In der Stadtbücherei im Bürgerhaus ist gerade eine ganz besondere Ausstellung zu besichtigen. Es sind die sehr kreativ erstellten Praktikumsberichte der 9. und 10. Klässler der Carl-Fuhlrott-Schule.
Die Ausstellung wird in der kommenden Woche noch klassenweise von den unteren Jahrgängen besucht, die sich für ihre künftig anstehenden Praktika Anregungen holen können. Aber auch alle anderen Besucher können sich einen Eindruck verschaffen und vielleicht nehmen Opa, Oma oder Eltern Tipps für ihre Enkel und Kinder daraus mit oder nehmen sie gleich mit in die Ausstellung.
Einige der Schülerinnen und Schüler waren in dieser Woche vor Ort und haben uns von ihren Praktika erzählt. Zum Teil haben sie schon einen Ausbildungsvertrag unterschrieben, weil das Praktikum sie direkt in die Ausbildung führte. Manchmal auch über Umwege, so wie bei Elena, denn die wollte eigentlich Kinderpflegerin werden und hat deshalb in der 9. Klasse ein Praktikum in einem Kindergarten gemacht. „Ich hab dann ganz schnell festgestellt, dass der Beruf überhaupt nichts für mich ist“, erzählte sie uns. Ihr Praktikum in der 10. Klasse, das über sieben Monate hat sie dann in einem Malerbetrieb gemacht und dort wird sie auch ihre Ausbildung beginnen. „Dabei wollte ich das nie machen. Ich komme aus einer Malerfamilie. Mein Opa, mein Vater und mein Onkel sind Maler und Lackierer.“ Als sie dann in der 10. Klasse ihr Praktikum absolvierte, änderte sich ihre Einstellung. Dinge, die in dem kreativen Handwerk wichtig sind, lagen ihr: Selbst aktiv zu werden, ordentlich zu arbeiten und trotzdem ein gewisses Arbeitstempo zu erreichen und Ausdauer zu haben. Immer noch sind Frauen im Handwerk in der Minderzahl. Elena wird künftig ausschließlich männliche Kollegen haben. „Die behandeln mich aber alle gut“, verriet sie uns.
Phillipp, groß und mit athletischer Figur, hat ein Praktikum bei einem Gerüstbauer gemacht und auch er wird im Sommer dort seine Ausbildung beginnen. „Die Arbeit ist anstrengend. Man muss viel Material für den Auf- oder Abbau tragen. In dem Beruf ist Teamfähigkeit gefragt. Alle müssen sich aufeinander verlassen können“, erzählt er. Dass die Arbeit anstrengend ist, macht ihm nichts aus. Der Hobby-Boxer, der nebenbei ins Fitnessstudio geht, bringt beste Voraussetzungen mit. Phillipp wohnt in Velbert. In der Carl-Fuhlrott-Schule in Hochdahl fühlt er sich wohl. An vorherigen Schulen hat er ganz andere Erfahrungen gemacht. „Hier ist das Lehrer-Schüler-Verhältnis viel besser. Die Lehrer sind für uns da“, lobte er ’seine Schule‘.
Alexandra hat ihr Praktikum in der 10. Klasse in der Kieferorthopädie gemacht und beginnt dort eine Ausbildung zur Zahnmedizinischen Fachangestellten. „Auch dort sind Teamfähigkeit und Ausdauer gefragt“, berichtete sie. Sie macht ihren Abschluss im Sommer im Quali und könnte eigentlich weiter zur Schule gehen. „Mir hat das Praktikum gut gefallen und ich möchte gerne direkt Geld verdienen“, beschrieb sie ihre Motivation sich für die Ausbildung zu entscheiden.
Noch ein Schuljahr bis zur Entscheidung Ausbildung oder weiterer Schulbesuch
Bei den Schülerinnen und Schülern der 9. Klassen steht die Entscheidung zur Ausbildung noch nicht an. Sie haben erste Erfahrungen gesammelt und werden im kommenden Jahr noch ein Praktikum absolvieren. Shahd ist dennoch schon fast sicher, dass sie eine Ausbildung im Einzelhandel machen möchte. Am liebsten im Bereich Mode oder Parfümerie. „Ich liebe Parfüms und mich zu Schmincken“, gestand sie und auch, dass sie ‚öfter mal bei Douglas shoppen geht‘. Als das Praktikum anstand hat sie dann auch proaktiv einfach selbst nachgefragt, ob sie dort ihr Praktikum machen könnte. Sie konnte und hatte viel Freude dabei. „Besonders gern habe ich auch die älteren Damen beraten. Die fragen oft nach. Aber ich habe auch Regale gesäubert und Waren geordnet. In einer Parfümerie muss alles immer sehr ansprechend und sauber aussehen“, erzählte sie von ihren Erfahrungen. Ein bisschen Erfahrung in Beratung und Verkauf hatte sie schon vorher, denn sie arbeitet im genossenschaftlich betriebenen Schulkiosk. „Im Verkauf muss man sich gut organisieren können und vor allem fair sein.“
Severin hat ein Praktikum in einem Kindergarten gemacht. „Ich hab mit den Kinder gespielt, auf sie aufgepasst und manchmal auch Streit geschlichtet. Auch andere Aufgaben, wie Fegen oder Aufräumen habe ich übernommen. Erzieher ist einer der Berufe, die ich mir vorstellen könnte“, erzählte er uns. Neugierig darauf, was er sich noch vorstellen könnte, fragten wir nach. „Im nächsten Jahr mache ich ein Praktikum bei einem Zahnarzt“, verriet er uns daraufhin.
Immer ein offenes Ohr, viele Kooperationen und ganz viel für die Berufswahl
In der bereits viermal mit dem Berufswahl-Siegel ausgezeichneten Carl-Fuhlrott-Schule haben Praktia und Berufswahl einen hohen Stellenwert. In der kommenden Woche kommt das Berufswahl-Siegel wohl ein fünftes Mal dazu. Mit Betriebspraktika in Klasse 9 und 10 lernen die Schülerinnen und Schüler schon während ihrer Schulzeit Berufe kennen und können sich orientieren. Einmal wöchentlich ist Ralph Roppelt von der Agentur für Arbeit in der Schule und berät rund um Schule, Ausbildung, Bewerbung und späteren Beruf. „Ich bin immer montags den ganzen Vormittag vor Ort. Jeder Schüler ist mindestens einmal bei mir“, berichtete Roppelt. Damit das auch sicher so ist, arbeitet er die Schülerlisten alphabetisch ab. Er berät die Schüler zu Schulen und Ausbildung. „Hier an der Schule sind die Schüler sehr aufgeschlossen. Das ist nicht an allen Schulen so.“
Auch das Kollegium widmet dem Thema weitere Laufbahn und Ausbildung große Aufmerksamkeit. „Wir kooperieren mit dem Wirtschaftskreis, der Handwerkskammer, Unternehmen und natürlich der Stadtbücherei“, sagt uns Tran Nguyen der an der Carl-Fuhrott-Schule Berufswahlkoordinator ist.
„Mit einem Kollegium, dass insgesamt aus 44 Lehrern und Sozialarbeitern besteht, versuchen wir immer ’stabile Partner‘ für die Schüler zu sein“, sagte uns Schulleiterin Christine Schneppe. 320 Schüler besuchen die Carl-Fuhlrott-Schule und profitieren vom persönlichen Verhältnis zu ihren Lehrern, die immer ‚ein offenes Ohr‘ für die Anliegen der Schüler haben. Etwa 30 Prozent der Schüler beginnen nach dem Abschluss eine Ausbildung. Viele besuchen im Anschluss erst einmal ein Berufskolleg. „Oft besuchen uns ehemalige Schüler und erzählen, wie es ihnen auf dem weiteren Weg geht“, freute sich Schneppe, das der Kontakt lange nicht abbricht. Dennoch gäbe es ein bis zwei Schüler pro Jahr, die ‚durchs Raster fallen‘ und den Abschluss und Anschluss nicht schaffen.
Umso wichtiger erscheint das Engagement der Lehrer und die Kooperationen, die Schüler frühzeitig ‚abholen‘ und ihnen die Chancen aufzeigen. „Ich bin sehr froh, dass wir diesen Beitrag leisten können. Die Ausstellung, die auch Anregung für andere ist und die geleistete Arbeit der Schule ist schon ein Alleinstellungsmerkmal“, lobte auch Stadtbüchereileiterin Anne Heimansberg-Schmidt die Arbeit. „Die Plakate haben die Schüler im Bereich Arbeitslehre / Wirtschaft erstellt“, erklärte uns Imke Hofmann, Fachlehrerin in Englisch, Mathe und Erdkunde.
Vielen Dank für den schönen Artikel!
Sehr gerne. Die jungen Leute haben sich ja auch sehr viel Mühe gegeben. Das darf gerne auch einmal gewürdigt werden.