Mehr als 300 Besucher bei den Modellbahntagen

Endlich durfte auch Uli Schimschock eine Lok steuern ... © LW

‘Alles in Bewegung’, konnte man als Motto am vergangenen Wochenende auch auf die Modellbahntage im Lokschuppen übertragen. Erstmals mit dabei: Die Modellisten.

Nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause trafen aktive und passive Modellbahnfreunde aufeinander. Mit 300 Besuchern, Kinder nicht mitgezählt, war im Lokschuppen viel los, aber Vor-Pandemie-Zahlen wurden nicht erreicht. “Das liegt aber vor allem auch daran, dass vor der Pandemie meist das verlängerte Wochenende mit Allerheiligen genutzt haben und die Modellbahntage dann über vier Tage stattfanden”, erklärt Dr. Ralf Fellenberg, Vorsitzender des Eisenbahn- und Heimatvereins Erkrath-Hochdahl.

Künstler mit Karton und Schere: Kartonmodellbauer

Im Lokschuppen traf man auch ‘alte Bekannte’, unter anderem Hans Loh mit seinem Kartonmodellbau. “Hans Loh ist unserer treuester Teilnehmer”, verrät Fellenberg. Zwar wohne er inzwischen in Duisburg, aber dem Verein sei er immer noch eng verbunden. Hans Loh ist seit 12 Jahren bei allen Modellbahntagen anwesend und ist auch der kreative Kopf für die Kartonbastelbögen, die man im Bahnladen erwerben kann. In seiner neuen Heimat Duisburg bietet er Workshops in der Zentralbibliothek an und bastelt in Grundschulen mit Kindern. “Im Moment sind natürlich Martinslaternen und Adventsbasteleien in den Grundschulen gefragt”, verrät er, dass die ‘Kleinsten’ eher keine Lokomotiven basteln, wie sie an seinem Stand im Lokschuppen zu bewundern waren. Auch Hans-Werner Kimpel ist einer der Künstler mit Karton und Schere, die erstaunliches aus dem Material ‘zaubern können’. Auch er ist nicht zum ersten Mal bei den Modellbahntagen im Lokschuppen.

MEC Wuppertal mit Schwebebahnmodell

Außergewöhnliches hatten auch der MEC Wuppertal im Gepäck: Das älteste Modell einer Wuppertaler Schwebebahn, dass eigentlich auch noch fahrtüchtig ist, aber der Akku war durchgebrannt und so mussten die Besucher am Wochenende mit dem ‘Stand-Modus’ vorlieb nehmen. “Wir laden natürlich alle Besucher der Modellbahntage gerne auch nach Wuppertal zu unseren Adventsvorführungen ein, da fahren unsere Schwebebahnmodelle auch”, verspricht Hermann Sandrock. Ein Modell der aktuellen Schwebebahn gibt es dort auch. Neben Schwebebahnen hatten die Herren auch die Modelleisenbahn im Koffer im Gepäck, die in weihnachtlicher Winterlandschaft fährt. “Ist selbst gebaut und wir haben vier von diesen Koffern, für jede Jahreszeit einen”, sagt uns Vereinsmitglied Jürgen Eckardt. Und so manch altes Schätzchen, konnte man zusätzlich entdecken. Der Verein, dessen Gründung auf erste Treffen mit dem bekannten Eisenbahnfotografen Carl Bellingrodt zurückgeht, verfügt darüber hinaus über eine große Fotoausstellung von Bellingrodt. (Adventsführungen des MEC Wuppertal, jeweils in zwei Gruppen um 17 und 19 Uhr. Voranmeldung nötig. Alle Termine hier.)

Die ‘großen Oldtimer’ unter den Modellbahnen

Rüdiger H. und Roland U. (die beiden baten uns, ihre Nachnamen nicht zu nennen) sind private Sammler aus Leidenschaft. Was sie da ‘auf die Bahn bringen’ sind echte Sammlerstücke und Ihre Modellbahnen zu Hause aufzubauen ist schon aus Platzgründen kaum möglich. Deshalb freuen sie sich natürlich über Gelegenheiten, wie die Modellbahntage im Lokschuppen. Die beiden leben in Wuppertal und Remscheid, eigentlich also ganz in der Nähe, aber bei der Anfahrt am Donnerstag zum Aufbau hatten sie mit der Anfahrt so richtig Pech. Die A46 war wegen eines Unfalls ganztägig gesperrt und der Stau ging vom Sonnborner Kreuz in die Stadt hinein. Die gute Laune hat es ihnen nicht verdorben. “So einen Zug hier kaufen Sie nicht mal eben bei Ebay, gelegentlich findet man mal einen einzelnen Wagon”, erzählt uns Roland. Die dreispurigen Gleise ‘glänzen’ und wir erfahren, dass das Nachbauten sind. Die eisernen Originalschienen sind in der Regel so rostig, dass die Züge darauf nicht mehr gut laufen. Einzig die Weichen sind noch Original. Die stammen aus den 1920ern und 1930ern. Wagons, Loks und alles drum herum sind überwiegend von den Marken Kraus Fandor, Bing und Märklin. Die ältesten Sachen aus den 1910ern. Ersatzteile gibt es dafür schon lange nicht mehr. “Wenn etwas kaputt geht, muss es nachgebaut werden”, sagt uns Rüdiger.

Die Wolfsschlucht und die Magnetschwebebahn

Beeindruckende Modellbauten hatte die Modell-Arbeitsgemeinschaft Kaarst (MAK) mitgebracht. So manches war erst auf den zweiten Blick sichtbar. So liefen etwa die Züge, die die ‘Wolfsschlucht’ passierten durch ein Tunnelsystem über mehrere Etagen. Ein Hubschrauber stieg auf und landete wieder und hinter dem Stand durften Besucher einen Blick auf die Mini-Modellbahn, die – wie der Transrapid – mit Magnetantrieb funktionierte, werfen.

Alte Bekannte auf der Kranger Kirmes

Gleich nebenan gab es ein Wiedersehen. Die Modelleisenbahnfreunde Erkrath waren auch vor Ort. Ihre ursprüngliche ‘Heimat’ hatten sie im Gymnasium an Neandertal. Mit der Diskussion zum Neubau 2019 mussten sie sich eine neue Bleibe suchen und fanden diese schließlich in Solingen. Dorthin laden sie auch alle Fans zu den Modellbahntagen zum 1. Advent ein. Die finden am 26. und 27. November 2022 in Solingen auf der Löhdorfer Str. 38 statt. In den Lokschuppen hatten sie ein Modell der Kranger Kirmes mitgebracht. Wer sich die arrangierten ‘Menschenmassen’ anschaute, konnte einen Eindruck der Arbeit gewinnen, die darin steckt.

Die Modullisten

Ganz neu und zum ersten Mal dabei waren die Rheinisch-Bergischen Modullisten. Peter Segler, Mitglied des Eisenbahn- und Heimatvereins Erkrath-Hochdahl, hatte in der Zeitung von ihnen gelesen und sie besucht und angesprochen. Die Gruppe, die kein Verein ist, stammt aus Neuss, Düsseldorf, Wuppertal, Solingen, Leichlingen und Haan. Daraus resultiert auch der Name, den sie sich gegeben haben. Die Besonderheit: Die Aufbauten sind einzelne, quasi genormte Module, die je nach Ausstellungsplatz immer wieder beliebig aneinander gebaut werden können.

“Im Kreis fahren kann jeder”, erklärt uns Michael Zimmermann, der hinzufügt, dass sich die Modullisten im Lokschuppen sehr wohl fühlen. Auf den aufgebauten Modulen fahren die Züge, wie im wahren Leben, auf Strecken in Bahnhöfe ein und wieder aus. Viele Module sind ‘Fantasie-Landschaften’, aber es gibt auch Nachbauten von Originalen, wie etwa einem alten Bahnhof in Solingen-Nord. Einer der Modullisten hat alle Detailzeichnungen im Computer gespeichert und kann für Ausstellungen je nach vorhandenem Platz die passenden Module zusammenstellen. Mit 130 Höhe ist die Anlage für Erwachsene bequem zu bedienen und ermöglicht auch einmal einen ‘seitlichen Blick’ auf die Züge und das Räderwerk darunter. “Für uns ist das eine bequeme Arbeitshöhe”, gesteht Zimmermann. Damit auch ‘kleine Besucher’ alles sehen können, haben sie einen Tritt im Gepäck. 40 Module hatten sie aufgebaut. “Wir hätten noch mehr mitbringen können, aber wir haben uns auf die fertig gestalteten beschränkt. Es gibt noch so etwa 15 bis 20 weitere bei den Kollegen.” Was ‘fertig gestaltet’ heißt, zeigen einige Detailaufnahmen. Die Loks werden digital gesteuert, sodass mehrere parallel von den Modullisten bedient werden können. Ganze sechs Stunden dauert der Aufbau der Module, die jeweils millimetergenau justiert werden müssen, damit die Loks ‘unfallfrei’ über die Schienen vom einen zum nächsten Modul laufen.

Modellbahntage in Solingen

Wer jetzt traurig ist, weil der die Modellbahntage verpasst hat: Im nächsten Jahr finden sie bestimmt wieder statt und wir werden sie rechtzeitig ankündigen. Vorher besteht natürlich die Gelegenheit beim MEC Wuppertal vorbei zuschauen oder die Modelleisenbahnfreunde Erkrath in Solingen zu besuchen:

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