hin, dass im Übersichtsplan der Millrather Graben fehle, der in den Sedenthaler Bach fließt. Nachdem Jan Echterhoff erklärte, dass der Sedenthaler Bach und der Kattendahler Graben die Hauptzuflüsse seien, warf Peter Urban ein, dass man auch die Zuflüsse zu diesen betrachten müsse.

Dass die fallenden Wasserstände mit einer zunehmenden Versiegelung einhergegangen seien, schloss Jan Echterhoff aus. „In den letzten Jahrzehnten gab es lediglich eine Zunahme von 1,5 Prozent“, erklärte er. Leonhard Kern-Wagner ging auf den aktuellen Zulauf aus dem Sedenthaler Bach ein, der deutlich besser geworden sei und aus seiner Sicht der einzige Grund für den guten Zufluss in den Stadtweiher sei. Echterhoff veranschaulichte daraufhin anhand der Karte mit den Wasserläufen, das die hydrologische Grenze fast mit der Stadtgrenze korrespondiere. „Aus wasserwirtschaftlicher Sicht ist das kein großes Gebiet. Da reagieren die Gewässer sehr schnell.“

Lars Busch sprach die Niederschlagsmengen an und bemerkte, dass es aus seiner Sicht kein ‚Niederschlagsproblem‘, sondern ein Speicherproblem gäbe. „Im Winter nimmt die Niederschlagsmenge zu, im Sommer ab und hinzu kommen Starkregenereignisse.“ Echterhoff stimmte ihm zu. „Das ist auch Bestandteil der Leistungsbeschreibung für das Gutachten. Reicht der Speicher in seiner jetzigen Form aus?“

Herbert Bander regte an, auch die Möglichkeit zu prüfen, wenn technisch machbar und von der Wasserbehörde erlaubt, Wasser vom stark verrohrten Mahnerter Bach für den Stadtweiher abzuzweigen.

Quellzulauf vom Hausmannsweg

Helmut Kampa wies darauf hin, dass vom Hausmannsweg ein Quellzulauf in eine Teichanlage fließe und daraus wieder ab. „Wird hier unberechtigt Wasser entnommen?“, wollte er wissen. „Auch dort müsste ja eine Grundabgabe gelten“, ergänzte er. Jan Echterhoff stimmte ihm zu, konnte aber an dieser Stelle nichts zu den rechtlichen Umständen sagen, weil ihm die Anlage nicht bekannt war. Ein Besucher erklärte, dass es sich um ein Privatgrundstück handle, das ehemals ein Bauernhof gewesen sei, der nicht mehr betrieben wird.

Am Ende kam man überein, dass die Anregungen und Hinweise in die Leistungsbeschreibung für das zu erstellende Gutachten einfließen sollen. Der Auftragnehmer, der nach der Ausschreibung die Erstellung des Gutachtens übernimmt, soll verschiedene Varianten aufzeigen, wie man den Stadtweiher erhalten könne. Markus Lenk berichtete, dass im Betriebsausschuss zudem schon beschlossen sei, dass eine Prüfung erfolgt, wo Niederschlagswasser von Dächern abgeführt werden könne.

Peter Knitsch drückte aus, dass er von einem zweite Gutachten keine Bewertung erwarte, es solle neutral Kosten abwägen, die zur Rettung des Stadtweihers nötig seien. „Was muss gemacht werden, um den Stadtweiher zu retten?“, solle die Aufgabenstellung heißen. Dazu gehöre auch eine Teilentsiegelung zu prüfen, bei der zum Beispiel Pflaster verlegt werden könne, das eine Versickerung zulasse. Das Gutachten solle mit einer Beschreibung der notwendigen Maßnahmen zum Erhalt des Weihers schließen.

Weiterer Zeitplan

Die Beauftragung eines Ingenieurbüros für das zweite Gutachten soll voraussichtlich im Mai erfolgen. Mit ersten Zwischenergebnissen rechnet man noch in diesem Sommer. Dann soll auch die zweite Sitzung der Begleitgruppe stattfinden. Die Untersuchung soll Ende 2022 abgeschlossen sein. Mit den vorliegenden Ergebnissen ist dann die dritte Sitzung der Begleitgruppe geplant.

1 Kommentar

  1. Hochwasserschutz und Stadtweiher sind zwei Themen die zusammengehören. Der Fußweg längs des Eselsbaches in Unterfeldhaus wurde beim Hochwasser weggespült und ist gesperrt. Der Stadtweiher könnte durch einen Damm geteilt werden. Ein Teil des Weihers wird dadurch auch bei geringerem Zufluß auf Normalpegel gehalten. Gleichzeitig wird die Wasserverdunstung durch die kleinere Oberfläche reduziert. Der andere Teil des Weihers könnte als weiteres Regenrückhaltebecken für den Abfluss über Kemperdick und Eselsbach dienen. Bei diesen Themen muß großräumig geplant werden. Wenn jede Stadt vor sich hin werkelt wird keine Verbesserung erreicht. Ein Querdamm im Neandertal unterhalb der Winkelsmühle könnte frühzeitig größere Niederschlagsmengen vor Erkrath aufhalten. Wenn in Düsseldorf längs der Düssel der Hochwasserschutz demnächst verändert wird, dann darf es nicht zu einem Rückstau kommen der sich bis nach Erkrath auswirkt. Es müssen mehr Möglichkeiten geschaffen werden um flexibel auf „Jahrhundertereignisse“ zu reagieren.

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