
Wissenswertes zum bedrohten Biotop Flussaue vermittelt ein nun fertiggestellter barrierearmer Infopfad am Naturschutzzentrum Bruchhausen.
Rund zwei Jahre hat die Anlage des Artenschutzgewässers samt barrierearmer Wegeführung in Anspruch genommen, doch nun ist der Infopfad „Zeugen aus dem bedrohten Biotop natürliche Flussaue“ auf dem Gelände des Naturschutzzentrums Bruchhausen endlich fertiggestellt. Mit einer kleinen Feier und zwei Führungen wurde der Pfad am vergangenen Freitag auf Einladung des Vereins der Freunde und Förderer des Naturschuzzentrums Bruchhausen offiziell eingeweiht.
„Grundidee war die Öffnung des Geländes für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen“, erklärte Karin Blomenkamp, Leiterin der naturschutz- und umweltpädagogischen Einrichtung, im Rahmen der Einweihung. Den Anfang zu einer solchen Öffnung machte bereits vor einiger Zeit die Anschaffung von unterfahrbaren Hochbeeten. Hier können Kinder vom Rollstuhl aus bequem mitgärtnern. Ein Garten lässt sich barrierefrei gestalten, Natur hingegen ist normalerweise nicht barrierefrei. Daher soll nun wenigstens ein Bereich des Geländes des Naturschutzzentrums auch mit Rollator, Rollstuhl oder auch mit dem Kinderwagen erkundet werden können. Der barrierearme Infopfad beginnt und endet am Parkplatz des Naturschutzzentrums, führt in den Nordteil des Geländes zum Kreuzkrötentümpel und informiert auf zwei Lehrtafeln – am Anfang und Ende des Wegs – über einen Lebensraum, den es in der Natur hier heute kaum noch gibt: die Flussaue.
Vor rund 66 Millionen Jahren sah das noch ganz anders aus. Dort, wo heute die Bruchhauser Sandgrube ist, floss damals der Rhein entlang. Die ersten Kreuzkröten hatten hier ihr Traumbiotop. „Jene ehemals natürlichen Lebensräume hat der Mensch heute für seine Zwecke umgestaltet und so findet die Kreuzkröte kaum noch Natur für ihr Leben. Sie ist gezwungen, künstliche aber ähnliche Lebensräume wie Steinbrüche oder auch Kies- und Sandgruben zu besiedeln. Oft jedoch nur, bis auch diese „leer“ aus der Sicht des Menschen sind und dann leider viel zu oft von ihm verfüllt werden“, informiert die am Pfad installierte Infotafel, wie der Lebensraum der Kröte weiter und weiter schrumpft.
Die kleinen Amphibien brauchen viel Sonne, lockere Böden mit Höhlen und warme Pfützen, die nicht vorzeitig austrocknen, für ihren Nachwuchs. Und genau das bietet der flache Tümpel, den das Team des Naturschutzzentrums hinter dem großen, tieferen Pädagogikteich angelegt hat. „Die Geburtsgewässer, in denen die Kröten Eier legen, waren früher flache, ganz langsam austrocknende Tümpel in den Auen, die durch das Hochwasser entstanden waren und im Herbst austrocknen. Solche Verhältnisse können in Sandgruben und Steinbrüchen imitiert werden, damit sich auch keine Fische oder andere tierischen Jäger ansiedeln, die unsere Kaulquappen fressen“ erfährt man weiter.
Fische können den Bruchhauser Kreuzkröten zwar nicht gefährlich werden, doch zwei eingewanderte Säugetierarten „frustrieren“ ihn derzeit sehr, erklärte Ehrenamtler Bernhard May (ehemals Vorstandsmitglied der Stiftung Naturschutzgebiet Bruchhausen), während die Gäste bei der Führung Libellen, Teichfrösche, Wasserschnecken und Kaulquappen beobachteten: Nutrias und Waschbären. Die Nutrias räumen im Winter die Teiche leer und die Waschbären fressen die Kröten – nachdem sie sie gehäutet und somit die giftige Schutzhülle der Amphibien entfernt haben. „Die Kreuzkröten machen keine Wanderungen zu ihren Laichgewässern. Aber sie machen so ein Riesengeschrei, dass die Waschbären wissen: ‚Hey, hier ist unser Schnitzel!’“, erklärt der Naturschützer das Problem.
Von der Bedrohung durch die Waschbären erfährt man auch auf den Infotafeln, deren Inhalt May erarbeitet hat. Ebenso wie eine Erklärung zum Knollenstein, der am Parkplatz liegt und die Initialzündung für den Infopfad gegeben hatte: „Als Karin Blomenkamp und ich hier 2001 anfingen, habe ich den Stein gefunden und wusste nicht, was das ist.“ Der riesige Stein stellte sich als Braunkohlenquarzit heraus und stammt aus der Bruchausener Sandgrube. Dort ist er vor Jahrmillionen durch eine chemischen Reaktion aus Wasser, Eisen und Säure entstanden und lag tief auf dem Grund des Ur-Rheins. Nur bei Niedrigwasser waren die auch als Hungerstein bezeichneten geologischen Zeitzeugen zu sehen. Gemeinsam mit den Kreuzkröten sind die Knollensteine „Zeugen aus dem bedrohten Biotop natürliche Flussaue“ und lassen sich auf dem Infopfad erkunden. Eine Anmeldung ist erforderlich: 02104 / 797989
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