Orange Day in Erkrath

von Susann Krüll

Sie setzten am 25. November gemeinsam ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen. Foto: Susann Krüll

Orange Day-Aktion zum Gedenktag ‘Gewalt gegen Frauen’ vor dem Rathaus

Jedes Jahr am 25.11. wird weltweit angemahnt, dass Frauen Opfer von physischer und psychischer Gewalt bis hin zum Femizid werden – auch hier in NRW, auch hier in Erkrath. Nicht wegzuschauen und den betroffenen Frauen aufzuzeigen, beim wem sie Hilfe erhalten, dazu dienen alljährlich die Aktionen, die Anne Pollmann, Gleichstellungbeauftragte der Stadt Erkrath, gemeinsam mit ihren Kolleginnen im Kreis Mettmann veranstalteten.

Brötchentüte mit Telefonnummern für Hilfe und Beratung

76.000 Brötchentüten haben die Gleichstellungsbeauftragten der Kreis-angehörigen Städte anlässlich des diesjährigen Mahntages drucken lassen. “Wir freuen uns sehr, dass inzwischen immer mehr Bäckereien, aber auch Tankstellen und Kioske, die ebenfalls Brötchen und andere Backwaren verkaufen, die Tüten abnehmen. So werden die Telefonnummern der Hilfe- und Beratungsstellen breit gestreut im Kreisgebiet”, informierte Annegret Pollmann die Frauen aus Politik, Rat und der von ihr geleiteten FRAUKE-Gruppe, die gemeinsam mit, Regina Wedding, Erkraths Stellvertretender Bürgermeisterin als Schirmherrin der Aktion, zur Kundgebung vor dem Rathaus gekommen waren. 15.000 der Tüten wurden allein in Erkrath verteilt. Auch Mirjam Brinkmann, die beim SKFM (Sozialdienst Kath. Frauen und Männer) Mettmann e. V. für die Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt leitet, konnte Annegret Pollmann begrüßen. Um schon äußerlich zu signalisieren, dass Gewalt gegen Frauen und Mädchen ein No-Go ist, trugen die meisten der Teilnehmenden orangene Kleidungsstücke wie Schals, T-Shirts oder, wie Annegret Pollmann, einen Schlauchschal und eine Maske in der Symbolfarbe der weltweiten Bewegung.

Zahlen der Gewaltdelikte gegen Frauen sprechen eine erschreckende Sprache   

“Jeden dritten Tag stirbt eine Frau in Deutschland an den Folgen eines Femizids, einem Mord, begangenen von einem Ex-Partner. Doch in Deutschland werden diese Taten noch immer, zumindest in den meisten Fällen, nicht als Mord geahndet. Stattdessen findet man ‚Erklärungen‘, warum der Mann so gehandelt hat. Da heißt es: Er war ob des Trennungsschmerzes nicht zurechnungsfähig, er habe unter Alkohol-Einfluss gestanden. Doch handelt es sich um eiskalt geplante Taten, die nur selten aus dem Affekt entstehen”, so die Mahnung von Erkraths Gleichstellungsbeauftragter an die Zuhörerinnen und den Stellvertretenden Bürgermeister Marc Göckeritz. Dieser wies in seiner Ansprache auch darauf hin, dass die unangemessene Ansprache von Frauen, das so genannte Cat Calling, bereits eine Verletzung der Privatsphäre, und damit eine sprachliche Gewaltanwendung, darstellt.
Im Jahresbericht 2021 des bundesweiten Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen finden sich u. a. diese erschreckenden Zahlen: Unter den insgesamt 81.600 Kontakten zum Hilfstelefon waren 54.000 von Gewalt betroffene Frauen, die Rat suchten. “Und dies sind nur die bestätigten Zahlen, die Dunkelziffer von Frauen, denen physische und/oder psychische Gewalt angetan wurde und jeden Tag wird, liegt um ein Vielfaches höher”, so Pollmann, die diese bestätigten (!) Gewalttaten an Frauen nannte:  952 Frauen im gesamten Kreis Mettmann, darunter 76 aus Erkrath (Quelle: SKFM Mettmann e. V.). Pollmann hob noch eine weitere Tatsache hervor: “Die meisten Anrufe erreichen das Hilfetelefon nachts, wenn meine Kolleginnen und ich nicht in den Büros sind. Daher ist es so wichtig, dass die Telefonnummer des bundesweiten Hilfstelefons bekannt ist (s. u. Anm. der Redaktion)”, so die engagierte Gleichstellungbeauftragte, der man anmerkt, wie sehr sie die Zahlen, bzw. die Schicksale der Mädchen und Frauen, anfechten. Ihre Aufgabe ist es u.a., die betroffenen Frauen und deren Kinder z. B. in das Frauenhaus des Kreises zu vermitteln. “Uns werden die Kontaktdaten der Frauen, die Opfer von Gewalt geworden sind, von der Polizei oder dem Hilfetelefon zugeleitet, wenn sie aus Erkrath stammen und der Weitergabe ihrer Daten zugestimmt haben.”

Hilfe für betroffene Frauen in Erkrath/Kreis Mettmann

  • Bundesweites Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“: 0800-116 016
  • Bundesweite Hilfsangebote siehe: www.frauen-info-netz.de
  • Der SKFM Mettmann e. V. bietet zahlreiche Hilfsangebote in ihrer Fachstelle in Mettmann, Neanderstr. 68-72, 40822 Mettmann.
  • Die Interventionsstelle Häusliche Gewalt erreichen Betroffene unter der Telefonnummer (0 21 04) 14 19-221 oder per Mail: interventionsstelle@skfm-mettmann.de.
  • Die Fachberatungshilfe Sexualisierte Gewalt erreichen Bertoffene unter der Telefonnummer (0 21 04) 14 19-226 oder sexualisiertegewalt@skfm-mettmann.de. Dort werden Opfer nach Vergewaltigungen auf die Möglichkeit einer „Anonyme Spurensicherung nach Sexualstraftaten (ASS)“ im Krankenhaus beraten. Diese ermöglicht es ihnen, sich auch in längerem Abstand zu einer Tat zu entscheiden, Täter aufzuzeigen. Denn die Abstriche werden gerichtsverwertbar gesichert und dort aufgehoben.
  • Außenstelle der Allgemeinen Frauenberatungsstelle des SKFM in Erkrath: Integrations- und Beratungszentrum „Hand in Hand“, Beckhauser Str. 16g, 40699 Erkrath, immer am 1. Freitag im Monat, 14h-16h. Bitte Termin vereinbaren unter (02104) 14 19-232.

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