Die Klasse 3b der GGS Millrath ist Sieger des Wettbewerbs „Wir wollen gehen“. „Zu Fuß – statt Elterntaxi“ – so der erklärende Zusatz der gemeinschaftlichen Aktion des Straßenverkehrsamts Mettmann, der Kreisverkehrswacht Mettmann, der Kreispolizei sowie der Stadt Erkrath.
Ziel der Aktion, an der neben der GGS Millrath auch die Kath. Johannesschule teilnimmt, ist es, dass Grundschulkinder, statt mit dem Auto bis direkt vor den Schuleingang gebracht zu werden, zumindest eine gewisse Strecke ihres Schulwegs zu Fuß zurücklegen sollen. Oder direkt mit Rad oder Roller zur Schule kommen.
Zwei Parkplätze an der Dorfstraße sind als Eltern-Haltestellen ausgewiesen
Groß war die Spannung bei der versammelten Schülerschar und ihren Klassenlehrern am Dienstagmittag auf dem Schulhof der GGS Millrath: Welche Klasse hatte in den zurückliegenden Monaten die meisten Stempel in den Heften gesammelt, die alle Kids zu Beginn der Aktion erhalten hatten? Hier war jedes Mal, wenn sie das letzte Wegstück auf ihren eigenen Beinen zurückgelegt hatten, ein Stempel dazu gekommen. Zunächst rief Sascha Becker, der beim Straßenverkehrsamt des Kreises den Bereich Verkehrssicherheit verantwortet, Schüler- und Lehrerschaft noch einmal den Sinn der Maßnahme ins Gedächtnis. Dabei lobte er die Mädchen und Jungen für ihren Einsatz, sich statt fahren zu lassen, ihre Eltern davon überzeugt zu haben, den Schulweg ganz oder zumindest teilweise zu Fuß zurückzulegen. Becker übergab dann das Wort an Bürgermeister Christoph Schultz, der zur Freude der Kids seinen Hundewelpen „Lotta“ dabei hatte, die reichlich Streicheleinheiten von den Kids erhielt. „Ihr könnt ganz stolz auf Euch sein“, lobte Schultz die Schüler und dankte Lehrern sowie Eltern für die Unterstützung der Aktion. „Wir alle machen das für Euch, denn Laufen ist gesund und ihr lernt, wie Ihr Euch sicher im Straßenverkehr bewegt“, erinnerte zum Abschluss seiner Ansprache die Kids an den Nutzen für sie.
Kinofilm mit Getränken und Popcorn am 20.6. im Weltspiegel-Kino in Mettmann
Nach den offiziellen Reden war die Spannung unter der versammelten Schülerschar schon merklich gestiegen, als Christoph Hanke, kommissarischer Schulleiter, das Wort ergriff. Gemeinsam mit Tanja Smigoc, der Projektverantwortlichen beim Kreis, die die Kinder in der Anfangszeit von der Elternhaltestelle begleitete und so den Weg samt möglicher Gefahrenpunkte mit ihnen einübte, lüftete Hanke dann das Geheimnis um die Sieger-Klasse. Erst zog Tanja Smigoc eine Pappe mit der erreichten Punktzahl, sprich der Anzahl der Stempel pro zu Fuß zurückgelegtem Weg, aus einem Umschlag hervor. 1.383 – so die beeindruckende Zahl. Mit dem Öffnen des nächsten Umschlags stand es dann fest: Die Klasse 3b ist der Sieger des Klassenwettbewerbs und wird mit Klassenlehrerin Anna Pokorny nach Mettmann in das „Weltspiegel-Kino“ fahren. Dort schauen sie einen Film, stilecht mit Getränken und Popcorn. Entsprechend groß fiel der Jubel bei den 28 Klassenmitgliedern aus.
Damit die anderen Kids nicht allzu enttäuscht darüber waren, nicht den ersten Platz gemacht zu haben, hatte ihr Direktor einen „Trostpreis“ für sie: „Ihr seid alle Sieger,“ lobte Hanke zunächst alle Mädchen und Jungen, um dann anzukündigen: „Am 20. Juni können alle übrigen Klassen den Schulranzen zuhause lassen. Denn für Euch ist Kinotag im Klassenraum. Ihr legt zusammen und nach Rücksprache mit Euren Klassenlehrern fest, welchen Film ihr gemeinsam anschauen wollt, und wer welche Knabbereien mitbringt.“ Nachdem der Jubel verklungen war, ging es zurück in die Klassen, bzw. für die OGATA-Kids zum Essen. Die anwesenden Eltern, die die Aktion unterstützt hatten, bekamen zum Dank eine große Schale Süßigkeiten, aus der sie sich bedienen durften.
Wissenswertes rund um die Aktion an der GGS Millrath
Nach der Siegerehrung verrieten Sascha Becker, Tanja Smigoc und Christoph Hanke unserer Redaktion noch einiges Wissenswertes rund um die Aktion und die „süße Einlösung“ einer Wettschuld.
„Nach den Erfahrungen, die wir bei den verschiedenen Projekten, hier in Erkrath an der Kath. Johannesschule und hier an der GGS Millrath sowie an der Anne-Frank-Schule in Ratingen haben sammeln können, werden wir einen Leitfaden erstellen. Diesen werden wir den Grundschulen im Kreisgebiet, die an einer eigenen Umsetzung interessiert sind, zur Verfügung stellen“, berichtete Sacha Becker. Er lobte ausdrücklich den Einsatz von Koordinatorin Tanja Smigoc. „Sie hat mit ihrem unermüdlichen, persönlichen Einsatz maßgeblich zum Gelingen der Aktion beigetragen. Uns ist aber klar, dass wir weiter dranbleiben müssen. Daher wird sie nach den Sommerferien auch noch einmal wiederkommen, damit die Routine sich wieder einstellt.“
Tanja Smigoc verriet uns im Gespräch, dass sie den ersten Aktionstag nur mit der „moralischen und auch sonstigen Unterstützung“ ihrer Kollegin Sabine Foltin meistern konnte. „Am ersten Tag waren es sage und schreibe 55 Kinder, die von ihren Eltern an den beiden ‚Eltern-Taxi-Plätzen‘ abgesetzt wurden“, so Smigoc noch immer begeistert von dem gelungenen Auftakt. Zwar habe man dann immer mal wieder Eltern dabei „ertappt, dass sie in die Schulstraße abbiegen wollten“, als sie dann aber die Frauen mit ihren gelben Westen gesehen hätten, hätten sie doch schnell noch gehalten und die Kids das letzte Stück zu Fuß gehen lassen, ergänzte Sabine Foltin schmunzelnd. Ein Schlüssel zum Erfolg der Aktion – im Durchschnitt seien es jetzt nur noch zwei bis drei „Eltern-Taxis“, die bis oben durchführen. Vielleicht seien es auch die Info-Blätter gewesen, auf denen der Sinn und Zweck der Aktion erklärt wird, die ins Arabische, Türkische und Ukrainische übersetzt wurden. „So haben wir wirklich alle Eltern erreichen können, damit sie den Sinn der Aktion auch verstehen.“
Schulleiter Christoph Hanke bestätigte die positive Auswirkung der muttersprachlichen Erklärungen und fügte hinzu: „Wir haben die Kinder gebeten, selbst zu formulieren, warum sie die Aktion toll finden und ihren Schulweg zu Fuß zurücklegen möchten. Diese Sätze haben wir dann in den Elternbriefen, die wir regelmäßig verschicken, veröffentlicht.“ Zum Schluss verriet er noch ein „Geheimnis“. „Auch meine Vorgängerin hatte bereits jahrelang versucht, den Bring- und Holverkehr vor der Schule einzuschränken, der für alle, aber besonders für die Kinder jeden Tag aufs Neue gefährliche Situationen mit sich brachte. Daher war ich, ehrlich gesagt, anfangs skeptisch, ob das nun gelingen wird. Ich habe daher Frau Smigoc versprochen, ich würde ihr ihren Lieblingskuchen backen, wenn die Aktion ein Erfolg wird.“ So stand dann in seinem Büro ein selbst gebackener Käsekuchen samt Kaffee bereit – und das, obwohl Hanke selbstkritisch anmerkte, „viel besser kochen als backen zu können“.
Info: Die Grundschule Millrath ist erst im laufenden Schuljahr ins Projekt eingestiegen und hat rund 10.000 Stempel gesammelt. An der Johannesschule in Alt-Erkrath, die schon etwas länger dabei ist, waren es sogar 18.000 Stempel. Dort hat die Klasse 3a im Klassenverbund die meisten Stempel gesammelt und freute sich ebenfalls über einen Kinogutschein und ein Brettspiel.
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