Omas gegen Rechts für Seenotrettung im Mittelmeer

von Ria Garcia

Omas gegen Rechts beim Aktionstag für Seenotretter im Mittelmeer. Foto: Lutz Wulfestieg

Wie schon in den vergangenen Jahren informierten die Omas gegen Rechts am Sonntag im Neandertal Spaziergänger und Ausflügler über die Seenotrettung im Mittelmeer und sammelten Spenden für die Seenotretter-Organisationen SOS Humanity und Sea Eye.

Eine kleine Irritation gab es im Vorfeld des Aktionstages. Wir hatten diesen angekündigt und daraufhin eine Email der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) erhalten, die diesen Tag ‚als ihren Tag der Seenotretter‘ reklamierte. An dieser Stelle deshalb noch einmal der Hinweis, dass die Omas gegen Rechts sich an diesem Sonntag nicht anlässlich der DGzRS im Neandertal platzierten, sondern bewusst einen eigenen Tag für die Seenotretter im Mittelmeer begehen, wie schon in den Jahren zuvor. „Während es in Nord- und Ostsee sozusagen ein verbrieftes Recht auf Rettung gibt, passiert im Mittelmeer das krasse Gegenteil“, sagte uns Barbara Gille von den Omas gegen Rechts. Ein gutes Dutzend von ihnen aus dem Kreis Mettmann hatte sich an den Infoständen an der Straße und am Parkplatz versammelt und informierte Spaziergänger und Besucher. Sie erzählt von der Situation der Helfer auf dem Mittelmeer. „Seenotretter werden im Mittelmeerraum kriminalisiert“, ist sie entrüstet und fragte: „Ist ein Menschenleben auf dem Mittelmeer weniger wert, als auf Nord- und Ostsee?“

Warum kein internationaler Tag für Seenotretter?

Von der DGzRS hatten wir in einer Email erfahren, dass sie den Aktionstag seit mehr als 25 Jahren immer am letzten Sonntag im Juli begehen. Hier ein Auszug aus der Email: „Der Tag der Seenotretter ist seit mehr als 25 Jahren der Aktionstag der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS). Die vor fast 160 Jahren gegründete DGzRS ist der zuständige maritime Such- und Rettungsdienst auf Nord- und Ostsee. Unser Einsatzgebiet ist begrenzt, unser Zuständigkeitsbereich klar festgelegt. Die Seenotretter sind nicht im Mittelmeer aktiv. Der Tag der Seenotretter ist kein internationaler Aktionstag, sondern immer am letzten Sonntag im Juli der Tag der DGzRS. Unsere Schwestergesellschaften, die jeweils national zuständigen maritimen Such- und Rettungsdienste im Ausland, begehen eigene entsprechende Tage, beispielsweise Ende April (Niederlande), im Mai (Großbritannien und Irland) und im Juni (Frankreich).

Einen internationalen Tag der Seenotretter gibt es nach unseren Recherchen tatsächlich bisher nicht und der Tag der Seenotretter ist als Aktionstag der DGzRS bekannt. Vielleicht heißt der seit fünf Jahren von den Omas gegen Rechts für die Seenotretter an der ‚tödlichsten Außengrenze der EU‘, wie die Grenzregion im Mittelmeer auch häufig genannt wird, begangene Aktionstag dann künftig ‚Tag der Seenotretter im Mittelmeer‘? Dass der Aktionstag der Omas gegen Rechts auch immer am letzten Sonntag im Juli stattfindet, hat inzwischen eine fünfjährige Tradition und soll beibehalten werden, um für SOS Humanity und Sea Eye lokal Spenden zu sammeln und deren Infomaterial zu verteilen.

Positiv werben, um auf die Situation aufmerksam zu machen

Barbara Gille, ursprünglich aus Ratingen, wohnt „der Liebe wegen“ inzwischen in Oberhaus. „Ich beteilige mich aber auch weiterhin aktiv an den Aktionen hier im Kreis“, erklärt sie. Wäre es nicht so, würde auch etwas fehlen, ihre künstlerischen Ambitionen. Die kleinen Bilder auf Buttons, Steinen oder auch die größeren auf Ziegelsteinen, malt sie. Die Buttons und bunte Papierschiffchen werden auch immer wieder gerne von Passanten mitgenommen. Manchmal werden auch Dinge mitgenommen, die eigentlich nicht dafür gedacht waren. „Von diesem Bild gab es auch einmal einen Stein zum beschweren der Flyer, damit diese nicht vom Wind weggeweht werden“, erzählte sie, während sie uns das Bild auf Papier zeigt. Aber dann war er irgendwann weg. Da hatte wohl jemand lieber einen Stein, als einen Button.

Für Barbara Gille ist ihr Engagement bei den Omas gegen Rechts und da vor allem auch das Engagement für die Seenotretter im Mittelmeer eine Herzensangelegenheit. „Es ertrinken immer noch viel zu viele Menschen bei der Flucht übers Mittelmeer“, sagte sie uns. Ohne die Seenotretter im Mittelmeer wären es noch viel mehr. Grausam seien die sogenannten Pushbacks, bei denen Flüchtlinge von der Küstenwache der jeweiligen EU-Mitgliedsstaaten aufs Meer zurück oder zurück auf libysches Gebiet gedrängt werden. „Da gab es den Fall einer Mutter mit ihrem Kind, die lieber von Bord in den Tod springen wollte, als in libyschen Lagern gefoltert und vergewaltigt zu werden“, sagte sie uns. Die katastrophalen Zustände für Flüchtlinge in Libyen sind nicht neu. Wie grausam es vielen ergeht, darüber berichtet die Deutsche Welle schon 2019. Drei Jahre später berichtete die Tagesschau ‚Bundesregierung setzt weiter auf Libyen‚. Die europäische Grenzschutzagentur habe vielmals weggesehen und sei Berichten zufolge nicht unbeteiligt gewesen. Darüber, dass Frontex tödliche Pushbacks vertuscht haben soll, berichtete 2022 auch der Tagesspiegel. Im Januar 2024 brachte das Magazin STRG_F einen Bericht über Frontex.

Happy Birthday: Fünf Jahre Omas gegen Rechts im Kreis Mettmann

Darauf angesprochen, dass die Omas gegen Rechts im Kreis Mettmann doch eigentlich in diesem Jahr ein kleines Jubiläum feiern müssten, denn immerhin können sie seit dem Frühjahr auf ein fünfjähriges Engagement zurückblicken, winken sie ab: „Keine Zeit, es gibt so viel anderes für unsere Aktionen zu tun.“ Sie kreisen halt nicht um sich selbst. Bei den Omas gegen Rechts (bei denen übrigens auf Opas mitwirken dürfen), geht es um den Schutz nachfolgender Generationen, den Schutz des Lebens, um ein Leben in Freiheit und Demokratie. „Man lässt keine Menschen im Meer ertrinken“, lautete eine der Aktionsüberschriften am letzten Sonntag. Und man hinterlässt nachfolgenden Generationen eine lebenswerte Welt. „Wir arbeiten auch mit den jungen Leuten von Fridays for future zusammen, wenn etwas ansteht.“ Vor allem aber stellen sich die Omas gegen Rechts vehement gegen wideraufkeimenden Faschismus.

Und sie werden immer mehr …

Im März 2019 bei einer Demo gegen Rechts in Mettmann, die eine überparteiliche Antwort auf den vorher stattgefunden Aufmarsch der rechten Partei der dritte Weg war, von Heike Linnert in Mettmann initiiert, sind sie heute in den verschiedenen Städten im Kreis vertreten, auch in Erkrath. Noch relativ ‚frisch‘ dabei, seit Anfang des Jahres, ist Hannah Eggerath. Sie schätzt die Frauen, die sich hier engagieren. „Lauter intelligente und politisch interessierte Frauen. Mir gefällt vor allem der wertschätzende Umgang miteinander“, sagte sie uns am Sonntag.

Und wenn sie sich schon nicht selbst die Zeit nehmen ‚Geburtstag‘ zu feiern, dann wollen wir aus der Redaktion hier wenigsten noch einmal gratulieren:
Happy Birthday Omas gegen Rechts im Kreis Mettmann.
Danke für Euer Engagement.

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