In unserem Sommerinterview sind in diesem Jahr nicht die Fraktionsvorsitzenden, sondern die Frauen im Rat, gefragt.
Wir wollten wissen, wer sie sind und warum sie sich politisch engagieren. Was motiviert sie? Was möchten sie erreichen? Was unterscheidet sie vielleicht von ihren männlichen Ratskollegen? Wir haben allen 15 Ratsfrauen die gleichen Fragen gestellt, um sie unseren Lesern näher vorstellen zu können. Heute Maria Schlechter-Heims aus der Ratsfraktion der CDU.
Maria Schlechter-Heims ist 59 Jahre alt und verheiratet. Die Dipl.-Journalistin ist Leiterin Strategie und Kommunikation des Verbandes der Anbieter von Telekommunikation- und Mehrwertdiensten (VATM).
Redaktion: Wie kamen Sie zur Kommunalpolitik?
Maria Schlechter-Heims: Von 1992 bis 2000 habe ich als Pressereferentin bei der CDU/CSU-Bundestagsfraktion gearbeitet. In der Kommunalpolitik mitzuwirken, das konnte ich mir nach sehr spannenden Jahren in der Bundespolitik, in Bonn und Berlin nicht vorstellen. Seit 2000 wohnen wir in Hochdahl, aber der kommunalpolitische Funke ist erst übergesprungen als sich mein Sohn mit 14 Jahren für Kommunalpolitik begeisterte. Er wusste in kurzer Zeit viel mehr von dem, was in Erkrath passierte, als ich. Offensichtlich entging mir doch so einiges. Dies und ein sehr netter Empfang in der CDU Erkrath durch den damaligen Stadtverbandsvorsitzenden Dr. Christian Untrieser und die stellvertretende Bürgermeisterin Regina Wedding haben mich ganz schnell davon überzeugt, kommunalpolitisch mitzuarbeiten.
Redaktion: Welche politischen Ämter bekleiden Sie neben Ihrem Ratsmandat?
Maria Schlechter-Heims: In Erkrath bin ich Mitglied im CDU-Fraktionsvorstand und im Vorstand des CDU-Stadtverbandes.
Redaktion: Warum haben Sie sich entschieden kommunalpolitisch aktiv zu werden?
Maria Schlechter-Heims: Gegenfrage: Warum sollte man sich nicht in der Kommunalpolitik engagieren? Es geht in der Kommunalpolitik um ganz konkrete Entscheidungen, die jeden Einzelnen direkt betreffen. Letztlich dreht es sich immer um die Kernfrage: Wie wohl fühlen sich die Menschen in Erkrath? Zum Wohlfühlen gehören eine passende Wohnung, gute Schulen, prima Anbindung in die nächste Stadt oder zum Arbeitsplatz, nette Geschäfte und Restaurants, natürlich eine hohe Lebensqualität durch attraktive Freizeitangebote und eine wunderschöne Umgebung und vieles mehr. Daran mitzuwirken, dass man sich in Erkrath wohl- und daheim fühlt, darum bin ich kommunalpolitisch aktiv.
Redaktion: Was würden Sie in Erkrath gerne verändern, wenn Sie mehr Einfluss hätten?
Maria Schlechter-Heims: Kommunalpolitik ist leider kein Wunschkonzert. Viele Entscheidungen hängen nicht vom politischen Einfluss ab, sondern müssen schlicht aus finanziellen Erwägungen getroffen werden. Das ist in der Politik nicht anders als in einer Familie. Der Goldesel steht leider nur als Bronzefigur im Altenberger Märchenwald.
Eine gute Entwicklung für Erkrath wäre es, wenn die Stadt für mittelständische Unternehmen und für Handwerksbetriebe attraktiver würde – nicht zuletzt durch Gewerbegebiete, die deren Ansiedlung erleichtern würden. Eine bessere finanzielle Ausstattung des städtischen Haushalts durch mehr Gewerbesteuern würde vieles möglich machen, was heute leider nicht geht, wie zum Beispiel neue Brücken über die Wasserläufe in Erkrath, überall gute Radwege, noch mehr Unterstützung unserer Vereine und Verbände, die sich so vielfältig für Erkrath engagieren, und vieles mehr.
Redaktion: Was stört Sie am Status Quo in der Stadt oder in Rat und Ausschüssen am meisten?
Maria Schlechter-Heims: Die engagierte Diskussion in den Ausschüssen und im Rat ist Teil unserer Demokratie. Aber die Diskussionskultur in den Erkrather Sitzungen ist leider geprägt von langen, sich wiederholenden Vorträgen Einzelner und einem oft provokativen Grundton. Bei allem Verständnis für den Eifer, die eigene parteipolitische Agenda durchzusetzen, fehlt mir der Respekt oder zumindest die Toleranz vor der Meinung Andersdenkender.
Die eigenen Standpunkte wieder und wieder zu proklamieren, auch wenn sich die Mehrheit in den vorberatenden Ausschüssen anders entschieden hat; auch wenn der Tagesordnungspunkt eigentlich gar nichts mit dem Thema zu tun hat und man rhetorisch drei Schleifen drehen muss, um erneut zu diesem längst abgehandelten Punkt zurückzukommen, all dies macht die Arbeit in den Ausschüssen und im Rat zermürbend.
In der Kürze liegt die Würze, wenn man sich daran in den Sitzungen halten könnte, wäre manches einfacher, ohne dass darunter die demokratische Willensbildung leiden würde.
Redaktion: Welche Herausforderungen bringt das Engagement in der Kommunalpolitik für ihren Alltag mit sich?
Maria Schlechter-Heims: Kommunalpolitisches Engagement ist herausfordernd, gerade wenn man beruflich stark eingespannt ist.
Redaktion: Wie viel Zeit wenden Sie wöchentlich durchschnittlich fürs politische Ehrenamt auf?
Maria Schlechter-Heims: In Sitzungswochen bin ich im Schnitt 12 Stunden kommunalpolitisch eingebunden. Dazu gehören oft zwei Ausschusssitzungen, eine Fraktionssitzung und die Bearbeitung der Sitzungsunterlagen.
Redaktion: Welche politischen Pläne haben Sie für die Zukunft?
Maria Schlechter-Heims: Gerne möchte ich weiterhin in der Kommunalpolitik und im Rat der Stadt aktiv zu sein.
Redaktion: Glauben Sie, dass Frauen offener für eine fraktionsübergreifende Suche nach kommunalpolitischen Lösungen sind, als Männer?
Maria Schlechter-Heims: Meine Erfahrung ist, dass Frauen in der Regel sachlich diskutieren und wenig agitieren. Vielleicht ist das eine wichtige Basis für eine gemeinsame Suche nach kommunalpolitischen Lösungen. Ich bin mir aber auch sicher, dass Frauen in der Sache letztlich genauso kompromisslos sein können wie ihre Kollegen.
Redaktion: Was müsste aus Ihrer Sicht anders sein, damit sich mehr Frauen in der Kommunalpolitik engagieren?
Maria Schlechter-Heims: Mein Eindruck ist, dass junge Frauen heute viel interessierter an Politik – auch an Kommunalpolitik – sind als noch vor einigen Jahren. Aber es fehlen häufig die Netzwerke, von denen sich Frauen angesprochen fühlen und die sie einbinden. Und es darf dabei natürlich nicht nur um Politik gehen, sondern es muss eine gute Mischung aus Politik, Spaß und gemeinsamen Aktivitäten sein. Gerade die Jugendorganisationen der Parteien können hier viel bewegen, wenn sie für junge Frauen noch attraktiver zu werden.
Das war Teil 10 des Sommerinterviews mit Ratsfrauen. Weitere folgen. Die Interviews werden in der Reihenfolge veröffentlicht, in der wir die Antworten erhalten.
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