
Die Schülerpraktika bei der Feuerwehr Erkrath sind begehrt. In den knapp zwei Wochen werden den Jugendlichen auch verschiedene Handwerksberufe näher gebracht.
Im Januar hatten Atila Yaldir (16) vom Gymnasium Hochdahl sowie Hadi Omeirat (14) von der Realschule Hochdahl das glückliche Los gezogen. Bei unserem Besuch erklärt Guido Voigt, Leiter der Feuerwehr Erkrath, dass eigentlich immer nur ein Schüler gleichzeitig bei der Feuerwehr ein Praktikum machen kann. Da Hadi keinen Praktikumsplatz fand, aber schon in der Kinderfeuerwehr war und derzeit in der Jugendfeuerwehr ist, machte Vogt eine Ausnahme.
„Seitdem ich ein Kind bin mag ich die Feuerwehr“, sagt Hadi. Auch Atila mag die Feuerwehr seit langem: „Ich habe immer Videos von Einsatzfahrten auf YouTube geschaut.“ Die Begeisterung für die Feuerwehr ist beiden im Gespräch auch anzumerken. Sie verstehen sich gut, denn sie kennen sich noch von der Grundschule. Durch die unterschiedlichen Schulen verloren sie sich danach aus den Augen, nun trafen sie sich zufällig beim Schülerpraktikum wieder.
Bei dem Praktikum müssen beide richtig mit anpacken, was sie jedoch gerne machen. So musste Hadi schon beim Kartoffeln schälen in der Küche mithelfen. „Das ist aber auch wichtig für die Gemeinschaft“, wirft Atila ein. Nach den Schneetagen war das Waschen der Fahrzeuge angesagt, um diese von Streusalz zu befreien. Beim Dienstwagen ihres Chefs musste auch nochmal eine zweite Runde eingelegt werden. Auch in der Wäscherei und bei der Renovierung eines Raumes packten sie tatkräftig mit an. „Anders als im Fernsehen fährt man nicht alle fünf Minuten raus, es ist viel Innendienst“, sagt Atila.

Die 24-Stunden-Schicht hat eine 90-minütige Mittagspause, in denen beide ihre Berichtshefte schreiben können und dies nicht am Abend erledigen müssen. Dann sind sie nämlich beide auch ziemlich müde von dem arbeitsreichen Tag. Ein Blick auf die Schrittzähler ihrer Smartphones verrät: Täglich sind sie etwa viereinhalb bis fünf Kilometer zu Fuß unterwegs. „Das ist deutlich mehr als in der Schule“, sind sie sich einig.
Auch bei Einsätzen dabei
Während sich Hadi schon freut, zum Ende des Praktikums mit der Drehleiter auf 30 Meter Höhe hochzufahren und über Erkrath zu schauen, findet Atila es super, dass sie live bei einem Einsatz auf der Sedentaler Straße dabei sein durften. Besonders die Alarmfahrt mit Blaulicht und die Funksprüche findet er interessant. Wie Vogt erklärt, wird das zuvor mit den Eltern abgesprochen. „Bei Einsätzen stehe ich meistens weiter hinten. Ich hole die Jungs dann aus dem Auto zu mir und erkläre ihnen etwas dazu. Wir finden wichtig, dass sie das auch sehen.“ Abwechselnd dürfen Atila und Hadi jeweils die Hälfte ihres neun-tägigen Praktikums auf einem HLF (Hilfeleistungs-Löschgruppen-Fahrzeug) und einem ELW (Einsatz-Leit-Wagen) mitfahren. Bei Einsätzen auf der Autobahn hingegen bleiben sie aus Sicherheitsgründen im Fahrzeug.
In den Einsätzen tragen beide eine Ausstattung der Jugendfeuerwehr, außerdem gibt es für Praktikanten auch spezielle Rückenschilder. Damit wissen die Einsatzkräfte, dass die Praktikanten keine voll ausgebildeten Kollegen sind, die sie in den Einsatz einbinden können. Auch den Dienstsport mit den hauptamtlichen Wachleuten, der in Räumen des TSV Hochdahl stattfindet, finden beide gut. Hadi freut sich auch, dass sie ausprobieren konnten, wie es ist, wenn man die schweren Druckluft-Flaschen auf dem Rücken trägt. In echten Einsätzen bekommen Feuerwehrleute daraus ihre Atemluft.
Praktikum als Einblick in die Berufswelt
Anfragen für ein Schülerpraktikum hat Feuerwehr-Chef Vogt schon ein Jahr im Voraus. „Ich setze auf Qualität statt Masse“, betont Vogt, weshalb nicht alle Praktikumswünsche erfüllt werden können. Wer sich zuerst bewirbt, bekommt das Praktikum, wenn nichts dagegen spricht. Auch die Planungen der Schulen kollidieren miteinander: „Oft haben wir das Problem, dass die Schulpraktika bei den Schulen sich überschneiden, sodass wir dann absagen müssen, weil in dem Zeitraum schon jemand ein Praktikum bei uns macht.“ Schließlich läuft neben dem Beschäftigen der Praktikanten auch noch der übliche Dienst auf der Wache.
Alle, die ein Praktikum bei der Feuerwehr gemacht haben, seien danach begeistert gewesen und wären teilweise auch selbst in der Freiwilligen Feuerwehr aktiv geworden. „Andere dienen als Multiplikatoren und erzählen ihren Freunden, was sie hier tolles erlebt haben“, erzählt Vogt. Doch ihm geht es nicht nur um das Anwerben neuer Mitglieder. „Ich möchte den Jugendlichen auch die Berufswelt zeigen“, sagt er. Dafür durchlaufen die Praktikanten die verschiedenen Werkstätten, welche die Feuerwehr unterhält, beispielsweise die Schreinerei, die Funkwerkstatt oder den Kfz-Bereich. Dort arbeiten auch ausgebildete Handwerker, die den Praktikanten Berufstipps mitgeben. „Die Eltern freuen sich immer, dass die Praktikanten in der Wäscherei auch mal 20 Poloshirts zusammenfalten müssen“, schmunzelt Vogt. Beim Lehrerbesuch übernehmen die Schüler die Führung durch die Wache.
Respekt statt Steine
Auch Respekt wird den Praktikanten vermittelt. „Die schmeißen nicht mit Steinen nach uns“, ist sich Vogt sicher und spielt damit auf die Gewalt gegen Einsatzkräfte an. Seit dem Jahr 2000 habe es mehr als 100 Schülerpraktikanten gegeben. Alleine 2023 waren es 11 Stück, die Zahlen schwanken jedoch. Für einen Anstieg der Praktika sorgt, dass nun auch über das Fachabitur für Polizeiwesen Schüler von der Polizei kommen, welche bewusst Praktika in anderen Behörden machen sollen. Damit sollen Schnittstellen für die zukünftige Zusammenarbeit unter den verschiedenen Einsatzkräften kennengelernt werden.
Hadis Pläne für die Zukunft: Er möchte in die Freiwillige Feuerwehr gehen und einen Handwerksberuf erlernen, in die Richtung Elektriker oder Dachdecker soll es gehen. Atila plant hingegen, nach dem Abitur ein Studium zu ergreifen und später als Quereinsteiger in den gehobenen Dienst der Feuerwehr zu gehen. „Ich finde es hier schön“, strahlt Hadi. Atila ergänzt: „Es ist sehr bereichernd. Man lernt viel im Umgang mit Menschen, man hilft den Menschen. Feuerwehr ist ein ehrenhafter Beruf.“ Bei diesen Worten strahlt auch Feuerwehr-Chef Vogt. Während Atila nach dem Gespräch Feierabend hat, geht es für Hadi noch zum wöchentlichen Übungsabend der Jugendfeuerwehr.
Ehrenamt: Die hauptamtliche Wache arbeitet in 24-Stunden-Schichten, die Mitglieder der Löschzüge Alt-Erkrath, Millrath und Trills hingegen sind ehrenamtlich aktiv. In der Kinderfeuerwehr „Erkrather Feuer-Kids“ für Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren soll mit Spiel und Spaß Bezug und Begeisterung für die Feuerwehr vermittelt werden. In der Jugendfeuerwehr können die Jugendlichen im Alter von 12 bis 18 Jahren die Tätigkeiten der Feuerwehrleute kennenlernen und selbst an technischen Geräten üben. Mit Ausflügen und Aktivitäten wird auch die Gemeinschaft unter den Kindern und Jugendlichen gefördert. Die Mitgliedschaft ist kostenfrei. Weitere Informationen gibt es auf der Website der Stadt Erkrath: Freiwillige Feuerwehr Erkrath und Kinder- und Jugendfeuerwehr.
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