Sie kamen mit vielen Fragen

Von Ria Garcia

Bürgermeister Christoph Schultz referiert über das Bauvorhaben Campus Sandheide. Foto: Ria Garcia

Gestern Abend hatte die Stadt zu einer Infoveranstaltung zu den Baufortschritten des Campus Sandheide in die Turnhalle am Kinderhaus eingeladen.

Etwa 30 Besucher waren der Einladung gefolgt. Neben etwa vier Kommunalpolitikern aus dem Stadtteil waren es vor allem die direkten Anwohner. Zu Beginn übernahm es Bürgermeister Christoph Schultz mit einer kurzen Präsentation über das Bauvorhaben, Fortschritte und den voraussichtlichen Abschluss zu berichten. Bis Ende 2024 soll der Rohbau fertig sein. Neben den Schulgebäuden wird es einen Gemeinschaftshaus geben, das Fachräume bietet und im Schulbetrieb der Mittagsverpflegung dient. Abends und am Wochenende kann es für außerschulische Veranstaltungen genutzt werden. Auch eine Zweifeld-Sporthalle entsteht auf dem Gelände. „Auf das Kleinspielfeld auf dem Hallendach haben wir verzichtet. Dadurch gibt es dann weniger Lärm“, führt Christoph Schultz aus.

Die Grundschule wird dreizügig sein und Platz für 300 Schülerinnen und Schüler bieten. Rund 4.256 Quadratmeter Baugrundfläche und 1.650 Quadratmeter für den Schulhof umfasst die Grundschule. Für das Gemeinschaftshaus ist eine Baugrundfläche von circa 1.557 Quadratmeter vorgesehen. Der Flächenbedarf für das Förderzentrum beträgt circa 5.704 Quadratmeter zuzüglich 1.330 Quadratmeter Schulhof. Auf die Zweifachsporthalle entfallen circa 1.960 Quadratmeter. Sie enthält einen Mehrzweckraum und soll einen Gründdachaufbau mit einer Photovoltaikanlage erhalten.

Beweissicherungsverfahren für Schäden durch Bautätigkeit

„Vor den Abbrucharbeiten wurden die Anwohner angeschrieben, um am Beweissicherungsverfahren teilzunehmen“, erklärte Bürgermeister Schultz. Das Verfahren ermögliche Schäden zu erfassen, die durch die Bautätigkeit entstehen. „Die Stadt ist versichert“, führte er aus, dass Anwohner im Schadensfall ein Recht auf Beseitigung der entstandenen Schäden haben. „Bei Bedarf können weitere Gutachten erstellt werden.“ Er wies aber darauf hin, dass Schäden nicht nachträglich begutachtet werden können und dann eine Erstattung erfolgt.

„Jetzt finden nicht mehr so intensive Bauarbeiten statt, wie beim Abbruch, sodass jetzt keine neuen Schäden mehr zu erwarten sind“, beruhigte Bürgermeister Christoph Schultz. Er sei zwar Jurist und kein Baufachmann, er verlasse sich da aber ganz auf die Fachabteilung der Stadt. „Die Baustelle ist eingerichtet“, verkündet Schultz. Der Baustellenbetrieb sei werktags auf die Zeit von 7 Uhr morgens bis 20 Uhr abends begrenzt. Die notwendigen Baumfällungen müssten abgeschlossen sein. Schützenwerte Bäume und Pflanzen seien erhalten geblieben und nach Baufertigstellung sollen mehr Bäume gepflanzt werden, als gefällt wurden. Auf dem Schulgelände seien eine Kletterwand, Slacklines, Tischtennisplatten, Spielgeräte und ein Fußballtor geplant, die nach dem Schulbetrieb zur allgemeinen Nutzung zur Verfügung stünden. „Auch der Bolzplatz am Kinderhaus bleibt erhalten.“

90 Fahrradstellplätze sollen entstehen und 31 neue Parkplätze für Lehrer, drei Behindertengerechte. Die Parkplätze seien auf dem Schotterparkplatz der Kleingartenanlage geplant. Mit der Vereinsvorsitzenden habe man sich im Vorfeld abgestimmt. Man rechne mit einem Drittel PKW-Verkehr und einem Drittel Verkehr durch Kleinbusse. Das übrige Drittel Schüler käme zu Fuß oder mit dem Rad. Abschließend machte er noch darauf aufmerksam, dass Anwohner über beschwerde@erkrath.de eine Nachricht senden können, wenn Ärgernisse auftreten.

Fragen der Anwohner zum Beweissicherungsverfahren

Nach der Präsentation kamen die Besucher zu Wort. „Wer zählt als Anwohner?“, wollte ein Anwesender wissen. Offensichtlich waren einige Bürger, die sich als Anwohner empfinden im Rahmen des möglichen Beweissicherungsverfahrens nicht angeschrieben worden. Bürgermeister Schultz bat darum, dass sie ihre Namen und Adressen hinterlassen, damit man dem nachgehen könne. „Die Versicherung zahlt auch nicht einfach so. Es muss der Nachweis erbracht werden, dass die Schäden durch die Abbrucharbeiten entstanden sind“, erinnerte er.

Eine Anwohnerin berichtete, dass ihr Haus begutachtet wurde und nachdem tatsächlich anschließend Risse zu sehen waren noch einmal ein Gutachter vor Ort war, sodass es vorher und nachher Bilder gäbe. Man hätte ihr gesagt, dass sie noch abwarten solle. Von Seiten der Verwaltung erfolgte die Nachricht, dass mit den Vorher-Nachher-Bildern alles für die Versicherung festgehalten sei. Eine andere Anwohnerin erklärte, dass bei ihr kein Gutachter gewesen sei und sie sieben Risse in der Hauswand habe. Man hätte ihr gesagt, die seien nicht vom Abriss. Bürgermeister Schultz erklärte ihr, dass sie grundsätzlich ein Recht auf Begutachtung habe.

Laute Störgeräusche durch Baustellentrafo

„Warum läuft der Trafo im Dauerbetrieb? Das Piepen ist unerträglich“, meldete sich ein Anwohner zu Wort. „Wir haben uns bemüht, eine Schalleinwandung bauen zu lassen, aber bisher noch keinen Unternehmer gefunden, der diese bauen würde“, erklärte er. Es sei schon schwierig gewesen überhaupt einen Trafo zu bekommen, der vor allem notwendig sei, um die Pumpen zu betreiben. „Sonst läuft uns die Baugrube wieder voll.“ Das sei doch rechtswidrig und zu Lasten der Anwohner, erklärte ein Bürger. Der Trafo laufe die ganze Nacht und würde den zulässigen Lärmpegel überschreiten. Bürgermeister Schultz erklärte, dass man in Abstimmung mit dem Umweltamt sei, woraufhin eine Bürgerin bemerkte, dass sie das Umweltamt ja erst eingeschaltet habe, weil der Lärm so belastend sei und sie nachts nicht schlafen könne. „Inzwischen liegen zwei Angebote vor. Geben Sie uns noch ein bisschen Zeit“, erfuhr sie. Es würde noch mindestens einen Monat dauern, bis Abhilfe geschaffen sei.

„Der Trafo ist meiner Meinung nach um Längen zu groß“, meldete sich ein anderer Besucher zu Wort. Er habe die Pumpen in der Baugrube gezählt und rechnete vor, dass dafür weitaus weniger Leistung benötigt würde. Bürgermeister Schultz erklärte, dass der Trafo tagsüber auch den Baustellenstrom liefere. Man habe die Trafos in der Nachbarschaft geprüft und die würden nicht für den Gesamtstrom reichen. Aber man wolle die Anregung mitnehmen und prüfen, ob ein kleinerer Trafo aus der Nachbarschaft nachts den Betrieb der Pumpen sicherstellen könne.

Übersichtsplan Campus Sandheide. Quelle: Stadt Erkrath | © Büro Greenbox

Wirtschaftsweg

Ein weiterer Besucher wollte wissen, ob die kleine Straße unterhalb der Schule auch eine Zufahrtsstraße zur Schule sei. „Hierbei handelt es sich um einen Wirtschaftsweg für das Gemeinschaftshaus und die Schule“, erklärte Fachbereichsleiter Tiefbau, Ralf Hezel. Es sei keine öffentliche Zufahrt, der Weg könne aber von Fußgängern und Radfahrern genutzt werden. Ein Bürger merkte an: „Da treffen sich dann Freunde aus der Sandheide nachts zu Grillen.“ Bürgermeister Schultz klärte auf, dass das Schulgelände Video überwacht werde. Unklarheit herrschte darüber, wie der Weg außerhalb von Schulzeiten gesichert werde. Ob beidseitig Tore angebracht werden oder nur Pöller die Zufahrt für andere Verkehrsteilnehmer verhindern sollen. Eine abschließende Entscheidung dazu ist noch nicht getroffen. „Ich bin dafür, dass der Wirtschaftsweg nachts zugemacht wird“, äußerte sich Peter Urban (SPD).

Auch Anwohner sorgten sich, dass sich – wenn der Weg offen bleibt – nachts Jugendliche auf dem Gelände sammeln. „Wie ist denn der Brand hier entstanden?“, teilte auch Bürgermeister Christoph Schultz diesen Gedanken. Auf Nachfrage erfuhren die Bürger auch, dass der Wirtschaftsweg keine Feuerwehrzufahrt darstelle, die sei von der anderen Seite geplant.

Pflege und Sicherung des Schulgeländes

„Wie ist denn die Pflege des Geländes geplant? Das vermüllt doch sonst wieder, wie der Rest hier“, wollte ein Besucher wissen, weil auf eine Hausmeisterwohnung vor Ort verzichtet wird. Einen Hausmeister wird es geben, nur nicht mit einer Wohnung vor Ort, erfuhr er. „In den Abendstunden werden das Gemeinschaftshaus und die Sporthalle auch benutzt“, ergänzte Christoph Schultz. Nachdem Reinhard Herder (Die Linke) bemängelte, dass es keine Hausmeisterwohnung geben würde, antwortete Bürgermeister Schultz: „Ihre Fraktion wollte lieber den Bolzplatz.“ Auf Nachfrage zur Videoüberwachung erklärte Christoph Schultz, dass es sich um Aufzeichnung handle, die – wenn keine Vorkommnisse zu vermerken seien – immer wieder gelöscht würde.

Baustellenverkehr

Eine Anwohnerin kritisierte, dass die Barken entfernt worden seien, die LKWs an der Durchfahrt hindern sollten. Ralf Hezel erklärte, dass die Kommunikation mit dem Unternehmen schwierig sei, weil Subunternehmer beauftragt würden. Man wolle aber ein größeres Schild aufstellen. Ein anderer Anwohner berichtete, dass – obwohl die Baustelle ja nur werktags von 7 bis 20 Uhr in Betrieb sein soll, bereits morgens um 6.10 Uhr acht LKWs vor ’seinem Schlafzimmer‘ stehen. „Warum kommt hier das Ordnungsamt nicht und kontrolliert?“, wollte er wissen. „Unsere Bäume und Borsteine sind schon hinüber“, bemerkte er. „Das ist eine Zwickmühle. Die LKW-Fahrer halten sich nicht daran. Die Ruhezeiten müssen natürlich gewährleistet sein. Die Schäden muss der Bauunternehmer übernehmen“, erklärte Fachbereichsleiter Ralf Hezel daraufhin. Auf die Frage, warum das Ordnungsamt hier nicht kontrolliere, antwortete Bürgermeister Schultz: „Im Ordnungsamt sind derzeit nur zwei von fünf Stellen besetzt. Die offenen Stellen sind aktuell ausgeschrieben.“

Schulwege, Wege zur OGS, Parkplätze

Weitere Themen waren der Weg zur OGS, auf dem Kinder offensichtlich zwischen den LKWs laufen, was als gefährlich eingestuft wurde. Auch werde die Spielstraße nicht berücksichtigt, die müsse deutlicher gekennzeichnet sein. „Die LKWs brettern da runter“, merkte ein Anwohner an. Ralf Hezel erklärte, dass man den Fußgängerweg sichern wolle und die Kinder auf dem Weg zur OGS noch einmal eingewiesen werden sollen.

Auch die künftigen Anfahrtswege zur Schule, auch durch die Lehrer wurden thematisiert. Anwohner wollten wissen, welchen Anfahrtsweg diese nutzen sollen. „Das kommt sicher darauf an, wer aus welcher Richtung kommt“, erklärte Ralf Hezel. Neben Lehrern gäbe es zu Schulbeginn und -ende jeweils auch die Schülertransporte in Kleinbussen und den Hol- und Bringverkehr der Eltern. „Erfahrungsgemäß gibt es an den Schulen bei der Anfahrt keine Probleme mit Lehrern. Ein Problem ist eher der Hol- und Bringverkehr der Eltern“, ergänzte Bürgermeister Christoph Schultz. Dafür richte man Elternhaltestellen ein. Die jetzige Baustraße, so erfuhren die Besucher, würde nach Abschluss der Bauarbeiten neu gemacht und diene dann auch als Anfahrtsweg. Ein Bürger betrachtete eine Verkehrsberuhigung für den Bereich als sinnvoll.

Sorgen machten sich Anwohner auch darüber, dass künftig Wohnstraßen zugeparkt werden, wenn 31 Parkplätze auf dem Schotterparkplatz des Kleingartenvereins werktags zu Schulzeiten für Lehrer reserviert seien. Bürgermeister Schultz sah hier keine Überschneidung. Mit dem Vorsitzendes Vereins habe man gesprochen, der die Einschätzung teile. „Der Parkplatz wird auch in der Woche exessiv genutzt. Da sind viele Rentner und auch Menschen, die im Homeoffice arbeiten“, widersprach ein Bürger. Ralf Hezel wies daraufhin, dass die Parkplätze ab 16 Uhr auch werktags der Öffentlichkeit zur Verfügung stünden. Man habe in Stichproben die Auslastung des Parkplatzes erfasst. „Ich befürchte, ihre Stichproben stimmen nicht mit unseren Erfahrungen überein“, bemerkte eine Anwohnerin und ergänzte, dass die Kleingärten ja vor allem im Sommer genutzt werden. „Ich bitte um Ihr Verständnis. Die Parkplätze auf dem Schotterparkplatz des Kleingartenvereins waren ein Kompromiss, den wir in der Politik gefunden haben, um den Bolzplatz für die Kinder zu erhalten“, wand sich Reinhard Herder mit einer Antwort direkt an die Anwohnerin.

Mitnehmen konnten die Anwohner, dass an Lösungen gearbeitet wird, um die Belastungen während der Bauzeit zu minimieren. Mit Abschluss des Rohbaus wird sich die Lage weiter entspannen. Die Fertigstellung soll zum Schuljahresbeginn 2025/2026 erfolgen und dann dürfen sich nicht nur Schülerinnen und Schüler der GGS Sandheide und des Förderzentrums freuen, auch Vereine haben wieder mehr Hallenkapzitäten und Bürger ein Gemeinschaftshaus zur vielfältigen Nutzung.

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