
Eine Lesung im Secondhand Kaufhaus Rundum nahm die Besucher mit auf eine kleine Reise mit Alexander Oetker durch Frankreich. Die Zuhörer waren begeistert und die Veranstaltung rief nach Fortsetzung.
Bekannt ist, dass Sara Willwerth, unsere geschätzte langjährige Eigentümerin der Buchhandlung Weber in Hochdahl, in den wohlverdienten Ruhestand gehen will. Allerdings sind noch einige Details abzuklären. Ob sie danach weiterhin Lesungen veranstalten wird, ließ sie offen. „Es steht noch alles in den Sternen. Man muss abwarten und heute kann ich noch nichts bestätigen“, sagte sie uns am Rande der Lesung, mit der sie noch einmal ihr Organisationstalent und ihre Kreativität zeigte. In Kooperation mit dem SKFM hatte sie für diese Lesung das Secondhand-Kaufhauf Rundum als Veranstaltungsort gewählt und verstand es das Publikum für diesen ungewohnten Platz zu begeistern.
Mattias Königsberg vom SKFM bestätigte: „Ja wir beabsichtigen, dieses Format beizubehalten und einmal im Monat eine Veranstaltung anzubieten. Ob unbedingt im Verkaufsraum, der mit viel Manpower und Aufwand umgestaltet werden muss oder in der Cafeteria, muss von Fall zu Fall geklärt werden.“
Die Wohlfühlzone war für 130 Besucher geschaffen. Das Catering – auch vom SKFM organisiert – lud die Besucher zu Leckereien wie kleine Käseschnecken, Flammkuchen und andere Köstlichkeiten ein. Auch für die Getränke, passend zum französischen Abend Rotwein und alkoholfrei Getränke standen bereit. Alles mit liebevoller Unterstützung der fleißigen Mitarbeiter SKFM und anderen freiwilligen Helfern.

Dann ging es los. Alexander Oetker betrat, vorgestellt von Sara Willwerth, die Bühne und hatte nach zwei Sätzen die Zuhörer in seinen Bann gezogen. “Ich schreibe auch Krimis, aber sie sind nicht so blutrünstig wie die meiner Kollegen Jussi Adler Olsen, anderer Nordischen Krimischreiber oder Sebastian Fitzek“, berichtete er über sein Wirken als Autor. Nachdem Oetker aus seinem Buch „Wilder Wein“ vorgelesen hatte, konnten die Zuhörer, die auch Fitzek’s Buch „Kalendermädchen“ gelesen hatten, das bestätigen. Aber bei Oetker versterben die Opfer, indem sie langsam, umnebelt von giftigen Gärgasen, in das Totenreich versinken. Wie jeder Autor seinen Kommissar hat, ist es bei Alexander Oetker Luc Verlains. Im Gegensatz zu den schwermütigen problembelasteten nordischen Kommissaren, ist Verlains ein Franzose, wie man sich ihn vorstellt, lebenslustig, dem guten Essen und gutem Wein zugetan.
Alexander Oetker ist ein offensichtlicher Frankreichkenner. Er hätte den Besuchern mit seinem Wissen auch locker einen Frankreichurlaub andrehen können. Herrlich war die Beschreibung des jährlich stattfindenden Marathons de Châteaus du Médoc, der im September, meist noch bei über 32 Grad, stattfindet und von stressfreier heiterer Stimmung geprägt ist. 42 verschiedene Bands, 22 Erfrischungsstände, die Rotwein kredenzen und 55 Animationspunkte tragen zur Stimung bei. Weinproben auf den Chateaus mit Austern, Champagner, Tomaten, Käse, Eis und andere Köstlichkeiten erwarten die Läufer beim Medoc Marathon. Schön war Alexanders Beschreibung, wie Läufer aussehen die durch die Ziellinie laufen und die zu viel Rotwein genossen haben. Übrigens die Bestzeit bei diesem Marathon liegt bei knapp über sechs Stunden.
In der Pause sprachen wir mit Ralf Jensch. Der Softwareentwickler bezeichnet sich selbst als Wiederholungstäter, den man häufiger bei den von Sara Willwerth organisierten Lesungen trifft. Er ist ein Freund von stressfreien Krimis. „Meine Favoriten sind zum Beispiel die Krimi Cops oder Der Münsteraner Tatort“, sagt er.
Nach der Pause las Oetker aus seinem Buch „Mittwochs am Meer“ vor. Kein Krimi, sondern eine Liebesgeschichte. In der Beschreibung hörte man sehr deutlich die Unterschiede einer Liebeserklärung von einem Franzosen zu der eines Deutschen. Oetker stellte fest: „Wenn man das so hört, die Deutschen flirten gar nicht mehr.“ Um den Unterschied der Deutschen zu den Franzosen zu verdeutlichen, berichtete Oetker von einer selbst erlebten Geschichte. Von einer Hotel Rezeptionistin, die ihm berichtete, dass das Hotel trotz seiner Vorbestellung ausgebucht sei, sie für ihn aber ein Zimmer in einem anderen Hotel besorgt hätte. Am anderen Tag fand er einen Brief der Rezeptionistin vor, einen regelrechten Liebesbrief. Das würde in Deutschland nie geschehen.
Anschließend zeigte er einige Dias von Frankreich zu denen er kleine Geschichten erzählte. So berichtete er vom Weinbau und wie schwierig manche Jahre, je nach Wetterlage, sind. Er erzählte traurige und fröhliche Anekdoten. Er betonte noch einmal die Liebe der Franzosen zum guten Wein und zum guten Essen. Selbst Kindergartenkinder erhalten jeden Tag ein drei Gänge-Menü und zum Abschluss Käse. Keine Käseplatte steht auf dem Speisezettel, sondern die Käsesorte, die an dem Tag gereicht wird. So wachsen schon die Kinder im Bewusstsein auf, auf gutes und ausgewogenes Essen zu achten.
Die Besucher hätten Alexander Oetker, den Sara Willwerth vor einigen Jahren anlässlich seines ersten Romans im Hochdahler Lokschuppen präsentierte, sicher noch stundenlang zuhören können. Er war ein absolutes Highlight, unterhaltsam, von hoher Sach- und Fachkompetenz. Einfach sympathisch. Es bleibt zu hoffen, dass wir ihn bald wiedersehen. Jutta und Peter Faßbender, Peter war bis zur Auflösung Chef bei Tinker Bell, erzählten, dass Alexander Oetker quasi schon ein Freund der Familie sei. Sie haben mit Begeisterung alle seine Bücher gelesen. Insgesamt war es ein sehr unterhaltsamer Abend in angehmer Atmosphäre, was nicht zuletzt den Mitarbeitern des SKFM zu verdanken war, die für das Ambiente und liebevolle Catering sorgten. Der Einstieg für Lesungen im SKFM war auf jeden Fall gelungen.
Alexander Oetker hat als Autor von Krimis und Romanen schon zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Auch das von ihm verfasste Kochbuch Chez Luc wurde vielfach prämiert, u.a. mit Silber bei den Swiss Gourmetbook Awards, dem Gourmand World Cookbook Award und dem ITB Buch Award 2023. Jeder Krimi enthält auch mindestens ein Rezept, aber hier nimmt Luc Verlain, der Commissaire, uns mit zu Sternetempeln und Geheimtipps: 25 Spitzenköche der Aquitaine stellen ihre Lieblingsmenüs vor. Ein einzigartiger kulinarischer Roadtrip.
Sein neuestes Buch Wilder Wein ist uns nach dieser Lesung auf jeden Fall eine Empfehlung wert.
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