Schüchterner, als der Name Donnerhall vermuten lässt

von Ria Garcia

In seinen Namen muss Donnerhall wohl erst noch hineinwachsen. Foto: Lutz Wulfestieg

Gespannt warteten wir am späten Freitagnachmittag auf die Ankunft des jungen Wisentbullen, der im Wildgehege künftig für Wisentnachwuchs sorgen soll.

Die Spannung schien sich zu übertragen, auch Destiny, Eggerella (Ella) und Eggeregen (Eggi), die drei Wisentdamen, die im September 2021 in den neuen Wisentstall eingezogen sind, strichen neugierig am Zaun entlang. Aber der knapp zwei Jahre alte Wisentbulle Donnerhall steckte mit seinem Transporteur noch auf der Autobahn fest. Er legte an diesem Tag die für ihn weite Fahrt vom Wisentgehege Donaumoos in Bayern zu uns ins schöne Neandertal zurück. Daniela Hitzmann, Pressesprecherin des Kreises, hatte den Jungbullen mit „Ich sage nur Donnerhall im Wisentstall“ angekündigt und amüsierte sich über die „Schlagzeile“.

Die drei wartenden Wisentdamen. Foto: Lutz Wulfestieg

Der Name Donnerhall weckt natürlich auch Erwartungen. Nur für die drei ersten Buchstaben seines Namens gibt es eine logische Erklärung. Sie sind durch den Zuchtort bedingt. Aber ausgerechnet Donnerhall? Kommt da jetzt ein besonders temperamentvoller junger Wisentbulle ins Neandertal?

‚Don‘ lässt erkennen, dass er aus Donaumoos stammt, denn jede anerkannte Zuchtstelle erhält ein Kürzel im Internationalen Zuchtbuch, das in Polen geführt wird und jedes in der Zuchtstelle geborene Kalb trägt einen Namen, der mit diesem Kürzel beginnt. Donaumoos wird dort mit dem Kürzel ‚Don‘ geführt. Mit Donnerhall soll nach längerer Pause die Wisentzucht im Neandertal wieder aufgenommen werden. Kälber, die dann hier im Neandertal geboren werden, tragen später das im Zuchtbuch eingetragene Kürzel ‚Nu‘ im Namen.

Das Zuchtbuch findet man in einer Betaversion auch online. Dort lassen sich die Namen recherchieren und die Ahnenliste der einzelnen Tiere herunterladen.

Ankunft im Neandertal

Endlich, so gegen 17 Uhr traf der Wagen des Transporteurs samt dem Anhänger, in dem Donnerhall die Reise hinter sich gebracht hatte, ein. Mit Blick auf den Anhänger und einem Zollstock stellte sich heraus, dass der ursprüngliche Plan, den Anhänger in den Stall zu rangieren und Donnerhall direkt vor dem Schiebegatter herauszulassen nicht funktionierte. Es kam also nur die Hofseite in Frage. Der Anhänger wurde ganz nach ans Gitter rangiert, das gerade soweit geöffnet war, dass der junge Bulle nichts rechts oder links vom Anhänger entwischen konnte. Der Transporteur öffnete vom Stallinneren her die Klappe des Anhängers und brachte sich schnell im Kälberstall nebenan in Sicherheit, während wir alle darauf warteten, dass der junge Wisentbulle aus dem Anhänger stürmt.

Aber erst einmal passierte gar nichts. Vermutlich hatte er die drei Wisentdamen längst gewittert, die immer noch draußen auf der Wiese warteten. Und dann waren da ja noch wir. Drei Pressevertreter, Daniela Hitzemann, die drei Hegemeister und der Transporteur. Wir versuchten mucksmäuschenstill zu sein. Einige Minuten vergingen und dann war erst einmal ein Horn zu sehen. Vorsichtig schaute Donnerhall um die Ecke, aber schwubs, war er schon wieder weg. Etwas später kam ganz langsam der Kopf zum Vorschein, aber schnell verschwand er wieder im Inneren. Schließlich holten die Hegemeister Holzstangen mit kleinen runden Bällen darauf, mit denen sie den Wisentbullen durch die seitlichen Lucken des Anhänger ‚anstubsen‘ konnten. Dann ging es ganz schnell. Donnerhall ‚galoppierte‘ aus dem Anhänger. Einmal mitten im Stall angekommen, blieb er ruhig stehen und schaute sich vorsichtig um.

Noch sind die drei Wisentdamen im Wildgehege deutlich größer, als der junge Wisentbulle, der für Nachwuchs im Wildgehege sorgen soll. Es wird wohl noch ein wenig dauern, bis Donnerhall sich eingewöhnt und seinen Platz in der Herde gefunden hat, in der wohl vorerst noch die Wisentkühe das Sagen haben. Wir wollen von Hegemeisterin Hanna Walter wissen, wann er wohl die ersten Annäherungsversuche machen wird und mit Nachwuchs bei den Wisenten zu rechnen ist. „Das überlassen wir ganz der Natur und der Gruppendynamik“, verrät sie schmunzelnd.

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