Lokschuppen ‚unter Strom‘

von Christian Zimmer

So ging Elektrifizierung damals ... Foto: Christian Zimmer

Vergangenen Sonntag, 25. Juni, war wieder Museumstag im Lokschuppen. Diesmal ging es in einer Sonderausstellung um die Elektrifizierung der S-Bahn-Strecke zwischen Düsseldorf und Wuppertal.

„Unsere Loks gewöhnen sich das Rauchen ab“ und „Schneller durch elektrische Kraft“: Mit solchen Slogans warb die Deutsche Bundesbahn in den 1960er-Jahren für die Elektrifizierung von Bahnstrecken. Dabei sind laut dem Bundesverkehrsministerium selbst heute gerade einmal 61 % des Schienennetzes in Deutschland elektrifiziert. Es ist also gar nicht selbstverständlich, dass eine Strecke „unter Strom“ steht. Die Strecke der Regiobahn (S 28) im Norden Erkraths etwa wartet immer noch auf ihre Elektrifizierung – geplant wird dies bereits seit 2014, nach aktueller Planung sollen die Arbeiten 2024 beginnen und 2026 abgeschlossen sein. Das wären dann 12 Jahre seit Planungsbeginn.

Nach fünf Jahren elektrisch

Früher ging es bei der Strecke der S 8 wesentlich schneller: 1960 wurde von der Bundesbahn ein „Neubauamt“ für die Elektrifizierung zwischen Düsseldorf und Wuppertal gegründet. Neubauämter gab es bei der Bundesbahn für größere Bauprojekte. Bereits drei Jahre später, am 2. Mai 1963, wurde die Strecke von Düsseldorf Hauptbahnhof bis Erkrath-Hochdahl unter Hochspannung von 15.000 Volt gesetzt – hätte man bis Dezember gewartet wären es runde 125 Jahre nach der Streckeneröffnung 1838 zwischen Düsseldorf Hauptbahnhof und Alt-Erkrath gewesen. Mit Plakaten wurde vor der Gefahr des Stroms gewarnt. Der Ausbau war hier bereits fertig und daher wurde der Lokschuppen am 15. Juni 1963 für Dampflokomotiven außer Betrieb gesetzt.

Noch im gleichen Jahr, am 28. September 1963, wurde auch die Fahrleitung zwischen Hochdahl und Gruiten unter Spannung gesetzt. Am 17. Februar 1964 folgte der Streckenabschnitt zwischen Gruiten und Wuppertal-Vohwinkel. Nur weitere drei Monate später, am 5. Mai 1964, war die Strecke bis nach Hagen Hauptbahnhof elektrifiziert. Bereits ein Jahr später, am 1. Mai 1965, wurde das Neubauamt schon wieder aufgelöst – nach gerade einmal fünf Jahren war die Elektrifizierung rund um Wuppertal abgeschlossen. Von Wuppertal aus waren nun die Strecken nach Düsseldorf, aber auch nach Dortmund und nach Opladen bei Leverkusen elektrifiziert.

Von der Fahrleitungsmeisterei zum Museum

Die Elektrifizierung läutete auch das Ende der Dampflokomotiven ein, auch im Lokschuppen Hochdahl war deren Zeit nun vorbei. Die Bundesbahn nutzte den Lokschuppen zunächst ab 1963 als „Fahrleitungsmeisterei (Flm) Düsseldorf“, ein Turmtriebwagen wurde hier stationiert und Bauteile für Fahrleitungen gelagert. Mitte der 1980er Jahre wurde der Lokschuppen von der Bahn nicht mehr benötigt, der Lokschuppen an eine Firma vermietet. Mit wechselnden Nutzungen wurde das Bauwerk zunehmend marode. Vor 30 Jahren, im Jahr 1993, konnte der Lokschuppen samt Gelände von der Deutschen Bahn erworben werden – nach umfangreicher Restaurierung und dem Erwerb von Exponaten wurde im Mai 1999 das Museum offiziell eröffnet.

Die Sonderausstellung zeigte auch historische Schilder, Fotos der damaligen Zeit und technische Zeichnungen. Ein zeitlicher Ablauf fasste die Ereignisse rund um die Elektrifizierung zusammen. Angesichts von an dem Tag rund 30 Grad Außen-Temperatur bei strahlendem Sonnenschein war es nicht verwunderlich, dass nur wenige Gäste in den Lokschuppen kamen und es die Leute eher in die Bäder und Seen zog. Dabei zeigt die derzeitige Sperrung der Bahnstrecke nicht nur, wie wichtig die Verbindung für Pendler geworden ist – auch an den Oberleitungen soll es wieder Arbeiten geben, ohne diese heutige Triebwagen nicht mehr fahren können.

Die Zukunft: Auch alternative Antriebe sollen als „elektrisch“ gelten
Wie beim Bundesverkehrsministerium zu lesen ist, gelten bislang Strecken als elektrifiziert, wenn sie elektrische Oberleitungen haben. Zukünftig möchte man hingegen, dass die zurückgelegten Zugkilometer auf einer Strecke als „elektrische Betriebsleistung“ maßgebend ist. Damit würden auch alternative Antriebe als „elektrisch“ gelten – beispielsweise Wasserstoff-Züge. Die Deutsche Bahn AG muss dann also wesentlich weniger Oberleitungen bauen. Das sieht dann auch statistisch schon besser aus: Bereits heute werden 74 % der Zugkilometer „elektrisch“ zurückgelegt, bis 2050 sollen es 100 % sein.

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