Rettungsschwimmer: Training für den Ernstfall

von Ria Garcia

Eva Mishuris (stellv. Leitung Verbandskommunikation Erkrath) und DLRG Ortgruppengeschäftsführer Max Chazan. Foto: Ria Garcia

Einmal im Jahr veranstaltet der DLRG Erkrath am Unterbacher See das Rettungsschwimmer Camp. Etwa 50 Kinder und Jugendliche aus dem DLRG Erkrath, Haan und Bergisch-Gladbach nahmen in diesem Jahr teil.

Das Wetter war besser, als ursprünglich vorher gesagt. Zwar begann der Freitag mit viel Regen, aber am Nachmittag beim Zeltaufbau hatte der Regen nachgelassen und als die ersten Kinder und Jugendlichen eintrafen, konnten sie trocken die Zelte beziehen, die nicht nur zum Schlafen dienen, sondern an diesem Wochenende auch den Rückzugsort darstellen, wenn mal eine Pause nötig ist. Das Rettungsschwimmer Camp findet immer von Freitagabend bis Sonntagnachmittag statt.

Als Eva Mishuris, die stellvertretende Leitung der Verbandskommunikation, uns erzählte, dass Teilnehmer aus Bergisch-Gladbach dabei sind, wollten wir natürlich wissen, wie es dazu kam. “Während Corona haben uns drei Wachgruppen und eine Bootsführerin aus Bergisch-Gladbach unterstützt, damit wir den Wachdienst sicherstellen konnten. Daraus ist dann eine Freundschaft entstanden”, erklärte sie. Schon im letzten Jahren wären sie dabei gewesen. “Die Kollegen nehmen mit Teammitgliedern und Kindern teil.”

Der Freitag startet mit einem gemeinsamen Abendessen, einer Nachtwanderung und Spielen, bei denen sich die Teilnehmer besser kennenlernen können. Am Samstag geht es dann an die unterschiedlichen Trainingsstationen. Eine davon ist natürlich das Rettungsboot, an dem die Teilnehmer erfahren, wofür man es braucht und wie man es bedient. Während der ‘Seeadler’, das Rettungsboot auf dem Unterbacher See, am Steg angeleint war, hatte man das neue Boot ‘Jutta’, das auf einem Anhänger auch zu auswärtigen Einsätzen transportiert werden kann, oberhalb des Stegs ‘geparkt’.

“Jutta, heißt es, weil wir es einer Spende aus dem Nachlass von Jutta Weber verdanken, die uns vor ihrem Tod bedachte”, erklärte Eva Mishuris die Namensgebung. Inzwischen ist es auch einsatzbereit. Zuletzt fehlte der Motor, auf deren Lieferung die DLRG neun Monate lang warten musste. 2018 und 2019 war die DLRG Erkrath zweimal Opfer von Diebstählen, bei denen Motoren und ein Boot entwendet wurden. Angesichts der langen Lieferzeiten hofft DLRG Geschäftsführer Max Chazan, der gemeinsam mit Jan Leibach von der Ortsgruppe Haan das Camp leitet, dass so etwas in nächster Zeit nicht noch einmal geschieht. “Das würde unser Rettungsboot, mit dem Menschenleben gerettet werden, unter Umständen ein Jahr lang stilllegen”, befürchtet er.

Erste Hilfe Station (2022) © LW

Rund um das Thema Rettung und Rettungsboote gibt es für die Kids natürlich auch eine Station ‘Knotenkunde’, denn die wichtigsten Knoten muss man beherrschen, wenn man einiges Tages den Bootsführerschein machen möchte. An anderen Stationen geht es dann um das Thema ‘Retten und Transportieren’, wofür eine Rettungspuppe als ‘Verunglückter’ zur Verfügung steht. Dazu gehört auch erste Hilfe. Was mache ich, wenn die Person bewusstlos ist? Geübt wird die stabile Seitenlage und die Herz-Lungen-Wiederbelebung. “Das üben vier Kids parallel an Puppen. Das Feedback, ob sie alles richtig machen, gibt es direkt über einen Bildschirm”, erklärt Eva Mishuris.

An den unterschiedlichen Stationen werden auch Kommunikation und Teambildung trainiert. Beim Turm aufbauen oder etwa beim ‘Säurefluss’. “In der Gruppe ist immer einer nötig, der den Ton angibt”, so Eva Mushuris. An den Stationen werden die Teilnehmer nach Altersgruppen getrennt. Während die jüngeren oft ‘spielerisch’ zu Lösung finden, gehen 16-jährige anders an solche Aufgaben heran. “Abgesehen vom Alter ist auch der Erfahrungsstand der Teilnehmer unterschiedlich. Manche sind zum ersten Mal dabei, andere haben schon mehrere Camps durchlaufen.”

Neue Mitglieder immer willkommen

Während am Sonntag noch letzte Stationen absolviert werden, wird gleichzeitig für das Jugendeinsatzteam geworben. Dort trainieren 12 bis 16-Jährige einmal im Monat und ab 12 dürfen die Jugendlichen auch schon in die Wache ‘reinschnuppern’. Gemeinsam mit einem volljährigen Mitglied, das mindestens das Rettungsschwimmabzeichen Silber hat, finden sie den Einstieg als ‘Wachhelfer’. “Wer früh einsteigt, bleibt in der Regel auch länger”, weiß Eva Mishuris aus Erfahrung. Die aktiven Mitglieder des DLRG sind von 12 bis 75 Jahre alt.

Aktuell sind beim DLRG Erkrath 50 Einsatzkräfte von Mai bis Ende September im Einsatz. “Einige sind jedes zweite Wochenende im Einsatz, andere vielleicht nur zweimal in einer Saison”, erklärt Eva Mishuris, dass sich die Dienste an die persönlichen Lebensumstände anpassen. So etwa bei jungen Eltern, die weniger Zeit fürs Ehrenamt aufbringen können. Die Einsatzkräfte am Unterbacher See kommen nicht nur aus Erkrath, aber überwiegend aus der Region. Aber auch Einsatzkräfte aus anderen Regionen sind am Wochenende manchmal zu Ausbildungszwecken am Unterbacher See. Einmal monatlich werden Mini-Fortbildungen angeboten, die auch für Auswärtige offen sind.

Während der Pandemie gab es eine zweijährige Unterbrechung für die Jugendarbeit. “12 bis 18-Jährige durften nicht am Wachdienst teilnehmen,” so Eva Mishuris. Das habe sich im letzten Jahr bemerkbar gemacht, denn es waren weniger Jugendlich im aktiven Dienst. “Dieses Jahr sind es aber wieder viele Jugendliche.” Wenn für die jungen Mitglieder Ausbildung oder Studium beginnt, sind viele ‘erst mal weg’, erfahren wir. Aber die würden dem DLRG oft die Treue halten. Viele kämen auch einmal für ein Wochenende her und würden helfen. “Hier kommt man zusammen, weil man die selben Interessen hat. Das ist anders als bei Schulfreundschaften”, beschreibt Eva Mushuris den besonderen Zusammenhalt. Einige der Mitglieder führt dann später auch der Berufsweg in den Katastrophenschutz, zur Feuerwehr oder in die Rettungsdienste.

Wer jetzt Lust bekommen hat, Teil dieser Gemeinschaft zu werden, findet alle Infos auf der Homepage der DLRG Gruppe Erkrath. Wer die Arbeit der Wasserrettung der DLRG am Unterbacher See unterstützen möchte, kann das auch mit einer Spende über Betterplace.org tun.

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