Sommerinterview Ratsfrauen: Monika Neumetzler

von Ria Garcia

Monika Neumetzler. Foto: privat

In unserem Sommerinterview sind in diesem Jahr nicht die Fraktionsvorsitzenden, sondern die Frauen im Rat, gefragt.

Wir wollten wissen, wer sie sind und warum sie sich politisch engagieren. Was motiviert sie? Was möchten sie erreichen? Was unterscheidet sie vielleicht von ihren männlichen Ratskollegen? Wir haben allen 15 Ratsfrauen die gleichen Fragen gestellt, um sie unseren Lesern näher vorstellen zu können. Heute Monika Neumetzler aus der Ratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen.

Monika Neumetzler ist 74 Jahre alt, geschieden, hat zwei erwachsene Kinder und drei Enkelkinder. Die Soziologin arbeitet freiberuflich in der Erwachsenenbildung.

Redaktion: Wie kamen Sie zur Kommunalpolitik?

Monika Neumetzler: Über bürgerschaftliches Engagement. Als wir Anfang der 80er Jahre als Familie aus Berlin nach Hochdahl zogen, waren die Kinder noch klein. Ich wurde Elternvertreterin im Kindergarten (so hieß das damals noch!). Ich erinnere mich an die Kämpfe von uns Eltern gegen die Abschaffung der Küchenkräfte in den Kindergärten. Später engagierte ich mich mit Vielen in einer Gesamtschulinitiative. Mit zahlreichen Erkrather Frauen drängten wir auf die Besetzung einer Gleichstellungsstelle in unserer Stadt, um nur einige Beispiele zu nennen. Bei all diesen Themen ging es immer um die Sache, für die wir bei allen Erkrather Parteien um Unterstützung baten. Ich machte allerdings die Erfahrung, dass wir diese im Wesentlichen von den Grünen erfuhren. Dann konnte ich ja auch gleich direkt mit denen zusammenarbeiten! Mit verschiedenen Funktionen wie Vorstandsarbeit fing es an, bis ich schließlich auch für die Wahl zum Stadtrat aufgestellt wurde. Für einen solchen Weg möchte ich auch gerne heutige junge Frauen ermutigen!

Redaktion: Welche politischen Ämter bekleiden Sie neben Ihrem Ratsmandat?

Monika Neumetzler: Ich bin Mitglied im Ausschuss für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung und in der Fairtrade Lenkungsgruppe der Stadt Erkrath.

Redaktion: Warum haben Sie sich entschieden kommunalpolitisch aktiv zu werden?

Monika Neumetzler: Wenn man etwas ändern will und bestimmte Vorstellungen hat, muss man sich selbst einbringen, muss man selbst aktiv werden, selbst etwas tun. Nur meckern reicht nicht. Das gilt ganz allgemein, und besonders auch in der Kommunalpolitik! Und ich fand schon damals wichtig, und heute nicht weniger, dass die Stimmen der Frauen gehört werden! Frauen müssen sich einmischen!

Redaktion: Was würden Sie in Erkrath gerne verändern, wenn Sie mehr Einfluss hätten?

Monika Neumetzler:  Da gibt es vieles. Eines meiner erklärten Anliegen ist eine nachhaltige Stadtentwicklung und der Erhalt von Freiflächen. Das hätte ich gerne durchgesetzt, so dass weder die Neanderhöhe bebaut wird, noch durch ein neues Gymnasium weitere Flächen versiegelt werden, und auch das durchaus schätzenswerte Wohnprojekt der Dependance Erkrath würde nicht ausgerechnet auf der letzten Freifläche im dicht besiedelten Stadtteil Millrath entstehen. Weitere Flächenversiegelungen in Erkrath sollten ein Tabu sein. Wir hatten doch schon im Juli 2021 mit dem Hochwasser in Erkrath einen Eindruck von den Folgen, wenn Kanalisation und Böden die Niederschläge nicht mehr aufnehmen können. Solche Starkregenereignisse werden nach wissenschaftlichen Prognosen zunehmen. Wir dürfen nicht weiter versiegeln, sondern müssen uns Gedanken über bessere Versickerung machen.

Redaktion: Was stört Sie am Status Quo in der Stadt oder in Rat und Ausschüssen am meisten?

Monika Neumetzler: Die Blockadehaltung der „Gegenseite“. Wann hätte je auch noch das beste und klügste Argument ein Einsehen bewirkt? Ist es eine prinzipielle Ablehnung, wenn ein Vorschlag von den Grünen kommt? Viele soziale Anliegen bleiben so auf der Strecke.

Redaktion: Welche Herausforderungen bringt das Engagement in der Kommunalpolitik für ihren Alltag mit sich?

Monika Neumetzler: Es ist eine Herausforderung, Berufstätigkeit, Politik, Privatleben und sonstige Interessen und Engagements „unter einen Hut“ zu bringen. Natürlich geben die politischen Termine, zuerst die offiziellen für Rat und Ausschüsse sowie für die wöchentlichen Fraktionssitzungen, den Rahmen vor, alles andere muss darum herum organisiert werden. Das ist eine Verpflichtung und es geht nicht immer um „Lust“, wenn vielleicht für eine Infoveranstaltung, wie wir sie z. B. für den Stadtweiher organisiert hatten, am Wochenende noch Flyer im Stadtteil verteilt werden müssen, um die AnwohnerInnen darauf hinzuweisen. Aber das alles gehört eben dazu und ist mir wichtig.

Redaktion: Wie viel Zeit wenden Sie wöchentlich durchschnittlich fürs politische Ehrenamt auf?

Monika Neumetzler: Geschätzt durchschnittlich 6 bis 8 Stunden, abhängig davon, ob Ausschuss- oder Ratssitzungen stattfinden. Ein paar Stunden mehr, wenn Infostände oder Veranstaltungen organisiert werden, oder wenn ich aus politischem Interesse Veranstaltungen besuche. Aber da vermischt es sich mit privatem Interesse, manche würde ich wohl sowieso auch als Privatmensch besuchen.

Redaktion: Welche politischen Pläne haben Sie für die Zukunft?

Monika Neumetzler: Vor der Kommunalwahl habe ich den WählerInnen versprochen, mich für die Sandheide, den Stadtteil Hochdahl und die Stadt Erkrath einzusetzen und die Interessen der BürgerInnen zu vertreten. An dieses Versprechen fühle ich mich gebunden und werde mich weiter dafür einsetzen! Das heißt für mich auch, immer ein offenes Ohr für die Menschen zu haben und da zu sein, wo ihr Leben stattfindet. Also an Veranstaltungen im Stadtteil teilnehmen, hören, wo „der Schuh drückt“, dabei sein, wenn BürgerInnen sich artikulieren.

Redaktion: Glauben Sie, dass Frauen offener für eine fraktionsübergreifende Suche nach kommunalpolitischen Lösungen sind, als Männer?

Monika Neumetzler: Ja, das würde ich erwarten. In der Praxis erlebe ich die Frauen der anderen Fraktionen eher sehr „auf Linie“ mit ihren männlichen Meinungsführern. Aber vielleicht lohnen sich ja weitere Annäherungsversuche zwischen den weiblichen Ratsmitgliedern. Dafür bin ich offen!

Redaktion: Was müsste aus Ihrer Sicht anders sein, damit sich mehr Frauen in der Kommunalpolitik engagieren?

Monika Neumetzler: Zuerst mal müssten sich mehr Frauen das zutrauen. Dann müssten in den Familien und Partnerschaften die Pflichten gleichmäßiger verteilt werden. Immer noch werden zuerst die Frauen in die Verantwortung für Familienarbeit und Kinderfürsorge genommen. Da hoffe ich auf moderne junge Paare, die sich partnerschaftlich organisieren, so dass beide ihren Interessen und Engagements folgen können. Einige gute Beispiele gibt es ja!

Kommentar von Monika Neumetzler als Feedback zum Interview:
„Bei dem Interview standen ja überwiegend Problemlagen und zu Verbesserndes im Fokus. Aber was macht Spaß an dieser Arbeit? Weniger die Sitzungen, deren Ablauf ja von vielen Ratsfrauen zu Recht beklagt wurde. Spaß macht mir, mit den Anderen aus  Fraktion und Ortsverband etwas gemeinsam zu machen, Ideen zu entwickeln, Aktionen durchzuführen. Und, was ja auch vorkommt, mit einem Vorschlag erfolgreich zu sein, und dabei auch dem Bürgerwillen Geltung zu verschaffen!“


Das war Teil 11 des Sommerinterviews mit Ratsfrauen. Weitere folgen. Die Interviews werden in der Reihenfolge veröffentlicht, in der wir die Antworten erhalten.

2 Kommentare

  1. Ein tolles, ermutigendes Interview! Ich kenne Frau Neumetzler schon dreißig Jahre und bewundere ihren Einsatz für Hochdahl! Andrea Müller

  2. Ich finde die engagierte Art von Monika N bewundernswert . Durch dieses Interview sollten sich viele Frauen motiviert fühlen, sich aktiv am politischen und sozialen Leben zu beteiligen.
    Weibliche Intelligenz und Empathie in der Politik sind wichtig und konnten sicherlich in vielen Situationen zu einem sozialeren und empathischeren Handeln führen.

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