Lokschuppen: Schienen die verbinden

von Ria Garcia

Über soviel Fortschritt und kurze Bauzeiten können sich Bürgermeister / Bürgermeisterin auch nach 185 Jahren noch freuen. (v.l.: Josef Hinkel, Heiner Fragemann, Bettina Warnecke und Christoph Schultz) Foto: Lutz Wulfestieg

Ein Jubiläumsthema zur Saisoneröffnung ließ prominente Gäste teilnehmen: Die erste Eisenbahn in Westdeutschland ist 185 Jahre alt.

Erkraths Bürgermeister Christoph Schultz hatte es sich nicht nehmen lassen seine Amtskollegen ‘entlang der Strecke’ einzuladen und so konnte Dr. Ralf Fellenberg am vergangenen Sonntag auch die Bürgermeisterin von Haan, Bettina Warnecke, den stellvertretenden Bürgermeister von Wuppertal, Heiner Fragemann und den ersten stellvertretenden Bürgermeister von Düsseldorf, Josef Hinkel begrüßen.

Aus der Museumsausstellung

“Baubeginn war am 9. April 1838 und bereits im Dezember 1838 war das erste Teilstück zwischen Düsseldorf und Erkrath fertig”, blickte Fellenberg nach der Begrüßung der Ehrengäste auf die Geschichte dieser Strecke zurück. Die etwas mehr als 8 Kilometer lange Teilstrecke war die erste dampfbetriebene Eisenbahnstrecke im Westen Deutschland. Es waren Unternehmer aus Elberfeld gewesen, erklärte Fellenberg den Besuchern, die die Idee 1832 vorantrieben. 1835 gründeten sie die Düsseldorf-Elberfelder Eisenbahn-Gesellschaft, die im Februar 1837 von der königlichen Regierung in Düsseldorf eine vorläufig Konzession erhielt. Die Bauleitung übertrug man dem damals 34 Jahre alten Ingenieur Friedrich Eduard Wiebe, der – weil es keine Lokführer gab, die die beiden angeschafften Lokomotiven fahren konnten – kurz vor Eröffnung des ersten Teilstücks nach Belgien reiste, um den Betrieb zu erlernen. Die erste Fahrt absolvierte er dann auch selbst als erster Lokomotivführer auf der Strecke. (Quelle: Industriekultur Düsseldorf)

Quelle: EHEH

Bis zur Fertigstellung der Gesamtstrecke von 27 Kilometern waren dann aber die eigentlichen Herausforderungen zu meistern, denn es galt einen Höhenunterschied von 130 Metern zu überwinden. Eine Umlenk-Rolle mit einem Durchmesser von 1,75 Metern und zwei kleinere (die noch bis 1926 genutzt wurden) waren die Lösung. Ein ‘Seil’ wurde am herauf fahrenden Zug befestigt und das andere Ende an einer herabfahrenden Lokomotive, die damit half, den Zug nach oben zu ziehen.

Im Mai 1841 wurde der Streckenabschnitt Erkrath-Vohwinkel dem Verkehr übergeben und im September 1841 folgte der restliche Abschnitt von Vohwinkel bis Elberfeld.

Geschichte, die bis heute verbindet

Welche Bedeutung der damalige Schritt in der Eisenbahngeschichte bis heute für die Städte entlang der damaligen Route Düsseldorf – Elberfeld bis heute für unsere Region hat, betonten auch die Ehrengäste, die es sich nicht nehmen ließen, selbst ein paar Worte zu sprechen.

“Für die Städte hat der Bau der Eisenbahnstrecke nur Gutes gebracht. Beachtlich, dass er privat finanziert wurde. Wir verdanken dem Bau der Strecke einen guten Personennahverkehr, weshalb sie noch heute große Bedeutung hat, denn die Bahn ist klimafreundlich”, würdige Bürgermeister Christoph Schultz die Geschichte der Bahnstrecke. Der stellvertretende Bürgermeister der Stadt Wuppertal, Heiner Fragemann, überbrachte Grüße aus seiner Heimatstadt. “Ich weiß um die Bedeutung der Strecke”, knüpfte er an Schultz Redebeitrag an. “Der erste Abschnitt wurde in einem Tempo gebaut, dass heute nicht mehr vorstellbar ist.” Vohwinkel liegt ihm besonders am Herzen, verriet er, dort läge ein Verkehrsknotenpunkt. Er erinnerte daran, das die 27 Kilometer langen Strecke, die erste dampfbetriebene Strecke in Westdeutschland und die fünfte in Deutschland war. Die Strecke sei für Wuppertal bis heute von zentraler Bedeutung. “Aus Wuppertaler Sicht ist das eine der wichtigsten Strecken für Pendler zwischen Wuppertal und Düsseldorf. Die Bahn verbindet Menschen und fördert auch den Tourismus. Da möchte man die nächsten 185 Jahre erleben”, endete er mit seiner kurzen Ansprache.

Bettina Warnecke fasste sich kurz. In 185 Jahren werde sie nicht mehr dabei sein, aber den Worten von Fragemann schloss sie sich für ihre Stadt an: “Das Gleiche lässt sich für Gruiten sagen. Das ist eine ganz wichtige Verbindung und damit gebe ich weiter an Düsseldorf.” Josef Hinkel, stellvertretender Bürgermeister von Düsseldorf und vielen auch durch die gleichnamige Bäckerei an zwei Standorten in Düsseldorf bekannt, die er in vierter Generation weiterführt, griff den Ball auf: “Es ist schön an einem Sonntag hier zu seien, da schafft man den Weg hierher in 10 Minuten. Wir sind in der Region immer mehr zu einer Metropolregion zusammengewachsen.” Das Miteinander in der Region sei super. Hier seien inzwischen 12 bis 14 Millionen Menschen verbunden.

Die Museumsausstellung

Nach einem Gläschen Sekt und ein wenig Austausch stand dann für den restlichen Sonntag die Ausstellung zur ersten dampfbetriebenen Eisenbahnstrecke im Westen Deutschlands im Vordergrund. Die Ausstellung wurde zum 175jährigen Jubiläum der Strecke zusammengestellt und vor 10 Jahren schon einmal präsentiert. Sie zeigt die Geschichte des Baus und des ersten Betriebs und enthält sogar ein Foto der ‘Belegschaft’ des Bahnhofs in Hochdahl, dass etwa 1935 aufgenommen wurde.

Impressionen der Ausstellung

Kommentar: Hätte es den Bau dieser Strecke nicht gegeben, sähe heute vieles anders aus. Es gäbe keinen Lokschuppen in Hochdahl, der immer wieder einen Besuch wert ist. Zum Beispiel am kommenden Sonntag, denn dann ist wieder Ladies Markt. Und ohne Auto würden wir heute – wenn es die Strecke nicht gäbe – nur schwer von A nach B, beziehungsweise von Düsseldorf nach Wuppertal (mit allen weiteren Anschlussmöglichkeiten), kommen.

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